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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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liegen lassen können, dass ihr am Strand seid.«
    »Hätte ich. Allerdings habe ich befürchtet, du würdest dann umgehend deine mütterlichen Instinkte einschalten und uns nachkommen, um auch ja sicherzugehen, dass mit den Kiddies alles in Ordnung ist.«
    »Und sie keinen Blödsinn machen.«
    Ohne einen Hauch Humor sagte Parker scharf: »Ganz genau, Mike. Ich wollte nicht, dass du uns beim Doktorspielen überraschst. Mir wäre das ja egal, aber Maris vielleicht nicht.«
    »Womit ich beim nächsten Punkt wäre.«
    »Den will ich gar nicht hören.«
    »Du hast dir einen Racheplan ausgedacht, den du bis zum bitteren Ende durchziehen wirst, nicht wahr?«
    »Das hatten wir bereits.«
    »Nicht wahr?«
    »Und wie, verdammt noch mal!«, brüllte Parker.
    Aber Mike ließ sich von seinem Geschrei nicht abschrecken. »Und wie soll das letzte Kapitel aussehen?«
    »Was, ich soll das Ende verraten? Soll dir alles erzählen und die Überraschung verderben? Ich denke ja gar nicht daran.«
    Wütend funkelte Mike ihn an. »Es wird kein Happy End geben.«
    »Ich träume nicht von hymnischen Kritiken.«
    »Nur von Rache.«
    »Und die ist immer eine gute Motivation, also auch ein guter Plot. Bist du jetzt fertig?«
    »Nicht ganz. Was ist mit Maris?«
    »Sie ist ein wesentlicher Bestandteil des Plots.«
    »Du benutzt sie, stimmt’s? Obwohl sie ist, wer sie ist.«
    »Weil sie ist, wer sie ist.«
    Mike musste Parkers unerschütterlichen Entschluss gespürt haben. Vielleicht hatte aber auch sein herrischer Ton den alten Mann merken lassen, dass er seine Grenzen überschritten hatte. Vielleicht war er aber auch nur erschöpft. Jedenfalls war Mikes Zorn verraucht. Seine wütende Pose wich wieder der leicht zusammengesackten Haltung älterer Menschen. »Parker, ich flehe dich an, gib auf. Lass das sein. Sag Maris alles. Dir und ihr zuliebe. Sag es ihr.«
    »Was soll er mir sagen?«
    Beim Klang ihrer Stimme fuhren beide herum. Sie war offenbar mitten in einen ausgeprägten Wortwechsel geraten, der fast wie ein Streit wirkte. »Was soll er mir sagen?«, wiederholte sie.
    »Ich habe ein paar neue Seiten geschrieben«, sagte Parker. »Sie werden gerade ausgedruckt.«
    »Ich hole sie.« Mike warf Parker einen viel sagenden Blick zu, ohne dass Maris hätte entziffern können, was dahinter steckte. Er ging in den Wintergarten und ließ sie allein.
    »Er hat gerade eine frische Kanne Kaffee gemacht«, bemerkte Parker.
    »Danke, aber ich habe schon mehr getrunken, als ich vertrage. Wenn ich heute Morgen noch eine Tasse trinke, schaukle ich mit deinem Gespensterfreund am Kronleuchter.«
    »Für den Anblick gäbe ich was.« Sein Lächeln wirkte gezwungen, der Witz schal.
    Maris konnte sich die Stimmung im Haus hauptsächlich deswegen nicht erklären, weil sie sie nicht recht fassen konnte. Alles hatte gestern Abend angefangen, als sie und Parker vom Strand zurückkamen. Mike, der während ihrer Abwesenheit eingetroffen war, hatte mit aufgestützten Armen und besorgter Miene auf der Veranda gestanden und nach ihnen Ausschau gehalten. Er hatte sie gescholten, weil sie bis auf die Haut durchnässt waren, und geschimpft, ein derart verrücktes unverantwortliches Benehmen habe er zwar von Parker erwartet, aber Parker hätte kein Recht, Maris in seine Narreteien einzubeziehen.
    Anschließend hatte er Parker in dessen Schlafzimmer auf der Rückseite des Hauses gescheucht. Obwohl Maris wusste, um welches Zimmer es sich handelte, hatte man sie nie zur Besichtigung eingeladen, nicht einmal als Mike sie durchs ganze Haus geführt hatte, einschließlich seiner eigenen Suite und den noch nicht fertigen Räumen im ersten Stock.
    Mit einem leisen Gefühl der Niedergeschlagenheit über das abrupte Ende des romantischen Abends hatte sie sich ins Cottage zurückgezogen. Eines spürte sie: Mike hatte sich nicht darüber aufgeregt, dass sie in den Regen geraten waren, ja nicht einmal über ihre heimliche Abwesenheit. Er war mehr als nur leicht verärgert, und besorgter, als es die Situation rechtfertigte.
    Sie kam einfach nicht dahinter, was sie getan oder nicht getan hatten, das ihn derart aufgebracht hatte.
    Bei jedem anderen hätte sie vermutet, dass der persönliche Betreuer auf den Neuankömmling eifersüchtig war. Vieles sprach dafür, dass jemand in Mikes Position jeden ablehnen würde, der sich in das bequeme Leben einmischte, das er für seinen Schützling aufgebaut hatte. Ihre gemeinsamen Tage besaßen einen Rhythmus, den er nicht gestört sehen

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