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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wollte.
    Verständlicherweise würde der Eindringling als Bedrohung angesehen. Aus dem ersten Instinkt heraus würde er seine Position und Bedeutung schützen wollen. Außerdem würde er die Person, um die er sich kümmerte, vor jedem eventuellen Schaden bewahren wollen.
    Aber Mike hatte sich ihr gegenüber nicht eifersüchtig benommen. Er behandelte sie nicht als mögliche Gefahr für Parker, im Gegenteil. Er schien ehrlich erfreut zu sein, dass sie in ihrer beider Leben getreten war. Er hatte sie in jeder Hinsicht freundlich behandelt und sich selbst in den unwichtigsten Auseinandersetzungen öfter auf ihre Seite geschlagen als auf Parkers.
    Trotzdem wurde sie das Gefühl nicht los, Mike hätte im Großen und Ganzen eine Vorstellung davon, was sie unten am Strand getrieben hatten. Und er schien damit nicht einverstanden zu sein. Das war die Basis seiner Entrüstung, egal, was sonst noch eine Rolle gespielt haben mochte. Nach ihrer Rückkehr ins Gästehaus entdeckte sie, dass sie ihre Bluse nicht korrekt zugeknöpft und in der Eile einen Knopf übersehen hatte. Ein verräterisches Zeichen für eine Fummelei.
    Trotzdem war sie eher verblüfft als verlegen. Sie und Parker waren längst über das Alter hinaus, in dem man jemandem Rechenschaft schuldig ist. Außerdem hätte Mike klar wissen müssen, dass am Strand alles in gegenseitigem Einverständnis passiert war. Sah er darin eventuell ein moralisches Problem? Mike hatte keine Ahnung vom gegenwärtigen Zustand ihrer Ehe. Dachte er, Parker hätte eine Romanze mit der Frau eines anderen?
    Jedenfalls bedeutete ihre Rückkehr ins Haus das Ende aller anderen Pläne, die sie und Parker gehegt hatten, um dort weiterzumachen, wo sie am Strand aufgehört hatten. Klugerweise war sie bis heute Morgen im Cottage geblieben. Und auch Parker war nicht gekommen, obwohl sie in der vagen Hoffnung, er würde zu ihr kommen, lange wach gelegen hatte. Beim Frühstück heute Morgen war er unwirsch und gereizt gewesen. Mehr als sonst. Außerdem hatte er sich benommen, als wären sie nie zusammen am Strand gewesen.
    All das drückte ihr schwer aufs Gemüt. Verzweifelt versuchte sie, diese depressive Stimmung abzuwehren. Trotz des zärtlichen Liebesspiels gestern war ihre Beziehung zu Parker immer noch vage und unsicher. Jeden Moment befürchtete sie eine heftige Gefühlsverlagerung, die sie kopfüber in Verzweiflung stürzen würde.
    Schon einmal hatte sie ein Mann zum Narren gehalten. Gerade diesen Fehler wollte sie nicht wiederholen. Nie mehr. Und ganz gewiss nicht binnen einer Woche.
    Nach jenem ersten lahmen Versuch, über Koffein zu plaudern, hatte keiner ein Wort gesagt, weder sie noch Parker. Nur zufällig hatten sich ihre Blicke flüchtig getroffen. Parker schien alles daran zu setzen, jeden Blickkontakt zu vermeiden.
    Verlegen fragte sie, ob er mit dem, was er heute Morgen geschrieben habe, zufrieden sei.
    »Schätzungsweise ist es in Ordnung«, nuschelte er in seinen Kaffeebecher, ohne den Kopf zu heben.
    Das war albern. Sie waren erwachsene Menschen, keine Teenager. Bis jetzt hatte er keine Gelegenheit ausgelassen, unverblümte sexuelle Anspielungen ins Gespräch einfließen zu lassen. Vom Abend ihrer ersten Begegnung an hatte er sich definitiv nicht gescheut, offen zu zeigen, wie attraktiv er sie fand. Seine plötzliche Schüchternheit ergab keinen Sinn.
    »Hat dir Mike die Leviten gelesen?«
    Er schaute zu ihr hinüber. »Wegen des Vorspiels?«
    »Ich… Wegen der Verführung einer verheirateten Frau, wollte ich sagen.«
    »Habe ich das denn getan?«
    »Nach eindeutiger Aufforderung.«
    »Dann gilt das als Verführung auf Treu und Glauben?«
    »Parker, spielen wir jetzt irgendwelche semantischen Spielchen, oder wirst du nun meine Frage beantworten?«
    »Mike ist um dich besorgt.«
    »Warum?«
    »Er hält mich für durch und durch verdorben.«
    »Er hält dich für den Nabel seiner Welt.«
    »Er hat Angst, ich würde dir weh tun«
    Mit unverwandtem Blick fragte sie: »Wirst du das denn?«
    »Ja.«
    Seine unumwundene Antwort kam überraschend. Ohne den endlich erfolgten Blickkontakt abzubrechen, setzte sie sich an den Küchentisch. »Wenigstens bist du ehrlich.«
    »Brutal ehrlich. Das stößt die meisten Leute ab.«
    »Weiß ich, aber ich bin nicht die meisten.«
    Seine harten Lippen entspannten sich. Noch vor Sekunden war sein Blick distanziert gewesen, nun funkelte etwas darin auf. Seine Augen wanderten über sie und verweilten immer wieder. Auf ihrem Mund, ihren Brüsten,

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