Envy-[Neid]
Deshalb hat Parker Sie mit Tricks dazu gebracht, zu ihm zu kommen. Sie beide haben Noah betrogen, indem Sie miteinander geschlafen …«
»Oh, mein Gott!« Sie packte Mike am Ärmel. »Ich weiß jetzt, wie das Ende aussieht.«
»Das Ende?«
»Des Plots. Sein Ende.« Sie befeuchtete ihre Lippen. Ihre Stimme überschlug sich. »Eben haben Sie aus Noahs Video-Aussage zitiert. Er hat behauptet, Parker hätte sich verwandelt. In einen hinterhältigen Lüstling und…«
»In einen Mörder«, beendete Mike den Satz, wobei er sich gegen die Stirn schlug. »Verdammt, warum bin ich nur so alt und blöd?! Ich hätte merken müssen, worauf er abzielt. Deshalb hat er mir das letzte Kapitel nicht gegeben.«
Hastig ratterte Maris ihre Gedanken herunter. »Parker hat alles getan, was ihm Noah unterstellt hat. Mit einer Ausnahme…« Alarmiert schaute sie Mike an. »Das kann er nicht«, sagte sie mit belegter Stimme. »Das würde er nicht tun. Ich weiß es.«
»Ich glaube es ja auch nicht.«
Doch keiner klang überzeugt. »Dazu ist er nicht fähig«, betonte sie. »Sonst hätte ich mich nicht zu ihm hingezogen gefühlt, hätte mich nicht…«
»In ihn verliebt?«
»Um Himmels willen, Mike, ich hatte mich in die Hauptfigur aus Vernichtet verliebt und diese Liebe auf den Autor übertragen. Sehen Sie nur, was mir das eingebrockt hat. Ich traue meinen Emotionen nicht mehr. Ich habe gedacht, Parker läge wenigstens etwas an mir. Andernfalls hätte ich nicht mit ihm geschlafen. Aber vielleicht irre ich mich schon wieder. Vielleicht…«
Als sie sich erneut Parkers grausames Verhalten an jenem Schreckensmorgen ins Gedächtnis rief, presste sie die Faust aufs Herz. In Anbetracht des Ausmaßes an Schmerz und Groll, Bitterkeit und Wut, die die letzten vierzehn Jahre in ihm gebrodelt hatten, war er vielleicht doch zu einem Mord fähig.
In seiner Vorstellung hatte ihm Noah das Leben gestohlen, das er für sich geplant hatte. Wie du mir, so ich dir. Auge um Auge. Noahs Leben für dasjenige, das Noah ihm genommen hatte. Noahs Leben zum Ausgleich für das von Mary Catherine.
Nun, das konnte sie leicht glauben. Parker mochte nicht aus Rache töten, aber durchaus aus Gerechtigkeitssinn. Er hatte dieses Mädchen gemocht, hatte sie als seine Freundin betrachtet und mit ihr gefühlt. Rache für ihren Tod würde er für gerechtfertigt halten.
Sie sprang hoch. »Wir müssen ihn aufhalten.«
Doch an der Tür blieb sie abrupt stehen. Ihre Panik war unnötig. Sie faltete die Hände und beugte den Kopf wie im Gebet darüber. »Gott sei Dank.« Dann drehte sie sich um und sagte zu Mike: »Wir kommen noch nicht zu spät. Noah hat keine Ahnung, dass Parker der Schriftsteller ist, mit dem ich gearbeitet habe. Er hat Neid noch nicht gelesen.«
Entsetzt stöhnte Mike auf. »Oh, nein.«
Kapitel 41
Die herablassende Haltung, mit der Noah, soeben auf einem gemieteten Boot vom Festland herübergekommen, Terry’s Grillbar betrat, katapultierte ihn auf der Stelle an die Spitze der bedrohten Tierarten.
Die Einheimischen mochten Nicht-Insulaner generell nicht, aber ganz besonders unbeliebt waren diejenigen, die sie hochnäsig behandelten. Noah Reed war auf den ersten Blick unten durch. Wahrscheinlich hätte man ihn nicht einmal sein Boot am Pier festbinden lassen, wenn Parker nicht verbreitet hätte, dass er einen Stadtfrack aus dem Norden erwartete. Falls jemand einer solchen Person ansichtig würde, sollte er ihn zu Terry’s verweisen, wo Parker warten würde.
Noah trat an die Bar und wandte sich mit einem unhöflichen »He da!« an Terry.
Terry, der zufälligerweise gerade eine Bierflasche entkorkte, ließ diese über den Tresen zu einem seiner Stammgäste rutschen, ohne Noah auch nur eines Blickes zu würdigen.
»Hast du mich nicht gehört?«
Terry schob ein zerkautes Streichholz von einem Mundwinkel in den anderen. »Hab dich schon gehört. Wenn Leute mit mir reden wollen, machen sie’s, wie sich’s gehört, sonst verschwinden sie besser. Und jetzt verpiss dich aus meiner Bude.«
»Meiner Meinung nach hast du schon deine Begrüßung versiebt, Noah.« Beim Klang seiner Stimme wirbelte Noah herum. Parker grinste zu ihm hoch. »Übrigens, Rekordzeit.«
Noah musterte Parker und seinen Rollstuhl lange und langsam. »Sie hat mir erzählt, dass du ein Krüppel bist.«
Terry zog unter dem Tresen einen Baseballschläger heraus. Einer der Stammkunden griff nach seinem Messer, das in einer Scheide am Gürtel steckte. Andere schauten ihn nur finster
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