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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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wackeln. »Ich komme nach St. Anne, um mich mit Ihnen zu treffen«, verkündete sie.
    »Verzeihung?«
    »Ich habe doch Englisch gesprochen, oder? Was haben Sie nicht verstanden?«
    Einen Augenblick später gab er einen barschen Laut von sich, den man als Lachen gelten lassen konnte. »Bingo. Heute Abend haben Sie eine Glückssträhne.«
    »Na ja, ich versuch’s mal.«
    »Sie kommen also nach St. Anne.«
    »Jawohl, tu ich.«
    »Ich muss Sie warnen, hier ist nichts so, wie Sie’s gewohnt sind. Leute wie Sie…«
    »Leute wie ich?«
    »… machen meist auf den fortschrittlicheren Inseln Urlaub. Hilton Head. St. Simons. Amelia.«
    »Das ist kein Ferienausflug.«
    »Nein?«
    »Ich komme, um mit Ihnen zu reden.«
    »Haben wir doch schon.«
    »Nicht unter vier Augen.«
    »Was gab’s denn da noch zu besprechen? Die Flora und Fauna auf den Inseln von Georgia?«
    »Ihr Buch.«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass mein Buch nicht zum Verkauf steht.«
    »Sie haben mir auch gesagt, es gäbe gar keins. Was stimmt nun?« Jetzt saß er in der Falle, was er auch wusste. Sein versteinertes Schweigen sprach Bände. »Ich werde morgen Abend eintreffen.«
    »Ist Ihr Geld.«
    »Könnten Sie mir…« Sie redete mit einem toten Hörer. Er hatte einfach aufgelegt. Trotzig wählte sie erneut seine Nummer.
    »Jaa?«
    »Ich wollte gerade fragen, ob Sie mir in Savannah ein Hotel empfehlen können?«
    Als er erneut auflegte, lachte Maris. Wie hatte ihr Vater gesagt? Dieser Mensch protestierte zu laut und zu viel. Je mehr er bockte, umso entschlossener wurde sie, aber davon hatte Mr. P.M.E. ja keine Ahnung.
    Kaum hatte sie ihren Koffer hervorgezogen und mit dem Packen begonnen, da klingelte das Telefon. Sie erwartete den Autor. Vermutlich hatte er ein paar exzellente Gründe erfunden, warum er sie morgen nach ihrer Ankunft unmöglich sehen konnte.
    Sie machte sich auf einen Hagel von Ausreden gefasst und antwortete mit einem fröhlichen »Hallo«. Zu ihrer Überraschung bat ein Mann mit breitem Brooklyner Akzent darum, mit Noah sprechen zu dürfen. »Tut mir Leid, er ist nicht da.«
    »Nun, ich muss unbedingt wissen, was ich mit dem Schlüssel da machen soll.«
    »Schlüssel?«
    »Wissen Se, nach Feierabend kommen wir ja nicht mehr ins Haus. Nur, sehen Se, Mr. Reed hat mir’n Zwanziger extra gegeben, damit ich ihn noch heute Abend herbring. Sind Sie seine alte Dame, oder was?«
    »Sind Sie sicher, dass Sie den richtigen Noah Reed meinen?«
    »Handelt mit Büchern, oder so was?«
    »Ja, das ist mein Mann.«
    »Na ja, er gibt mir diese Adresse in Chelsea und sagt …«
    »Welche Adresse?«
    Er las eine Adresse in der 22. Straße West vor.
    »Wohnung 3B. Hat mich gestern bekniet, ich sollt’ das Schloss auswechseln. Er hätt’ schon ein paar Sachen reingestellt und wollt’ nicht, dass noch alte Schlüssel rumschwirren. Verstehen Se? Leider hatt ich gestern keinen Ersatzschlüssel mit, und er meinte, er bräucht’ wenigstens noch einen. Also hab ich ihm gesagt, er bekäm’ ihn bis heut’ Abend.«
    »Und jetzt steh ich mit’m Schlüssel da, aber der Aufseher hat heut’ Abend frei. An seiner Tür hängt’n Zettel, auf dem steht, anrufen, aber’n Anruf hilft mir nix. Stimmt’s? Ich trau mir nicht, ’nen Schlüssel von Mr. Reeds Wohnung bei den Nachbarn zu lassen. Bei den Leuten weiß man ja nie, oder?«
    »Welche Sachen denn?«
    »Häh?«
    »Sie sagten, man hätte schon ein paar Sachen in die Wohnung gestellt.«
    »So Zeugs halt. Möbel. Sie wissen schon, was die Reichen so in ihren Häusern haben. Teppiche und Bilder und so’n Scheiß. Könnt’ ich mir so was Hübsches leisten? Pustekuchen. Ich weiß nur eins: Ich will jetzt meinen Hintern heimbewegen und mich für’n Mets-Spiel in meinen Sessel hocken. Nur, Mr. Reed möcht’ ich auch nicht verprellen. Schließlich hat er mir ’nen Zwanziger gegeben…«
    »Trinkgeld. Sagten Sie bereits. Wenn Sie auf mich warten, gebe ich Ihnen noch zwanzig. Ich bin in einer Viertelstunde da.«
    Maris verließ ihr Haus und rannte buchstäblich die zwei Blocks zur U-Bahn-Station Ecke Zweiundsiebzigste/Broadway. Mit dem Taxi würde es zu lange ins Zentrum dauern. Sie wollte möglichst rasch das hübsche Zeug sehen, das Noah in eine ihr völlig unbekannte Wohnung in Chelsea geschafft hatte. Sie wollte möglichst rasch wissen, warum er eine Extrawohnung brauchte. Und außerdem wollte sie unbedingt wissen, für wen er einen Zweitschlüssel anfertigen ließ.
     
    Efeu rankte die alte Ziegelwand empor

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