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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wäre, wenn nicht jemand den Becher als Spucknapf missbraucht hätte. Die Borsten von Todds Zahnbürste steckten in der üblen braunen Brühe am Becherboden.
    Roark lag rücklings auf dem dreibeinigen Sofa unter ihren Schlafstellen, die an kurzen Ketten von der Decke hingen. Um den Platz in dem kleinen Zimmer optimal auszunutzen, hatten die beiden jungen Männer diese Schlafstellen entworfen und konstruiert und damit trotzig die Hausregeln verletzt, die jede Veränderung der baulichen Gegebenheiten verboten.
    Ein Stapel Ziegelsteine diente als viertes Sofabein. Dieser Schandfleck stand im Brennpunkt ihrer Behausung und bildete den »Nukleus unserer Zelle«, wie Todd eines Nachts im Zustand ausnehmender Trunkenheit gesungen hatte. Bei der Möblierung ihres Zimmers hatten sie diese Scheußlichkeit in einem Trödelladen gefunden und für zehn Kröten gekauft. Die verlotterte Polsterung war zerschlissen, und der Bezug hatte Flecken Ungewisser Herkunft. Das Sofa hatte sich derart mühelos in den in jeder Hinsicht scheußlichen Raum integriert, dass sie beschlossen hatten, es nach ihrem Examen den nachfolgenden Zimmerbewohnern zu vererben.
    Aber Todd, der sich einst so poetisch über dieses Sofa ausgelassen hatte, war nun so wütend, dass er am ganzen Leib bebte. »Sag’s mir. Wem gehört dieser Spucknapf?« Roark hielt sich lachend den Bauch. »Das willst du bestimmt nicht wissen.«
    »Brady? Wenn der Brady gehört, bring ich dich um. Ich schwör’s. Hoch und heilig.« Brady hauste am anderen Flurende. Er war ein wunderbarer Kumpel, ein idealer Verbindungsbruder, einer von der Sorte, die dich auf der Stelle ohne Jammern abholen, wenn dein Auto in einer schneereichen Winternacht liegen bleibt. Brady hatte ein Herz aus Gold. Leider gehörte Körperpflege nicht zu seinen starken Seiten.
    »Nicht Brady.«
    »Castro? Himmel, bitte, sag, dass er nicht Castro gehört«, stöhnte Todd. »Dieser Scheißkerl ist doch krank!« Der zweite in Frage Kommende war gar kein Kubaner. In Wirklichkeit hieß er Ernie Campello. Den Spitznamen Castro hatte er bekommen, weil ihm nicht nur auf dem Kopf und am Kinn schwarze Locken wuchsen, sondern auch am ganzen Körper. »Weiß der Geier, was dem im Pelz herumkrabbelt.«
    Daraufhin lachte Roark und sagte: »Eine gewisse Lisa hat angerufen.«
    Diese beiläufige Bemerkung dämpfte Todds Wut sofort.
    »Lisa Knowles?«
    »Könnte sein.«
    »Wann?«
    »Vor fünf Minuten.«
    »Hat sie eine Nachricht hinterlassen?«
    »Bin ich vielleicht dein Sekretär?«
    »Ein Arsch mit Ohren, das bist du. Was hat sie gesagt?«
    »Sie meinte, du hättest einen Schwanz wie ein Bleistift.
    Oder sagte sie wie eine Nadel? Verflixt noch mal, Todd, ich kann mich nicht erinnern. Sorry. Aber ich habe ihre Nummer aufgeschrieben. Liegt auf deinem Schreibtisch.«
    »Ich ruf sie später an.«
    »Wer ist sie? Ein Feger?«
    »Jaja, aber sie geht mit irgendeinem Delt. Sitzt in Nordamerikanischer Geschichte bei mir im Seminar und braucht Notizen.«
    »Zu schade.«
    Todd warf seinem grinsenden Zimmergenossen einen wüsten Blick zu, dann schleuderte er den Becher des Anstoßes in den Abfalleimer. Er hatte unten im Flur unter der Gemeinschaftsdusche gestanden, als Roark heimlich hereingeschlichen war und seine Zahnbürste in die mit Tabaksaft garnierte Spucke gesteckt hatte.
    »Sei doch nicht sauer«, sagte Roark, während Todd eine Kommodenschublade nach einer Boxershorts durchwühlte. »Das war ein verdammt guter Jux und locker eine neue Zahnbürste wert. Sogar doppelt so viel.«
    »Erzählst du mir jetzt, wem er gehört hat?«
    »Keine Ahnung. Hab ihn auf einem Fensterbrett im zweiten Stock gefunden.«
    »Himmel. Dann könnte er ja jedem gehören.«
    »Das war die grundlegende Idee.«
    »Das zahl ich dir heim«, drohte Todd, während er ein T- Shirt überzog. »Und das meine ich auch. Jetzt hast du dich wirklich geschnitten, Kumpel.«
    Roark lachte nur.
    »Hattest du denn nichts Besseres zu tun? Liegst doch schon den ganzen Tag auf deinem Hintern herum.«
    »Muss das übers Wochenende auslesen.« Roark hielt eine Taschenbuchausgabe von Der große Gatsby hoch. Todd schnaubte verächtlich. »Das größte Weichei der amerikanischen Literatur. Willst du was hinter die Kiemen?«
    »Klar.« Roark wälzte sich vom Sofa und schob seine Füße in ein Paar Turnschuhe. Als sie durch die Tür gingen, küssten er und Todd gewohnheitsmäßig ihre Fingerspitzen und versetzten dem Playmate des Monats auf ihrem Kalender einen Klaps. »Bis später,

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