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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Körper.
    Mit meinen verschwitzten alten Sachen und meinen Joggingschuhen in der Hand trat ich aus dem Zimmer in den breiten Gang von Davids Wohnung. Ich hörte ein Gescheppere aus der Küche , legte meine Sachen an der Wohnungstür ab und ging dann zögerlich auf die offen stehende Küchentür zu.
    „Ich habe dir einen heißen Tee gemacht“, gab David von sich, ohne sich umzudrehen, als ich in der Tür stehen blieb. Er stand an der Spüle , mit dem Rücken zu mir, und seihte gerade den Tee ab.
    „Ich will keinen Tee“, erwid erte ich unwillig.
    „Ja, ich weiß, du stehst mehr auf Kaffee, aber den gibt es erst, wenn du den hier ausgetrunken hast.“ Ungerührt drehte er sich zu mir um und hielt mir auffordernd eine Teetasse hin.
    „Ich will keinen Tee“, wiederholte ich störrisch und verschränkte die Arme vor dem Körper. „Ich will nach Hause.“
    David musterte mich eingehend und erst wirkte es, als würde er mir Widerworte geben wollen, doch dann stellte er die Tasse auf der Küchentheke ab und wechselte das Thema. „Die Sachen passen dir ja fast. Du bist groß.“ Er sagte das, als wäre ihm zum ersten Mal aufgefallen, dass ich fast so groß war wie er. Naja, nicht ganz, aber zumindest war ich größer als der Durchschnitt der meisten Frauen mit meiner ein Meter achtzig Körperlänge. Die Hose passte folglich tatsächlich von der Länge ganz gut. Ich hatte sie oben nur zweimal umschlagen müssen. Nur die Breite entsprach nicht ganz meinen Maßen. Was ja auch erbärmlich gewesen wäre, wäre es anders gewesen. Ich zeigte auf meine Füße.
    „Was man von meinen Füßen nicht behaupten kann. Deine müssen doppelt so groß sein.“ David musterte meine Füße, die in den Socken, die er mir geliehen hatte, völlig versanken. Der Zehenteil der Socken lag traurig platt ein gutes Stück vor meinen eigentlichen Zehen und es wirkte, als hätte ich Plattfüße. Er lachte leise.
    „Sieht aus, als hättest du Clownsfüße.“
    „Na, dann passen ja meine Haare dazu.“ Ich zog missmutig an einer langen Locke, die sich sofort um meinen Finger kringelte. Davids Grinsen verzog sich zu einem warmen Lächeln.
    „Ich mag dein Haar. Es passt zu dir.“
    Was sollte das denn wieder heißen? Dass ich genauso wirr war wie meine Haare? Na, danke! Ich schnaubte mürrisch auf. „Ich denke, ich gehe dann jetzt.“
    David schüttelte ganz sachte den Kopf. „Deine Haare sind noch nicht trocken, solange bleibst du hier und trinkst diesen Tee. Er wärmt dich von innen.“
    „Spielst du dich jetzt als Arzt auf? Hast du etwa ein Medizinstudium absolviert?“ Der stumme, plötzlich leere Blick, den er mir daraufhin zuwarf, ließ mich stocken. „Hast du wirklich?“, fragte ich ungläubig, von einer Ahnung getrieben.
    David seufzte und wandte sich von mir ab. „Das war in einem anderen Leben“, murmelte er leise.
    Ich starrte ihn fassungslos an. Er war Arzt gewesen bevor er nach Paris gekommen war? War das sein altes Leben gewesen? Das er aufgegeben hatte, um dem Ruf seiner Familie zu folgen? „Wie kann aus einem Arzt ein Rechtsanwalt werden?“ Ich konnte die Frage nicht zurückhalten. Ich wusste, ich müsste schleunigst aus Davids Leben verschwinden, ihn für immer aus meinem Leben streichen, aber ich konnte nicht. Ich war einfach zu erpicht darauf, etwas über den wahren David zu erfahren.
    David drehte sich wieder zu mir um, und sein Gesicht drückte deutlich aus, dass er nicht darüber reden wollte. Er nahm die Teetasse wieder auf. „Ich habe beides studiert. So hatte ich die Wahl.“
    Seltsamerweise klang es nicht so, als hätte er eine Wahl gehabt. „Das sind ziemlich gegensätzliche Fachgebiete. “ David zuckte nur unbestimmt mit den Schultern. Es war eindeutig, dass er nicht darüber sprechen wollte.
    „Trinkst du jetzt endlich den Tee?“ Er hielt mir erneut auffordernd die Tasse hin. Sehr bestimmt diesmal.
    „Ich halte nicht viel von ärztlichen Tipps“, gab ich grummelnd von mir, nahm sie aber trotzdem entgegen, weil mein Hals sich so trocken anfühlte.
    „Du hältst prinzipiell nichts von gutgemeinten Tipps“, erwiderte David trocken, woraufhin ich ihm einen düsteren Blick zuwarf.
    „Wieso sollte ich auch. Wo ich doch so einzigartig bin. Wer könnte mir da schon Tipps geben?“ Ich verzog mein Gesicht zu einer sarkastischen Grimasse.
    David schüttelte resigniert den Kopf. „Einzigartig, eigensinnig und stur. Eine gefährliche Kombination. Pass auf, dass du dich damit nicht selbst austrickst.“
    Ich

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