Envy-[Neid]
ihrem Schoß glatt und rückte die dreifache Perlenkette um ihren Hals zurecht, auf dem sich heftige Zornesflecken zeigten.
»Noah, pass auf«, sagte sie ruhig, »dass ich nicht wütend auf dich werde.«
Wie sie lächelte auch er unverwandt weiter. Nur seine Stimme hatte einen schärferen Klang. »Drohst du mir?«
»Da du nun mal ein kalter, herzloser Mistkerl bist, erkennst du doch eine Drohung, wenn du eine hörst, oder?«
»Ist es nicht der kalte, herzlose Mistkerl, dem du nicht widerstehen kannst?«
Da Nadia sah, dass der erwartete Schriftsteller eingetroffen war und vom Maître d’ zu ihrem Tisch geleitet wurde, warf sie ihm ein strahlendes Lächeln zu und flüsterte ihm kaum hörbar ins Ohr: »Dir zuliebe, Noah, denk immer daran, dass ich dir eine Lektion in Sachen Herzlosigkeit erteilen könnte.«
Im Anschluss an diesen langweiligen Lunch begleitete er sie aus dem Restaurant ins Freie, wo eine Limousine mit Chauffeur auf sie wartete. Aber Nadia lehnte seine Einladung zu einer Rückfahrt in ihr Büro höflich ab.
In der Hoffnung, es wirke wie ein freundliches Händeschütteln unter Kollegen, ergriff er ihre Hand und zwickte sie dabei vertraulich. Diese Geste würde sie verstehen.
»Falls es so aussieht, Nadia, als ließe ich die Scheidung schleifen, dann nur, weil ich keinen grundlegenden Fehler begehen will, der uns diesen Deal kosten könnte. Um das durchzuziehen, müssen wir bereit sein, ein paar Opfer zu bringen. Ich kann momentan meine Ehe mit Maris nicht auflösen. Das steht außer Frage. Das verstehst du doch, oder?«
Zu seiner enormen Erleichterung lächelte sie geziemend reumütig zu ihm auf. »Natürlich verstehe ich das. Ich bin eben nur ungeduldig, weil ich mit dir zusammen sein möchte.«
»Nicht weniger als ich. Offen gestanden«, sagte er, wobei er einen halben Schritt näher trat, »wäre ich gerade jetzt gern in dir.«
Sie schloss die Augen und schwankte leicht in seine Richtung. Anschließend warf sie vorsichtig einen Blick in die Runde, ob sie auch sicher niemand beobachtet oder gehört hatte. »Du Böser. Du hast mich ganz nass gemacht.«
»Dann kann’s ja nicht schnell genug sechs Uhr werden.« Nach einem raschen Händedruck stieg er auf den Rücksitz der wartenden Limousine und lächelte in sich hinein. Das Geheimnis, Nadia zufrieden zu halten, lag zwischen ihren Beinen; es genügte, dafür zu sorgen, dass sie ständig erregt war. Dort lag die Hauptquelle ihres Selbstwertgefühls. Darum kreiste ihr Ego. Wenn sie an dieser Stelle glücklich war, war sie es auch sonst.
Obwohl ihm ihr Dauernörgeln nicht passte, hatte ihn der Wortwechsel mit ihr für seine Kraftprobe mit Maris stimuliert und aufgeputscht. Nennen wir es doch eine Theaterprobe, dachte er, während er aus dem Lift stieg, die Glastür zu den Vorstandsbüros von Matherly Press aufstieß und schnurstracks auf Maris’ Büro zustrebte.
Aber sie war nicht da. Beim Hinausgehen stieß er mit ihrer Assistentin zusammen. »Kann ich Ihnen helfen, Mr. Reed?«
»Ich suche Maris.«
Fragend schaute sie ihn an. Dicke Brillengläser vergrößerten ihre Augen. »Mr. Reed, sie kommt heute nicht. Sie wissen doch, sie fliegt wieder nach Georgia.«
Fliegt wieder nach Georgia? Seit wann? Scheiße! Das passte ganz und gar nicht in seinen Zeitplan.
Sich nicht vor der Sekretärin zu blamieren, erforderte sein geballtes schauspielerisches Talent. »Richtig, richtig. Ich weiß ja, dass sie heute abreist, aber sie meinte, sie würde vor der Fahrt zum Flughafen hier noch mal kurz vorbeischauen.«
»Tatsächlich? Mir hat sie etwas anderes gesagt.«
»Hmm, vermutlich hat sie es sich anders überlegt.« Er zwang sich zu einem Lächeln. Hoffentlich wirkte es natürlicher, als es sich anfühlte. »Ich werde es auf ihrem Handy versuchen.«
Obwohl er sage und schreibe ein Dutzend Mal anrief, erreichte er immer nur ihre Mailbox. Offensichtlich wollte sie nicht erreicht werden. Den ganzen restlichen Arbeitstag verfluchte er sie. Wenn sie unverhofft aufgetaucht wäre, hätte er sie liebend gern mit bloßen Händen erwürgt.
Dass sie die betrogene Ehefrau mimte und fortrannte, geschah zum ungünstigsten Zeitpunkt. Hatte er ihr denn nicht klar gemacht, dass er sich von ihr keinen Mist mehr bieten ließe? Dass sie, gemäß seiner Anweisung, brav zu kuschen hatte? Ihr Schmollen konnte die ganze Sache ruinieren.
Bei genauerem Nachdenken allerdings… Sollte sie sich doch zum Teufel scheren.
Er war im Besitz jenes Dokuments, das Howard Bancroft
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