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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nächsten Sonntag im Plaza.« Sie strahlte Morris an, dann wandte sie sich wieder Noah zu. »Um drei. Wir wären untröstlich, wenn du nicht kommst.«

Kapitel 39
    Dieser verdammte Mike Strother.
    Ein Fluch auf seinen Freund – seinen Exfreund, wie es aussah – war der einzig neue Einfall in Parkers Gehirn. Wütend schaltete er den Computer ab und beendete eine weitere unproduktive Sitzung. Den ganzen Tag hatte er dagesessen, die Hände über der Tastatur, und auf einen Kreativitätsschub gewartet, der nie kam. Dieser Zustand wiederholte sich inzwischen mit alarmierender Häufigkeit.
    Er arbeitete am nächsten Mackensie-Roone-Roman. Deck Cayton hatte sich in einen echten Blödmann verwandelt, dem nichts Schlaues mehr einfiel. Er war auch nicht mehr kess und hinreißend. Der Bösewicht war kein durchtriebener Schurke mehr, sondern eine Karikatur. Und das Mädchen… Auch das Mädchen mochte Parker nicht. Sie war hohl und dumm.
    Seit Mike seine Kündigung eingereicht und das Haus verlassen hatte, hatte er nichts mehr von ihm gehört. Seitdem hatte er auch keinen einzigen lesbaren Satz verfasst. Der Alte musste ihn verhext haben. Das hatte er sicher von den Gullahs gelernt, die auf der Südspitze von St. Anne lebten. Deren Sprache und Gebräuche, die seit den Tagen ihrer afrikanischen Vorfahren über Generationen weitergegeben wurden, hatten Mike fasziniert. Parker tat Zaubersprüche und -tränke und derlei Dinge als Quatsch ab. Aber vielleicht war doch etwas dran.
    Als Mike noch bei ihm gewesen war, hatte Parker zum Schreiben ständig nach Einsamkeit und Stille gesucht. Und jetzt erstaunte es ihn, wie sehr er das ständige Herumpusseln des Alten vermisste. Er ertappte sich dabei , wie er unbewusst auf Mikes Schritte lauschte oder auf das Geklapper von Töpfen und Pfannen in der Küche, auf eine zufallende Tür, auf das Surren des Staubsaugers irgendwo im Haus. Mittlerweile böten diese Geräusche eine willkommene Ablenkung, denn er fühlte sich schrecklich einsam.
    Vor vielen Jahren hatte er sich absolut ohne jeden Freund gefühlt. Damals, als er zusammen mit Fremden auf Krankenstationen gelegen hatte und sich fähige, aber unpersönliche Krankenschwestern um ihn kümmerten. Damals war der Hass sein Gefährte geworden. Sein imaginärer Freund. Sein Schutzschild.
    Während der folgenden Jahre hatte es Zeiten gegeben, in denen sich dieser Hass als ein strapaziöser Kumpel erwies. Besonders nach dem Erfolg der Krimiserie hatte er es satt gehabt, als er sich immer in seiner Nähe herumtrieb und nie heimging. Allmählich fiel er ihm lästig. Am liebsten hätte er sich von ihm getrennt.
    Manchmal schubste er ihn herum und hoffte, er verschwände aus eigenem Antrieb, was er aber nie tat. Der Hass blieb, und Parker konnte sich nie zu einer endgültigen Trennung überwinden. Stattdessen fütterte er ihn täglich und züchtete ihn als treuen Freund, bis beide nicht mehr voneinander loskamen. Der Hass brauchte ihn zum Überleben. Parker brauchte ihn als Motivation.
    Jetzt war Mike fort, und wieder war ihm nur der Hass geblieben, sein steter Bundesgenosse und Parasit.
    Er bemitleidete sich selbst entsetzlich, trotzdem entging ihm nicht die Ironie der Situation. An seinem Jammer war er selbst schuld. »Du Armer. Aber betrachte es doch mal so, Parker«, flüsterte er sich selbst zu, »das Ende ist in Sicht.«
    Der letzte Würfel war gefallen. Er hatte das Manuskript von Neid an Noah geschickt. Für eine Meinungsänderung war es jetzt zu spät. Bald wäre alles vorbei, so oder so, und damit wäre die Debatte ausgestanden. Alles, was er die letzten vierzehn Jahre getan, gesagt oder geschrieben hatte, war mit diesem Ziel geschehen. Alles bündelte sich hier und jetzt.
    Egal, wie es nun ausging, ob zu seinen Gunsten oder nicht, er hatte nicht wenig dafür bezahlt. Er wurde weltweit gefeiert, und doch kannte niemand seinen Namen. Seiner Anonymität zuliebe hatte er den Ruhm geopfert. Er hatte Geld, aber nichts, wofür er es ausgeben sollte. Ihm gehörte ein wunderschönes Haus, aber ein Zuhause war es nicht. Er teilte die leeren Räume lediglich mit dem Gespenst eines Erhängten. Sein Bedürfnis nach Rache hatte ihn seinen einzigen echten Freund gekostet. Und letztlich auch Maris.
    Er vermisste sie so sehr, dass es körperlich weh tat. Wenn er eine Frau oder ein Kind gewesen wäre, hätte er sich jede Nacht in den Schlaf geweint. Er bewegte sich durchs Haus und berührte Dinge, die sie berührt hatte, und atmete tief ein in der

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