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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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einzigartig. Ein Nein als Antwort gab es für sie nicht. Jedes beliebige Ansinnen wurde in der Annahme ausgesprochen, dass es ohne kleinliches Wenn und Aber gewährt würde. Wer sich ihren Wünschen nicht fügte, dem drohte sie versteckt Konsequenzen an. Während Maris ihre Manipulationen durchschaute, schien Noah blind dafür zu sein.
    »Bitte, Noah, können wir nicht absagen? Nur dieses eine Mal?«
    »Wir sind doch schon da.«
    »Nicht heute Abend«, flehte sie.
    »Ich sage dir mal was: Schließen wir einen Kompromiss.« Er drehte sie zu sich und lächelte ihr liebevoll ins Gesicht. »Meiner Ansicht nach könnte das ein wichtiges Treffen sein.«
    »Bei Nadia klingt es immer so, als sei es nicht nur wichtig, sondern geradezu lebenswichtig.«
    »Einverstanden. Aber diesmal übertreibt sie meiner Meinung nach nicht.«
    »Und worin besteht dieser Kompromiss?«
    »Ich werde dich entschuldigen und Nadia erklären, du hättest morgen früh einen zeitigen Frühstückstermin. Lass dich vom Chauffeur nach Hause bringen. Ich komme nach einem Drink nach. In einer halben Stunde, maximal. Versprochen.«
    Sie schob ihre Hand unter seine Smokingjacke und streichelte durch das steif gestärkte Hemd seine Brust.
    »Ich weiß einen besseren Kompromiss, Mr. Reed. Ich werde Nadia erzählen, sie soll mir den Buckel runterrutschen. Danach gehen wir zusammen heim. Und was den zuvor erwähnten Pyjama betrifft: Es geht auch ohne.«
    »Du hast deinen Satz mit einer Präposition beendet.«
    »Du bist der Schriftsteller. Ich bin lediglich Lektorin.«
    »Ein ehemaliger Schriftsteller.«
    »So etwas gibt’s nicht.« Sie trat einen Schritt naher und lehnte ihre Hüfte gegen seine. »Was meinst du dazu? Zum Pyjama.«
    »Noah? Wir warten.«
    Nadia Schuller näherte sich mit dem Gebaren eines Generals vor der Rede an seine Truppen. Allerdings war sie besser gekleidet und trug ihr aufgesetztes Lächeln zur Schau. Sie konnte ihren Charme routiniert auf Befehl an und ausknipsen, um sich einzumischen, jemanden zu entwaffnen und sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Darauf fielen viele herein. In Talkshows war sie ein oft und gern gesehener Gast. Letterman liebte sie, und er war nur einer ihrer VIP-Freunde. Sie machte es sich zur Pflicht, bei jeder möglichen Gelegenheit mit Schauspielern, Musikern, Supermodels und Politikern fotografiert zu werden.
    Nach Maris’ Empfinden hatte sie sich völlig unverdient in höchste Regionen emporgeschwungen. Sie war eine Autorität von eigenen Gnaden, deren Ansichten über Schriftstellerei und das Verlagswesen sich auf keinerlei bedeutende Referenzen stützten. Trotzdem konnten es sich Autoren und Verleger nicht leisten, sie zu beleidigen. Andernfalls liefen sie Gefahr, dass ihr nächstes Buch in Nadias Kolumne verrissen wurde.
    Heute Abend hatte sie sich bei einem Bestsellerautor untergehakt, der ein wenig benommen wirkte, oder wahrscheinlich zugedröhnt, wenn man dem Klatsch über seine Person trauen mochte. Vielleicht war ihm aber auch nur schwindlig, weil ihn den ganzen Abend Nadias eingebauter Turbomotor angetrieben hatte.
    »Die werden uns den Tisch nicht ewig freihalten, Noah. Kommst du?«
    »Nun…« Zögernd warf er einen verstohlenen Blick auf Maris.
    »Was ist los?« Nadias durchdringende Stimme glich einem Zahnarztbohrer. Ihre Frage war an Maris gerichtet, in der sie automatisch die Quelle des Problems vermutete.
    »Nichts ist los, Nadia. Noah und ich haben uns unter vier Augen unterhalten.«
    »Ach, du meine Güte. Habe ich bei irgendeinem ehelichen Dingsbums gestört?«
    Die Kritikerin hätte hübsch sein können, wenn da nicht diese schneidende Arroganz gewesen wäre, die sich in ihrer schrillen Stimme und den abschätzenden Augen äußerte, denen nichts zu entgehen schien. Trotz makelloser Kleidung, perfektem Make-up und äußerst geschmackvolle Accessoires besaß sie keinen Funken weiblicher Ausstrahlung. Daran änderten auch edle Seide und noch edlere Juwelen nichts.
    Man munkelte, sie vernasche Männer wie Pralinen, wobei jeder, der keine Herausforderung bot oder ihrer weiteren Karriere nicht dienlich war, aufgefressen und ausgespuckt wurde. Mit anderen Worten: alle mit einem weichen Kern. Maris glaubte den Klatsch über Nadias ständige Partnerwechsel ohne weiteres. Lediglich die Anzahl der Männer, die sie sexuell anziehend fanden, überraschte sie.
    »Ja, wir hatten gerade ein eheliches Dingsbums. Ich sagte Noah, dass ich nicht im Traum daran denke, mit Ihnen zusammen noch eine Runde zu

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