Envy-[Neid]
über ihn. Der Gedanke an ihn war flüchtig wie Seitenstechen, das nur einen Moment weh tut, bevor es vorbeigeht.
Stattdessen konzentrierte sie sich auf den wunderbaren Druck, den Parker ausübte, der immer noch in ihr ruhte. Sie presste die Schenkel dicht zusammen und drückte ihren Bauch gegen seinen, um die Nähe bis zum Letzten auszukosten.
Nur ihre Lippen bewegten sich. Sie küsste seine Kehle.
»Ende?«
Erst nach mehreren Augenblicken antwortete er. »Nicht ganz, Maris.«
Aber da war sie schon eingeschlafen.
Kapitel 34
Daniel stand am Küchenfenster, aß ein Sandwich und starrte in die Regennacht hinaus. Immer wieder erhellten Blitze die Landschaft, aber es war ein freundlicher Sturm, der weder Bedrohung noch Gefahr ausstrahlte, ein Sommergewitter, das rasch wieder verschwinden und bei Sonnenaufgang einen klaren Himmel hinterlassen würde.
Das Telefongespräch mit Maris ließ sein Gehirn auf Hochtouren laufen. Es rotierte förmlich. Wenn doch sein Körper auch noch derart aufputschende Schnellstarts erleben würde. Dann hätte er jetzt mit dem Fahrrad nach New York zurückfahren und danach einen Marathon rennen können. So trainiert und robust fühlte er sich mental.
Nach dem Anruf hatte er eine Stunde lang versucht einzuschlafen, bis er schließlich vor seiner Schlaflosigkeit kapitulierte und herunterkam. Daheim waren mitternächtliche Snacks verboten, besonders wenn sie mehr Gramm Fett enthielten, als ihm für eine ganze Woche erlaubt waren. Aber heute Nacht bewachte keine Maxine mit Argusaugen den Kühlschrank, und was sie nicht wusste, machte sie auch nicht heiß. Früh genug würde sie wieder da sein und ihn wie ein Kind herumkommandieren und überwachen.
Gott sei Dank, dachte er und kicherte vor sich hin. Was hätte er all die Jahre getan, wenn sich nicht Maxine und Maris liebevoll um ihn gekümmert hätten.
Er verputzte das ganze Sandwich. Das war ein Genuss gewesen, ganz zu schweigen von der Wärme, die ein doppelter Cognac in ihm verbreitete. Statt ihn träge und schläfrig zu machen, hatte ihn der Alkohol irgendwie belebt. Er war unruhig und bereit zum Handeln.
Schon immer war er ein Mann der Tat gewesen, der nur selten Probleme auf kleiner Flamme vor sich hin köcheln ließ. Er liebte es, sich ihnen sofort zu stellen. Stillhalten war nicht seine Art. Er zog es vor, seine Energie in positive und produktive Kanäle zu leiten, anstatt sie mit Selbstzweifel und unentschlossenem Händeringen zu vergeuden.
Diese Situation jedoch erforderte mehr Überlegung als die meisten anderen. Über die Reihenfolge der notwendigen Aktionen zu ihrer Rechtfertigung war er sich noch unsicher. Von selbst ergab sich keine Gelegenheit zu einer raschen, tödlichen Attacke. Wie Quecksilber änderte sich die Situation ständig. Es handelte sich um ein vielschichtiges komplexes Rätsel, worin vieles und viele verwickelt waren: Familie und Geschäft, Einzelpersonen und Geld, Macht und Emotionen. Eine komplizierte Mischung, besonders weil eine der darin verwickelten Personen seine Tochter war.
Zum Glück war Maris in Georgia, weg von New York. Die Sache konnte jeden Moment hässlich werden. Um es krass zu formulieren: Die Scheiße konnte jeden Moment hochgehen. Je mehr Distanz Maris dazu hatte, umso besser. Ein Teil des Medienfallouts würde unvermeidlich auch sie treffen, doch er hoffte, sie möglichst gut dagegen abzuschirmen, wobei ihm die Geographie helfen würde. Die persönlichen Aspekte, die betroffen wären, wenn sie diesen Misthaufen aufräumten, würden für sie noch schmerzhaft genug werden. Wenn das unter den Augen der Öffentlichkeit geschähe, wäre es die Hölle.
Trotzdem, dachte er lächelnd, wird sie nicht ungetröstet sein.
Schon vor Monaten hatte er klar erkannt, dass ihr Mann und ihre Ehe sie nicht glücklich machten. Ebenso klar hatte er gesehen, dass nicht nur die Arbeit an diesem Buch sie wieder auf die Insel gezogen hatte.
Ihre Pflichten und Verantwortungen bei Matherly Press genügten, um einen leistungsorientierten Menschen wie sie voll auszulasten. Normalerweise verhinderten die Mühlen des Alltags, dass sie sich persönlich mit einem Autor und einem Buch befasste, auch wenn sie dazu noch so sehr bereit wäre. Doch das war sie vorher nie gewesen.
Man musste kein Nobelpreisträger sein, um daraus zu schließen, dass der Anreiz nicht ausschließlich von diesem Buch ausging, sondern vom Autor, Parker Evans, alias Mackensie Roone.
O ja, er hatte den Namen von Maris’ scheuem Autor
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