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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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dass Sie’s getan haben. Diese Seiten machen mich neugierig. Sie sind spannend und gut geschrieben. Sollte Ihr restliches Buch genauso gut sein, werde ich einen Ankauf erwägen.«
    »Es steht nicht zum Verkauf«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Hören Sie, ich habe zwar einen Südstaatenakzent, rede aber immer noch Englisch. Welchen Teil haben Sie nicht verstanden?«
    Seine Stimme ließ sich geografisch eindeutig einordnen. Normalerweise fand sie die weichen Rs und die langsamgedehnte Sprechweise der Südstaaten charmant. Trotzdem legte er ein barsches und unsympathisches Verhalten an den Tag. Wenn sie in seinem Text nicht echtes Potential und brach liegendes Talent erkannt hätte, hätte sie dieses Gespräch schon längst beendet.
    Geduldig fragte sie: »Warum haben Sie den Prolog bei einem Verleger eingereicht, wenn Sie Ihr Buch gar nicht veröffentlichen wollen?«
    »Weil ich einem mentalen Lapsus erlag«, antwortete er, wobei er ihre präzise Aussprache imitierte. »Seither habe ich meine Meinung geändert.«
    Maris versuchte es andersherum. »Haben Sie einen Bevollmächtigten?«
    »Bevollmächtigten?«
    »Einen Agenten.«
    »Ich bin doch kein Schauspieler.«
    »Haben Sie schon früher Material eingereicht?«
    »Schicken Sie’s einfach zurück, ja?«
    »Haben Sie es mehrfach eingereicht?«
    »Sie meinen, ob ich’s an andere Verleger geschickt habe? Nein.«
    »Warum haben Sie’s dann mir geschickt?«
    »Wissen Sie was, vergessen Sie das Zurückschicken. Werfen Sie’s einfach in den nächsten Abfalleimer, zünden Sie’s an, oder legen Sie damit Ihren Vogelkäfig aus. Mir ist das egal.«
    Da sie spürte, dass er auflegen wollte, sagte sie rasch:
    »Nur noch eine Sekunde, bitte.«
    »Wir telefonieren auf meine Kosten.«
    »Bevor Sie sich gegen einen Verkauf des Buches entscheiden, eine Entscheidung, die Sie meines Erachtens bedauern werden, würde ich Ihnen gerne meine Meinung als Profi sagen. Ich verspreche, brutal ehrlich zu sein. Sollte ich es als sinnlos erachten, werde ich es Ihnen sagen. Überlassen Sie mir die Entscheidung, ob es gut ist oder nicht. Bitte, schicken Sie mir das gesamte Manuskript.«
    »Das haben Sie bereits.«
    »Ich habe es?«
    »Habe ich gestottert?«
    »Sie meinen, der Prolog ist das Einzige, was existiert?«
    »Er ist nicht das Einzige, was existiert. Nur das Einzige, was ich geschrieben habe. Die restliche Story befindet sich in meinem Kopf.«
    »Ach.« Das war enttäuschend. Sie hatte angenommen, das restliche Buch sei bereits fertig, oder wenigstens fast. Nie war sie auf den Gedanken gekommen, das Manuskript bestünde nur aus diesen ersten fünfzehn Seiten. »Ich beschwöre Sie, es fertig zu schreiben. In der Zwischenzeit …«
    »In der Zwischenzeit sprengen Sie meine Telefonrechnung.
    Wenn Sie kein Geld für eine Briefmarke ausgeben wollen, dann werfen Sie das verdammte Ding in den Reißwolf. Auf Wiedersehen. Ach, und schicken Sie mir keine Hilfssheriffs mehr.«
    Maris hielt das tote Telefon noch einige Sekunden ans Ohr, bevor sie nachdenklich auflegte. Dieses Gespräch war beinahe surreal gewesen, ja, vielleicht hatte sie es sogar geträumt.
    Aber sie träumte nicht. Sie war hellwach. Für Manhattan war es praktisch Mitternacht, und – ihr Ehemann lag nicht neben ihr im Bett. Sollte der befremdliche Anruf nicht genügt haben, sie aufzuwecken, dann hatte Noahs unentschuldigte Abwesenheit definitiv dafür gesorgt.
    Vor lauter Sorge hätte sie beinahe sämtliche Unfallstationen abtelefoniert, aber als sie Noah das letzte Mal gesehen hatte, war er in Begleitung von Nadia Schuller gewesen. Dieser Gedanke machte sie so wütend, dass sie am liebsten etwas an die Wand geworfen hätte.
    Jedenfalls war die Nacht für sie vorbei, und sie endgültig wach. Sie warf die Bettdecke zurück, stand auf und griff gerade nach ihrem Bademantel, da spazierte Noah mit den Schuhen in der Hand ins Schlafzimmer und versteckte ein herzhaftes Gähnen höflicherweise hinter vorgehaltener Faust. Er trug noch immer seine Smokinghose, aus der hinten das Hemd heraushing. Nur die Manschettenknöpfe hatte er entfernt. Seine Jacke baumelte nachlässig über der Schulter.
    Er sagte: »Habe ich das Telefon läuten gehört?«
    »Ja.«
    »War es Daniel? Hoffentlich ist alles in Ordnung.« Obwohl sie sein Anblick zutiefst erleichterte, verblüffte sie seine Nonchalance. »Noah, um Himmels willen, wo bist du die ganze Nacht gewesen?«
    Ihr Ton ließ ihn wie angewurzelt stehen bleiben. Verblüfft schaute er sie an. »Auf

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