Envy-[Neid]
Schmerztabletten geworden. In Anbetracht dessen, was er mitgemacht hat, kann ich ihm das nicht einmal vorwerfen. Aber er hatte einen Punkt erreicht, an dem er die Tabletten mehr zur Betäubung seiner emotionalen Schmerzen einnahm. Ich habe lediglich die Alarmglocken in seinem Schädel schrillen lassen. Er ist derjenige, der durch die Hölle des Entzugs ging und sich danach wieder in Form peitschte.« Er lächelte. »Man könnte wohl fairerweise sagen, dass ich ihm die Peitsche gereicht habe.«
»Trotzdem steht er in Ihrer Schuld.«
»Wie ich in seiner. Ich hatte das Privileg, mit einem erstaunlichen Schreibtalent zu arbeiten.«
»Wie schade, dass er als Mensch nicht so edel ist wie als Schriftsteller.«
Einen Augenblick musterte Mike sie unverwandt, dann griff er über seinen Schreibtisch und zog ein Manuskript hervor, das von einem breiten Gummiband zusammengehalten wurde. Er reichte es ihr. Beim Blick auf das Deckblatt verzog sie verbittert die Lippen. »Das habe ich bereits gelesen.«
»Das meiste«, korrigierte er, »nicht alles. Da gibt es einige Seiten, die Sie noch nicht kennen. Tun Sie’s, ehe Sie Parker allzu streng verurteilen.« Er erhob sich und ging zur Tür. »Ich hole mir einen Kaffee. Kann ich Ihnen etwas mitbringen?«
Kapitel 40
Eine von Noahs ausgeprägtesten Charaktereigenschaften war seine Begabung zu leugnen, dass irgendetwas falsch gelaufen war. Das verdrehte die Weigerung, einen Rückschlag anzuerkennen, zu der Tatsache, dass es gar keinen Rückschlag gab, den man anerkennen musste.
Am Vormittag nach seinem verheerenden Martini- Rendezvous mit Nadia fuhr er mit dem Taxi zu Matherly Press und tat so, als könnte er sich durch dieses Problem mogeln und, langfristig gesehen, sogar besser dastehen. Daran glaubte er tatsächlich. Auf der Richterskala der Komplikationen handelte es sich hier lediglich um einen kurzzeitigen Tiefpunkt.
Er war froh, dass Matherly Press autonom blieb. WorldView hatte sich eine Fehlinvestition geleistet. Becker-Howe stand schon seit Jahren auf der Kippe, was jeder in der Branche wusste. Ollie Howe war weitaus starrsinniger als Daniel. Er passte sich den rasenden Veränderungen nicht an, und das Konzept des Electronic Publishing war ihm ein Rätsel.
Noah würde persönlich dafür sorgen, dass dieser Kauf entsetzlich fehlschlug und Morris Blume zur Lachnummer der Branche wurde. Erstens, weil er sich als Verleger aufspielte, und zweitens, weil er eine Hure heiratete. Höchstwahrscheinlich hatte jeder Mann, dem er die Hand schüttelte, schon einmal ein Stück seiner Frau besessen.
Und was Nadias Exklusivstory betraf: Die würde er einfach abstreiten.
Daniel war nicht mehr da, um sie zu bestätigen. Bezüglich Sterns Bestätigung hatte Nadia wahrscheinlich gelogen. Noah würde behaupten, sie hätte das alles aus Gehässigkeit geschrieben. Er würde zugeben, mit Nadia unklugerweise eine kurze Affäre gehabt zu haben, die er nun zutiefst bedaure. Der plötzliche Tod seines Schwiegervaters habe ihn seine Verirrungen einsehen lassen und ihn zu seiner Frau und der Unantastbarkeit ihrer Ehe zurückgeführt. Als er mit Nadia Schluss machte, hätte sie diese Story über ihn und seine Familie erfunden.
Wenn sich die Aufregung erst einmal gelegt hätte, würde sich niemand mehr an die Details der wahren Geschichte erinnern. Unzählige mündliche Versionen hätten die Fakten verwischt, und keiner wusste mehr, was oder wem er trauen sollte. Aus dem ganzen Durcheinander könnte er praktisch unbeschadet hervorgehen und sogar noch als Held dastehen, weil er eine außereheliche Affäre gebeichtet und seine Frau dafür öffentlich um Verzeihung gebeten hatte.
Seine Frau. Der Haken an diesem Plan war Maris.
Er rechnete damit, dass sie Nadias Story ignorierte. Sie würde Nadia nicht die Genugtuung geben, so etwas abzustreiten oder zu bestätigen. Aber da war noch mehr. Was sollte er tun, wenn Daniel Maris tatsächlich die Kontrolle über Matherly Press überschrieben hatte? Mal angenommen, Stern hätte Kenntnis von einem Machtwechsel und dafür Beweise in Form von Dokumenten. Was dann?
Auch gut. Er würde mitspielen. Er würde behaupten, Daniel hätte ihn darüber während ihres Aufenthalts auf dem Land informiert. Jawohl! Nach ausführlicher Diskussion hätte sich Noah damit einverstanden erklärt, Maris den Titel und die dazugehörige Befugnis zu übergeben. Aber Daniel hätte ihn gebeten, ihr als persönlicher Berater zu dienen. Ihr den Rücken von Strauchdieben freizuhalten
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