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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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an.
    »Mir hat sie erzählt, du bist ein Arschloch«, erwiderte Parker, ohne dass sein Lächeln verrutschte. »Aber das wusste ich ja schon.«
    Noah lachte. »Sofort wieder in unserem üblichen Geplänkel, nicht wahr? Wusste gar nicht, wie sehr ich das vermisst habe.«
    »Komisch, ich habe gar nichts vermisst. Willst’n Bier?« Noah warf Terry einen schiefen Blick zu. »Ich glaube , ich passe.«
    Parker bedeutete Noah mit einer Kopfbewegung, er solle ihm ins Freie folgen. »Ich zahl dann später, Terry.«
    »Kein Problem.«
    Alle Augen in der Bar folgten ihnen, als sie durch die Schwingtür in die Gluthitze hinaustraten.
    »Du hast wirklich Nerven, Noah. Das muss ich dir lassen.«
    »Weil ich zu dir gekommen bin?«, höhnte Noah.
    »Nein. Weil du mit diesen Slippern Terry’s Bar betreten hast.« Sein Blick wanderte zu Noahs Gucci-Schuhen mit dem goldenen Logo auf der Schnalle hinunter. »Der letzte Schrei.«
    Noah überging die Spitze und zog sein Sakko aus.
    »Reizendes Klima«, bemerkte er sarkastisch. »Erinnert irgendwie an Key West.«
    Noah stockte kein bisschen, ließ sich allerdings auch nicht ködern. Parker brachte ihn zum Gator. »Steig ein.«
    »Wie putzig.« Er nahm auf dem leuchtend gelben Sitz Platz. »Davon sieht man nicht viele auf der Park Avenue.« Mit Hilfe seiner Arme hievte sich Parker auf den Fahrersitz, dann griff er nach seinem Rollstuhl, faltete ihn zusammen und verstaute ihn im Anhänger. Während er die Zündung einschaltete, sagte er: »Noah, du hast dich zum echten Yankee-Snob entwickelt.«
    »Du bist nur alt geworden.«
    »Das kommt von den vielen Schmerzen.«
    Die nächsten fünf Minuten fuhren sie schweigend dahin. Noah legte ein bewusstes Desinteresse für die Insel an den Tag. Ohne einen einzigen Kommentar über die Landschaft oder einen Blick darauf schaute er unverwandt auf die schmale Straße vor ihnen. Parker dagegen winkte den Leuten zurück, denen sie unterwegs begegneten.
    Nachdem ihn eine Dame lautstark von ihrer Veranda aus gegrüßt hatte, drehte sich Noah zu ihm. »Was bist du, der Eingeborenenpromi?«
    »Nur der Inselkrüppel.«
    »Verstehe.«
    »Außerdem der einzige Berufsschriftsteller, den sie kennen.«
    »Du hast doch dein Buch noch gar nicht verkauft.«
    »Nein, aber die Mackensie-Roone-Romane verkaufen sich wie Gummis im Puff.«
    Endlich. Endlich hatte er Noah eine ehrliche Reaktion entlockt. Er lachte über seine verblüffte Miene. »Hast du nicht gewusst? Na ja… Überraschung!«
    Mit einer Seelenruhe, an die sich Parker noch gut erinnerte, fing sich Noah rasch wieder. »Damit leistest du dir also das hübsche Haus und den loyalen Diener, den meine Frau erwähnt hat.«
    Noahs besitzergreifende Bemerkung über Maris war Parker nicht entgangen, trotzdem ging er nicht darauf ein.
    »Ich versuche, das Haus in ein Zuhause zu verwandeln. Das erfordert immer noch viel Arbeit. Außerdem hat mir mein loyaler Diener diese Woche gekündigt und ist auf und davon.«
    »Wie kommt das?«
    »Er hält mich für einen von Grund auf verdorbenen Menschen und sagte, er wolle mit mir nichts mehr zu tun haben.«
    »Und das nennst du loyal?«
    »Ach, der kommt schon wieder.«
    »Bist du dir dessen sicher?«
    »Ziemlich, ja.«
    Als sie die verlassene Baumwollmühle erreichten, war die Sonne fast hinter den Baumkronen untergegangen. In der herein brechenden Dämmerung wirkte sie noch trostloser als bei vollem Tageslicht. Der wilde Wein schien sich noch fester daran zu klammern, als wollte er sie vor der nahenden Dunkelheit schützen.
    Noah taxierte das baufällige Gebäude. »Ich sehe, was du meinst – dass hier noch viel Arbeit nötig ist.«
    Parker griff nach hinten in den Anhänger und hob seinen Rollstuhl schwungvoll auf den Boden. »Es handelt sich zwar nicht um meine Heimstatt, trotzdem ist es ein interessantes Gebäude. Da du nun schon mal hier bist, solltest du auch die örtliche Geschichte ein wenig kennen lernen.«
    Er rollte den Stuhl in die Mühle. Damit blieb Noah nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Drinnen drangen die letzten matten Sonnenstrahlen durch die Risse in den Wänden. Die Löcher in der Decke projezierten kleine Lichtscheiben auf den Boden, die an verstreute Münzen erinnerten. Ansonsten füllten tiefe Schatten das düstere Innere. Die Luft war so schwer und reglos, dass man beinahe bewusst ans Einatmen denken musste.
    Wie ein Reiseleiter mit einem einstudierten Sermon machte Parker auf gewisse Einzelteile der Baumwollmühle aufmerksam. Bei einigen nahm

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