Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
ganze Fahrt über. Währenddessen war David erstaunlich gesprächig und unterhielt sich entspannt mit Marianne über belangloses Zeugs. Er beachtete mich nicht weiter und es fühlte sich an, als hätten die beiden mich irgendwann während ihres Gesprächs völlig vergessen . Als er vor dem Kinokomplex anhielt, schob er dann aber wie selbstverständlich die Rückenlehne seines Sitzes nach vorne, um mir beim Aussteigen behilflich zu sein, und er hielt mir sogar seine Hand hin, doch ich ignorierte ihn und stieg auf Mariannes Seite aus.
Ich wusste, dass das kindisch war, aber ich wollte ihm unmissverständlich klar machen, dass ich ihm nicht so einfach auf den Leim ging, wie all die anderen, ihn bedingungslos anhimmelnden, weibl ichen Wesen.
Er reagierte gelassen darauf und ließ sich nicht anmerken, ob es ihn ärgerte. Marianne hakte sich sofort bei ihm unter und zog ihn zum Eingang. Ich trottete hinterher wie ein geprügelter Hund und fühlte mich auch so, immerhin war ich nicht wirklich freiwillig mitgekommen. Ich fragte mich, wie es hatte soweit kommen können, dass ich mich so herumkommandieren ließ und stieß David im Stillen ein paar unflä tige Schimpfwörter an den Kopf.
Obwohl ich es irgendwie nicht erwartet hatte, warteten am Kino t atsächlich Brigitte und Julien auf uns und wenig später gesellte sich sogar noch Sebastien dazu.
Meine Laune war inzwischen auf dem Tiefpunkt und so hielt ich mich möglichst Abseits von allen. Vor allem war ich sehr darauf bedacht, zwischen David und mir den größtmöglichen Abstand einzuhalten. Ich war stinksauer, dass ich tatsächlich im Begriff war, mein weniges, kostbares Geld für einen Kinobesuch auszugeben. Für einen Film, der mich mitnichten interessieren würde und in dem ich mich die ganze Zeit nur langweilen würde, da war ich mir sicher.
Ich warf David offen giftige Blicke zu, weil er Schuld an meiner Misere hatte und ich war versucht, einfach abzuhauen, aber das traute ich mich dann doch nicht. Ich wollte unter Mariannes Freunden nicht noch negativer auffallen , als es eh schon der Fall war.
Brummelnd zahlte ich meinen Eintritt für irgendeinen US-Blockbuster. Ich sah gar nicht hin, für was ich da bezahlte und trottete missmutig den anderen hinterher. Ich war müde, erschöpft und noch angeknackst von den Erlebnissen der letzten Nacht und wollte einfach nur nach Hause in mein stilles Kämmerchen.
Und da ich so damit beschäftigt war, mein Schicksal zu verfluchen, achtete ich nicht mehr auf die anderen und fand mich am Ende völlig unerwartet in einem Sitzplatz in der letzten Reihe wieder, der auf der einen Seite direkt an einen Seitengang g renzte und auf der anderen …
… da saß David.
Ich konnte es nicht fassen!
Wie hatte denn das passieren können? Ich hatte doch so darauf geachtet, Abstand zu ihm zu halten, und jetzt saß er doch tatsächlich neben mir. Wieso?
Ich warf ihm einen mürrischen Blick zu, doch er beachtete mich gar nicht. Ich sah die Reihe entlang und entdeckte, dass neben ihm Sebastien saß, dann kam Brigitte, dann Julien und schließlich Marianne. Ganz am anderen Ende. Wo sie doch mit Sicherheit liebend gerne neben David sitzen würde.
Und ich mich nach ihrem Platz sehnte! So herrlich weit weg von David. Ich lehnte mich nach vorne und versuchte ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, um sie zu bitten, unsere Plätze zu tauschen , irgendeine Ausrede würde mir schon einfallen, doch gerade als ich ihr zuwinken wollte, lehnte sich David nach vorne und verbarg mir die Sicht.
Ich starrte auf seinen breiten Rücken, den er mir zustreckte, und fragte mich, ob er das absichtlich tat. Während mir diese r verwirrende Gedanke durch den Kopf schwirrte, schwankte ich zwischen der Möglichkeit, ihm wütend in den Rücken zu boxen oder einfach schnell aufzustehen und das Weite zu suchen, doch bevor ich mich entscheiden konnte, ging das Licht im Kinosaal aus und David setzte sich wieder auf seinem Sessel zurecht und wandte sich mir zu. „Popcorn?“
Seine eisblauen Augen schienen selbst im Dunkeln zu leuchten und blickten mich gleichmütig an.
Er war mir sehr nah. Zu nah. Ich wich zurück und drückte mich in die rechte Ecke meines Sessels. Ich wandte meinen Blick ab, ohne ihm zu antworten und sah st arr geradeaus auf die Leinwand.
Und wünschte mich weit weit weg. Am liebsten in die Bibliothek. In irgendeine der ruhigen Ecken, mit einem interessanten Buch in der Hand und absoluter Ruhe und Einsamkeit um mich herum. Stattdessen war ich mir Davids
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