Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
getan?“
Ich zuckte mit den Schu ltern. „Ich bin gleich nach dem Aufwachen Joggen gegangen.“
David lachte auf. „Was? Du bist Joggen gegangen?“ Da ich nur erneut be stätigend mit den Schultern zuckte, lachte er erneut auf. „Wirklich? Joggen?“
„Ja. Ich habe gemerkt, dass das die Unruhe dämpft. Also gehe ich seit ein paar Wochen jeden Morgen eine Stunde ausgiebig laufen.“
David sah mich ungläubig an. „Und das hilft?“
„Ja. Danach fühle ich mich besser und im Laufe des Tages überkommt mich eh die Ruhe. Wenn nichts außergewöhnlich Aufregendes passiert, überstehe ich so den Tag.“
David schüttelte fassungslos den Kopf und lachte dann erneut auf. „Vielleicht sollte ich das als Anregung bei einem erneuten Aufeinandertreffen mit den Dunklen aufnehmen. Vielleicht kühlt die ein strammer Marsch ja auch ab.“ Dieser Gedanke schien ihn einen Moment lang zu amüsieren, dann konzentrierte er sich wieder auf mich und er wurde wieder ernst. „Funktioniert das immer, sozusagen als Druckluftventil, oder nur sporadisch?“
„Ich schätze das Erlebnis gestern beweist, wenn es darauf a nkommt, habe ich mich nicht im Griff. Monsieur Faubart hatte das Pech, mir im Weg zu stehen.“
„Das ist etwas, d as mich gestern schon interessiert hat. Woher weißt du eigentlich, dass du dein Gegenüber hypnotisieren musst, bevor du ihn berührst?“
Ich seufzte. „Ich habe keine Ahnung. Ich weiß das nicht wirklich. Also nicht bewusst. Es ist mehr so wie ein unbewusstes Programm, das da in mir abläuft. Ich wüsste ja nicht mal , wie man einen Menschen hypnotisiert. Es läuft alles automatisch ab und ich sehe mir selbst dabei zu und kann nicht eingreifen.“ Allein der Gedanke daran deprimierte mich.
David musterte mich nachdenklich. „ Ich denke, da sollten wir ansetzen. Wir müssen deine mentalen Kräfte aktivieren. Damit du dem anderen etwas entgegensetzen kannst.“
„Okay.“ Ich hatte keine Ahnung, was er damit meinte, aber ich war bereit , jede Hilfe anzunehmen, die er mir geben konnte. Was blieb mir auch schon anderes übrig.
David stand auf. „Wenn du echt nichts essen willst, gehen wir lieber ins Lesezimmer. Da ist es gemütlicher.“
Ich nickte und folgte ihm. Wir setzten uns wie in der Nacht zuvor wieder er auf den Sessel und ich in die Mitte des Sofas. Gespannt, wie es nun weiterging, sah ich ihn auffordernd an.
„Was weißt du über die Macht des Geistes?“, fragte er mich nach einer Weile.
Ich zuckte mit den Schultern. „Ich habe mal einen Text von Konfuzius gelesen, in dem stand: „Achte auf deine Gedanken! Sie sind der Anfang deiner Taten.“ Also sprich, was ich denke, beeinflusst mein Handeln.“
David warf mir ein anerkennendes Lächeln zu. „Der Geist ist alles; was du denkst, das wirst du. Ein Zitat von Buddha“, rezitierte er mit erhabener Stimme. Dann fuhr er mit normalem Tonfall fort. „Genau so ist es. Deine Gedanken bestimmen dein Leben. Mit deinen Gedanken hast du alles in der Hand, weil du mit ihnen entscheidest, wie du dich verhältst, wie du auf etwas reagierst. Wie du über eine Sache denkst, lenkt dein Erleben einer Sache. Optimisten erkennen das Gute im Leben, Pessimisten hängen sich an Negativem auf. Letztendlich gibt es immer beides im Leben. Es ist nur die Frage, wie ich damit umgehe. Wie viel Wert ich welchem Erleben zuweise. Wie viel Kraft ich einem Gedanken gebe. Die Willenskraft ist eine enorme Kraft. Eine nährende Kraft.“
„Heißt das, du ernährst dich eigentlich von der Willenskraft?“
„Im Grunde, ja. Es sind die Gedanken, die mit Gefühlen aufgeladen werden, die mich und meinesgleichen nähren. Ein loser Gedanke ist im Grunde nicht viel Wert. Nicht mehr, als sprudelndes Quellwasser. Erst wenn ihm Bedeutung beigemessen wird durch Gefühle, letztendlich durch Aufmerksamkeit, wird er ein wertvoller Gedanke, ein aufgeladener Gedanke und demzufolge ein richtungweisender, aktiver Gedanke, weil er eine Aktion, eine Handlung nach sich zieht.“
„Und diese „Ladung“ kannst du nutzen?“ Mir war Davids „Ernährung“ immer noch ein Rätsel.
„Ja. Das ist pure potentielle Energie.“
„Aha.“
David lachte über mein wohl recht zweiflerisches Gesicht. „Letztendlich besteht alles in diesem Universum aus Energie. Die Materie, die wir als Festkörper wahrnehmen, ist nichts anderes als verdichtete Energie. Auch du bist nichts anderes als verdichtete Energie. Und auch deine bisherige menschliche Ernährung besteht im Grunde genommen
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