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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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er auf wahre Ereignisse und Legenden Bezug, wie er sie auch Maris erzählt hatte, einschließlich des gescheiterten Plans, alles auf Dampfkraft umzustellen.
    Noah hatte den Monolog satt und unterbrach Parker mitten im Satz. »Ich habe dein Buch gelesen.«
    Parker drehte langsam seinen Rollstuhl herum und schaute ihm ins Gesicht. »Natürlich hast du das getan, Noah. Sonst wärst du nicht hier. Wann hast du es bekommen?«
    »Heute Morgen.«
    »Schnelle Reaktion. Der Traum jedes wartenden Schriftstellers.«
    »Ich musste lediglich die ersten Seiten lesen, dann war mir klar, worauf der Plot hinauslief. Übrigens, sehr gut geschrieben.«
    »Danke.«
    »Ich habe einen Privatjet gechartert, um ja keine Zeit zu verlieren. Auf dem Flug habe ich das restliche Manuskript überflogen.«
    »Aber du kennst die Story doch schon.«
    »Ich werde dafür sorgen, dass sie nie gedruckt wird.« Parker zuckte belämmert die Schultern. »Da sieht man wieder, wie man sich irren kann. Und ich dachte, du wärst nach all den Jahren vielleicht doch bereit, dein Gewissen zu erleichtern.«
    »Parker, lass den Blödsinn.« Wie eine Peitsche knallte Noahs Stimme durch die Stille. »Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich bei Neid um das Manuskript handelt, von dem Maris geschwärmt hat?«
    »Ganz genau. Sie hat jedes Wort gelesen. Mehrmals. Die Story gefällt ihr. Sie liebt das Konzept, die Dynamik, die sich zwischen den beiden wetteifernden Freunden entwickelt. Sagt, die Figuren seien lebendig gezeichnet. Hält Roark für einen Prinzen und Todd… na ja, für keinen Prinzen.«
    »Sie lässt sich von Melodramen leicht beeindrucken.«
    »Falsch. Sie ist eine gute Lektorin.«
    »Ein Schulmädchen in Mamas Sonntagsstaat.«
    »Sie ist eine Lady mit Klasse.«
    »Liebe Güte«, kicherte Noah, »du hast sie gevögelt, stimmt’s?«
    Parker biss die Zähne zusammen und verweigerte eine Antwort, worauf Noah lauthals loslachte.
    »Ach, Parker, Parker, deine Haare werden langsam grau, und dein Gesicht hat mehr Falten als ein alter Theatervorhang. Trotzdem ist einiges unverändert. Du bist immer noch der ritterliche Liebhaber, der genießt und schweigt.«
    Amüsiert schüttelte er den Kopf. »Für Frauen hattest du schon immer eine Schwäche. Selbstverständlich weiß ich, warum du so brennend daran interessiert warst, Maris ins Bett zu bekommen. Du wolltest mir Hörner aufsetzen. Dazu hast du dich ganz schön weit aus dem Fenster gelehnt. Hoffentlich warst du nicht allzu enttäuscht, denn bei ihr geht nicht gerade die Post ab, hab ich Recht?«
    Anzüglich schaute er auf Parkers Schoß. »Vielleicht bist du ja auch für jede sexuelle Gunst bemitleidenswert dankbar. Sogar für Maris’ hölzerne Bemühungen.« Nachdenklich kratzte er sich an der Nase. »Obwohl, sie hat da unten einen ganz schön üppigen Pelz. Das ist dir sicher aufgefallen.«
    Parker hätte ihn liebend gern umgebracht. Er hatte nur noch einen Wunsch: Noah beim Sterben zuzusehen, wie er langsam unter Todesqualen verreckte und dabei spürte, wie die Flammen der Hölle immer höher züngelten.
    Doch Noah war sich der mörderischen Impulse, die er auslöste, nicht bewusst, und fuhr nonchalant fort: »Nicht dass ich mich über Maris beklage, verstehst du. Sie hat sich ganz gewiss als nützlich erwiesen.«
    »Zur Förderung deiner Karriere.«
    »Das stimmt.« Er trat einen Schritt näher. »Außerdem musst du wissen, Parker, dass ich mir von nichts und niemandem all das rauben lassen würde, was ich erreicht habe. Dein Buch da wird nie veröffentlicht.«
    »Ehrlich gesagt, Noah, habe ich es auch gar nicht dazu geschrieben, sondern nur für mich selbst.«
    »Als kathartische Autobiografie?«
    »Nein.«
    »Als Einstieg, um meine Frau zu vögeln?«
    »Nein.«
    »Parker, du strapazierst meine Geduld.«
    »Ich habe es geschrieben, um dich hierher zu locken, in mein Revier, damit ich dein Gesicht beobachten kann, wenn du stirbst. Genau wie du mir in jener Nacht vom Steuerrad des Bootes zugeschaut hast.«
    Noah schnaubte. »Was? Willst du mich mit deinem Rollstuhl, überfahren?«
    Parker lächelte nur und zog einen kleinen Transistor aus der Hemdtasche.
    »Ach, ich verstehe, du willst mich mit einer Fernbedienung erschlagen.«
    »Dieses Gebäude gehört mir«, meinte Parker im Plauderton. »Ich mag es. Angenehme Atmosphäre. Aber ein paar Leute meinen, es gefährde Kinder, wenn sie zufällig hier herumstreunen. Durch den aufgelassenen Brunnen und so.« Er deutete mit dem Daumen in die Richtung.

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