Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
ich mich doch daran festhalten.
Ich versuchte mich auf die Unterhaltung zwischen Marianne, Julien und Sebastien zu konzentrieren, doch sie sprachen über irgendeine Vernissage, die angeblich gerade von allen besucht wurde und der absolute Schrei war, und da mich das langweilte, sah ich mich unauffäl lig nach den anderen Gästen um.
Obwohl ich keinen der Anwesenden kannte, so war doch sofort ersichtlich, dass hier tatsächlich nur die High Society von Paris vertreten war. Das sah man an den extravaganten Roben und dem exklusiven Schmuck, den die Damen mit einer solchen Selbstverständlichkeit zur Schau stellten, dass klar war, dass sie wohl tatsächlich selten etwas anderes trugen. Und die Art und Weise, wie alle sich kultiviert begrüßten und miteinander unterhielten, ließ deutlich werden, dass man sich hier untereinander kannte. Ich kam mir im Gegensatz zu ihnen verkleidet vor und hatte den Eindruck, dass man mir das auch ansah. Wieso sonst würden mich alle hier so seltsam mustern? Zu allem Überfluss spürte ich in meinem Rücken immer noch Davids Blick auf mir ruhen und das machte mich mehr als nervös. Zum Glück tauchte in dem Moment Brigitte mit Martin auf und es gab eine große Begrüßungszeremonie mit Küsschen links , Küsschen rechts und gegenseitigen Bewunderungsausrufen.
Auch Brigitte hatte sich ordentlich in Schale geworfen. Sie trug ein langes, enges, schwarzes Kleid und ihre blonden Locken umschmeichelten sanft ihr Gesicht. Sie war sichtlich erfreut über die Komplimente ihrer Freunde und musterte mich mit einem skeptischen Blick, sagte aber nichts. Sie überging mich einfach und verstrickte die anderen in eine Unterhaltung, die mich sichtlich ausschloss. Ich stand mal wieder daneben wie Falschgeld und daran änderte auch mein atemberaubendes Kleid nichts. Ich gehörte nun mal nicht dazu.
„Lass uns den anderen zeigen, was in Dir steckt.“ Davids Stimme klang rau und rauchig, als er mir diese Worte so völlig überrumpelnd ins Ohr flüsterte. Zumindest kam es mir so vor, als hätte er sie mir ins Ohr geflüstert, denn ich spürte einen heißen Schauer von meinem rechten Ohr aus nach innen in meinen Körper wandern. Doch als ich mich umdrehte, stand er in angemessenem Abstand hinter mir und sah mich gelassen an. Bevor ich reagieren konnte, fuhr er mit lauter Stimme fort, so dass alle es hören konnten. „Josephine? Würdest du mir die Ehre erweisen, mich nach Innen zur Show zu begleiten?“
Überrumpelt von diesem unerwarteten Angebot warf ich einen Seitenblick auf Marianne, die ebenfalls kurz perplex drein blickte, sich dann abe r sofort wieder im Griff hatte.
Ohne darauf zu reagieren wandte sie sich J ulien zu, der neben ihr stand und reichte ihm mit einem breiten, aufreizenden Lächeln ihren Arm. „Begleitest du mich ins Innere?“ Julien ließ sich nicht lange bitten. Er nahm Mariannes Arm, hakte sie bei sich unter und geleitete sie ins Innere des Gebäudes, wo in wenigen Minuten die Modenschau des Designers beginnen sollte.
Ohne einen Kommentar hängte sich auch Brigitte bei Sebastien auf der einen und Martin auf der anderen Seite ein, und die drei folgten Marianne und Julien ins Innere. Ohne auf mich oder David zu achten. So als existierten wir gar nicht.
Ich biss mir auf die Unterlippe. Nun war ich alleine mit David . Er sah mich ruhig an und wartete geduldig auf meine Antwort. Ich bekam schon wieder kein Wort heraus. Ich wusste, ich musste etwas sagen, aber ich konnte nicht. Meine Stimme war wie weggefegt, in meinem Kopf schossen die Gedanken wirr durcheinander und mein Bauch schlug Purzelbäume. Was war nur los mit mir? So kannte ich mich gar nicht.
David legte den Kopf schief. „Du musst nicht mit mir reden. Eigentlich ist mir das sogar lieber. Du hast ja herausgefunden, dass ich auch lieber schweige. Aber ich finde, du bist mir diesen gemeinsamen Auftritt schuldig. Wo ich extra mein Hemd auf dein Kleid abgestimmt habe.“ Seine eisblauen Augen blitzen belustigt auf, was mich schließlich aus meiner Starre löste.
Ich schnappte nach Luft weil ich merkte, dass ich den Atem angehalten hatte. „Ich schätze es war eher umgekehrt. Du brauchtest ein Kleid, das zu deinem Hemd passt. Und ich bevorzuge es tatsächlich zu schweigen.“
Ich stellte mein Champagnerglas einem vorbeieilenden Kellner aufs Tablett und gab David mit einem leichten Kopfnicken zu verstehen, dass ich bereit war, ihn zu begleiten.
Er lachte ein raues Lachen, kam auf mich zu, nahm meine Hand und hängte sie
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