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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Louka
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Nähe nur allzu unangenehm bewusst und mein Körper schien auch allergisch auf ihn zu reagieren, denn in meinem Kopf breitete sich wieder ein unangenehmes Druckgefühl aus.
    Er hingegen aß in aller Seelenruhe sein Popcorn und sah dabei gelangweilt auf den Vorspann, der über die Leinwand flimmerte. Zumindest meinte ich, das aus den Augenwinkeln zu erkennen. Ich traute mich nicht, ihn anzusehen. In meinem Inneren tobte ein absolutes Gefühlschaos. Ich spürte wieder diese seltsame Mischung aus Argwohn, Misstrauen und Abscheu, doch diesmal mischte sich darunter ein Gefühl der Neugierde, das sich unweigerlich zu David hingezogen fühlte. Doch ich vermutete, dass das nur an seinem magischen Charme lag, den er auf alle weiblichen Wesen auszuüben schien und dem gegenüber auch ich anscheinend nicht völlig immun war, auch wenn ich mir die größte Mühe gab.
    Ich konnte nicht leugnen, dass David eine ungeheuerliche Ausstrahlung besaß, die mich jetzt, wo ich so dicht neben ihm saß, mit voller Wucht traf. Es war eine Mischung aus gelassener Coolness, göttlichem Aussehen und einer unterschwelligen, geheimnisvollen Schwingung, bei der ich mich nicht entsch eiden konnte, ob sie gefährlich und anziehend oder doch eher überheblich und kühl war. Auf jeden Fall war er mir unheimlich, weil ich irgendwie das Gefühl nicht loswurde, dass er mich beobachtete, auch wenn er mich gar nicht ansah, sondern seinen Blick starr auf die Leinwand gerichtet hielt.
    Ich rutschte unruhig auf meinem Sessel herum und konnte mich keine Sekunde lang entspannen. Zum Glück fing der Film endlich an und ich hoffte, das würde David endlich von mir ablenken. Und mich hoffentlich von ihm. Als ich allerdings entdeckte, dass es sich um einen Fantasyfilm handelte, stöhnte ich leise auf.
    „Was ist? Magst du keine Gruselgeschichten?“ Davids Stimme klang so leise, dass ich fast dachte, ich hätte mich verhört, doch als ich zu ihm hinüber sah, bemerkte ich, dass er mich neugierig musterte.
    „In der Regel langweilen sie mich, weil sie immer so schrecklich unrealistisch sind.“
    D araufhin grinste David mich an. Was ihn irgendwie jünger und sympathischer wirken ließ. Nicht mehr so unnahbar. Ich wandte schnell den Blick ab. Das letzte, was ich wollte, war David sympathisch finden.
    Mit aller Macht versuchte ich mich auf den Film zu konzentrieren, und die ersten zehn Minuten war er gar nicht mal so übel. Doc h dann wurde er haarsträubend.
    Irgendwelche untoten Wesen versuchten die Menschheit zu unterjochen und verbreiteten auf ihrem Weg zur Übernahme der Weltmacht Angst und Schrecken. Die meisten Szenen spielten – oh Wunder – in der Dunkelheit , an mystischen Orten und es gab ein großes Gemetzel nach dem anderen. Ich konnte mir ein weiteres Stöhnen angesichts der Ideenlosigkeit des Drehbuchautors nicht verkneifen und wünschte mich erneut in die friedliche Stille der Bibliothek.
    Da der Film mich nervte und ich Abl enkung von der Anwesenheit meines Sitznachbarn brauchte, fing ich an, in Gedanken mein Referat über Voltaires Candide zu verfassen, das ich nächste Woche im Literaturkurs halten sollte.
    Anfangs funktionierte das ganz gut, doch auf Grund des haarsträubenden Treibens auf der Leinwand, dem ich mich nicht ganz entziehen konnte, vermischte sich Candides Odyssee durch „Die beste aller Welten“ irgendwann mit dem bestialischen Siegeszug der Untoten, was mich zugegebener Maßen nach einer Weile ziemlich amüsierte.
    Die Idee, Voltaires gesellschaftskritische Weltsicht mit der Machtgier der Untoten zu umschreiben, peppte die Geschichte irgendwie auf und mein Hinzudichten von Candides Figur verlieh den ansonsten gestelzten Dialogen des Films eine gewisse Raffinesse. Darüber vergaß ich völlig, wer neben mir saß und zwischendurch musste ich grinsen, bei der Vorstellung, bei meinem Vortrag nächste Woche tatsächlich die verbindenden Elemente zwischen Voltaires gesellschaftskritischem Werk und diesem Hollywood Blockbuster darzustellen.
    Professor Pradin würde mich entweder enthusiastisch loben, weil ich es geschafft hatte, die Werke der modernen Filmindustrie mit der klassischen Literatur zu vergleichen oder er würde mich umgehend exmatrikulieren lassen.
    Was wahrscheinlicher war, da Monsieur Pradin nicht gerade zu den humorvollsten Menschen zu gehören schien. Er nahm die klassische Literatur sehr ernst und würde sich mit Sicherheit nie einen solchen Schwachsinn ansehen, aber mir vertrieb mein gedankliches Umschreiben des

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