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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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signierte Ausgabe von Der große Santini zu bekommen. Er bewunderte Conroy mehr als alle anderen zeitgenössischen Romanautoren und wurde fast verlegen, als ihm dieser viel Glück für seine eigenen literarischen Bestrebungen wünschte. Dieses handsignierte Buch war sein kostbarster Besitz.
    Todd bat, es sich ausleihen zu dürfen, und behauptete, er habe es nach beendeter Lektüre wieder in Roarks Bücherregal gestellt, wo es aber nie wieder auftauchte. Nicht einmal, als Roark auf der Suche danach buchstäblich ihr Zimmer auf den Kopf stellte.
    Das Schicksal dieses Buches blieb ein Rätsel. Im Laufe der Zeit hörten die Debatten darüber auf, aber Roark lieh Todd nie wieder ein Buch, und Todd bat auch nie mehr um eines.
    Da jeder auf seine Art gut aussah, herrschte an Mädchen kein Mangel. Wenn sie nicht gerade über Bücher redeten, drehte sich ihr Gespräch um Frauen. Wenn einer von beiden das Glück hatte, dass eine junge Dame über Nacht blieb, kampierte der andere in einem Nachbarzimmer.
    Nachdem eine der Damen eines Morgens beim Heimgehen einen Spießrutenlauf durch den Flur des Verbindungshauses hinter sich gebracht hatte, schaute Todd zu Roark hinüber und meinte missmutig: »So ein heißer Feger war die nun auch wieder nicht, stimmt’s?«
    Roark schüttelte den Kopf. »Gestern Nacht hast du sie durch bierumnebelte Guckerchen betrachtet.«
    »Jaja«, seufzte Todd, dann fügte er mit einem verschmitzten Lächeln hinzu: »Aber im Dunkeln fühlt sich’s doch recht gut an, oder?«
    Unentwegt redeten sie schamlos über Frauen und besaßen die Frechheit, ständig mit zweierlei Maß zu messen. Nur Roark war einmal nahe daran, eine ernsthafte Beziehung einzugehen, allerdings nur ein einziges Mal.
    Er traf sie während beim Großeinkauf im Supermarkt. Sie hatte sich als freiwillige Helferin angeboten. Sie hatte ein schönes Lächeln und einen schlanken, sportlich trainierten Körper. Sie war eine kluge Studentin und in der Lage, sich über jedes Thema intelligent zu unterhalten. Außerdem besaß sie viel Humor und lachte über seine Witze. Sie konnte ausgezeichnet zuhören und sich ganz auf ein Thema konzentrieren, sobald es um etwas Ernstes ging. Sie brachte ihm den »Flohwalzer« auf dem Klavier bei, und er überredete sie, Die Früchte des Zorns zu lesen.
    Obwohl sie leidenschaftlich und gern küsste, ging sie nicht weiter. Sie hielt sich strikt an einen Moralkodex, der auf ihrer Religion basierte. Ein Verstoß kam für sie nicht in Frage. Das hatte sie nicht einmal auf der High School bei ihrem langjährigen Freund getan. Erst wenn sie wüsste, dass sie mit dem Mann zusammen war, den sie heiraten und mit dem sie alt werden würde, wäre es soweit.
    Roark bewunderte sie dafür, obwohl er es verdammt frustrierend fand.
    Dann rief sie ihn eines Abends an und meinte, sie habe gerade den Steinbeck-Klassiker ausgelesen. Wenn er nicht beschäftigt sei, würde sie ihn gern sehen. Er holte sie ab, sie fuhren spazieren und parkten schließlich.
    Sie liebte das Buch und dankte ihm dafür, dass er seine Lektüre mit ihr geteilt hatte. An jenem Abend küsste sie noch leidenschaftlicher als sonst. Sie zog ihren Pullover hoch und presste seine Hand gegen ihren nackten Busen. Sie zu streicheln und ihre Reaktion darauf zu spüren, war für Roark in körperlicher Hinsicht vielleicht nicht die größte Befriedigung, doch die tiefste Bedeutung hatte es ganz gewiss. Sie opferte ihm ein Stück von sich selbst, und er war sensibel genug, das zu erkennen.
    Er wurde nachdenklich. Verliebte er sich allmählich? Eine Woche später ließ sie ihn fallen. Unter Tränen gestand sie ihm, dass sie die Beziehung zu ihrem Freund aus der High School wieder aufgenommen hatte. Er war sprachlos und zornig. »Darf ich wenigstens fragen, warum?«
    »Roark, du wirst ganz groß rauskommen. Wirst berühmt. Ich weiß das. Aber ich bin nur ein einfaches Mädchen aus einer Kleinstadt in Tennessee. Ich werde vielleicht ein paar Jahre an der Grundschule unterrichten und dann Mutter und Vorsitzende des Elternbeirats werden.«
    »Daran ist doch nichts falsch.«
    »Ach, das soll ja auch keine Entschuldigung sein. Das ist das Leben, für das ich mich entscheide, das Leben, das ich leben will. Aber dieses Leben ist nichts für dich.«
    »Warum müssen wir jetzt unser restliches Leben planen?«, widersprach er. »Warum können wir größere Entscheidungen nicht einfach aufschieben und weiter die Zeit miteinander verbringen und Spaß haben und abwarten, was

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