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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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gewirkt hätte. Nadia besaß die Extravaganz, so etwas zu tragen.
    »Ich habe ja Verständnis, warum Sie nicht mit mir sprechen wollen. Ich weiß, dass Sie mich für den letzten Dreck an Ihrer Schuhsohle halten. Trotzdem brauche ich unbedingt eine Minute Ihrer Zeit.«
    »Ich habe keine. Ich bin in Eile.«
    »Bitte, ich habe mich extra mit zwei Martinis gestärkt.« Nach mehreren Sekunden Bedenkzeit erklärte sich Maris zögernd einverstanden, sie anzuhören.
    Bestürzt hörte sie von Nadia über deren Frühstückstermin mit Daniel. »Man hat mir gesagt, er hätte einen geheimnisvollen Gast gehabt. Sie wären die Letzte gewesen, die ich dahinter vermutet hätte.«
    »Ich auch. Als er anrief und diese Einladung aussprach, war ich völlig perplex. Ich hatte den Eindruck, dass er mich in Abwesenheit seiner Haushälterin heimlich ins Haus geschafft hat. Aber der wahre Schock kam erst, als er mir von dem gefälschten Dokument erzählte, zu dessen Unterschrift ihn Noah demnächst zwingen würde. Anschließend bot er mir eine Exklusivstory über Ihre Beförderung an. Gratulation.«
    »Vielen Dank.«
    »Die Story über diesen Machtwechsel wird morgen in meiner Kolumne stehen. Ihr Vater hat mich gebeten, sie eine Woche zurückzuhalten. Damit war ich einverstanden. Selbstverständlich hatte ich damals keine Ahnung, dass… dass er nicht mehr in der Lage wäre, sie zu lesen.«
    Der Anblick von Tränen in Nadias Augen, die nicht einmal ihr Schleier verbergen konnte, überraschte Maris noch mehr. »Maris, Ihr Vater war ein Gentleman, sogar zu mir.« Sie legte mehrere Sekunden die Hand über den Mund, dann fuhr sie fort: »Ich wünschte, ich hätte ihn vor der Fahrt gewarnt.«
    »Mit Noah?«
    Sie nickte. »Vielleicht weiß ich sogar noch besser als Sie, wie tückisch Noah sein kann. Aber dass er bis zum Mord gehen würde, hätte ich nie gedacht. Doch die näheren Umstände von Mr. Matherlys Tod haben mich nachdenklich gemacht.«
    »Mich auch.«
    Daraufhin erzählte ihr Maris von dem Termin bei der Polizei in Massachusetts, den sie mit Noah wahrgenommen hatte. »Wenn er Pa die Treppe hinuntergestoßen hat, ist er damit durchgekommen.«
    »Als ich mich an jenem Morgen von Ihrem Vater verabschiedet habe, hätte ich etwas sagen sollen. Hätte ihn warnen sollen.« Ihre Augen flehten Maris um Absolution an.
    »Nadia, auch ich hätte eine Chance gehabt, ihn zu warnen. Ich hab’s auch nicht getan.«
    »Vermutlich haben wir Noah alle unterschätzt.«
    »Vermutlich.«
    »Übrigens, wir sind nicht mehr zusammen.«
    »Das ist mir egal.«
    Nadia nickte, eine Frau mit Verständnis für die Verachtung der anderen, weil sie verdient war. »Kurz bevor ich hierher kam, hatte ich das Vergnügen, ihm den Machtwechsel von Ihrem Vater zu Ihnen zu berichten. Meiner Ansicht nach hat er das nicht begeistert aufgenommen. Maris, seien Sie vorsichtig.«
    »Ich fürchte mich nicht vor ihm.«
    Nadia musterte sie eingehend und voller Bewunderung.
    »Nein, das glaube ich auch nicht.« Eine Sekunde zog sie den Kopf ein, dann schaute sie Maris wieder tapfer ins Gesicht. »Noch nie habe ich wegen irgendetwas Schuldgefühle gehabt. Das war eine rare Ausnahme. Danke, dass Sie mir zugehört haben.«
    Maris nickte und hatte sich schon wieder Richtung Treppe gewandt, aber noch vor dem obersten Absatz drehte sie sich erneut um. Morris Blume war aus der Limousine gestiegen und hielt Nadia die Tür auf. Er nickte Maris höflich zu, aber diese wandte sich an Nadia.
    »Was glauben Sie, warum hat Sie Pa zum Frühstück eingeladen und Ihnen diese Story gegeben?«
    »Das habe ich mich auch schon tausend Mal gefragt, und ich komme immer wieder zu demselben Schluss. Selbstverständlich reine Spekulation.«
    »Ich würde es gern hören.«
    »Er wusste, dass Noah Sie betrogen hat, aber Mr. Matherly war zu alt, um Ihre Ehre zu verteidigen, indem er ihn windelweich prügelte. Deshalb wollte er ihm mit Hilfe meiner Kolumne eine aufs Maul geben. Er wusste, beim Erscheinen dieses Artikels wäre Noah in aller Öffentlichkeit blamiert. Denn dann konnte die ganze Welt schwarz auf weiß sehen, dass man das Wunderkind der Verlagsbranche degradiert hatte.« Mit einem Lächeln über die Ironie des Ganzen setzte sie hinzu: »Außerdem erkannte Ihr Vater zweifelsohne, welch poetische Gerechtigkeit darin lag, Noahs verbotene Geliebte mit einer Story zu ködern, der sie nicht widerstehen konnte.«
    »Zweifelsohne«, sagte Maris mit einem liebevollen Lächeln. Sie alle hatten ihren alten Vater

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