Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
Vom Netzwerk:
Erst dann reichte er sie ihr. Gierig griff sie danach, aber er ließ nicht locker. Erwartungsvoll schaute sie ihn an.
    »Mein Kuss – der hatte ganz und gar nichts damit zu tun , Sie zu verscheuchen.«
    Noch ehe sie antworten konnte, ließ er die Blätter los und rief laut nach Mike. »Bring ihr ein Telefon, damit sie ein Boot rufen kann«, erklärte er dem Älteren, als er unter der Türe auftauchte. »Die Fahrt zur Insel wird genauso lange dauern, wie eure Fahrt zurück zur Anlegestelle. Sollte genau hinkommen.«
    »Aber es ist doch schon nach elf!«, rief Mike. »Du kannst sie doch nicht zu dieser nachtschlafenden Zeit zurückschicken.«
    Nervös sagte Maris ein bisschen zu schnell und zu laut:
    »Schon gut, Mike. Macht mir nichts aus.«
    »Kommt gar nicht in Frage.« Ohne sich um Parkers warnenden Blick zu kümmern, erklärte Mike: »Sie bleiben heute Nacht hier. Im Gästehaus.«

Kapitel 9
    Um zu vermeiden, dass beide Parteien gemeinsam in einem öffentlichen Restaurant gesehen wurden, hielten sie das Treffen beim Lunch in einem privaten Speisesalon im einunddreißigsten Stock des WorldView-Centers ab. Der holzvertäfelte Raum war diskret, aber teuer ausgestattet. Ein dicker handgewobener Teppich schluckte jeden Laut, auf den kunstvollen Blumenarrangements glänzten noch Tautropfen, dazu kam gedämpftes indirektes Licht. Um das würdevolle Ambiente zu unterstreichen, hatte man schwere Vorhänge vor die breiten Fenster gezogen, die normalerweise einen atemberaubenden Blick auf die Skyline von Manhattan geboten hätten.
    Höflich fragte der Gastgeber, der am Kopfende der Tafel saß: »Nadia, noch etwas Kaffee? Mr. Reed?«
    Nadia Schuller bedeutete dem Ober mit den weißen Handschuhen, dass sie gerne eine weitere Tasse nähme. Noah lehnte dankend ab. Sie hatten Vichyssoise, Hummersalat und marinierten Spargel gespeist. Zum Dessert hatte man Erdbeeren Romanoff und feinste Schokoladenspezialitäten serviert.
    Noah dankte ihrem Gastgeber für das luxuriöse Mahl.
    »Es war exzellent.«
    »Freut mich, dass es Ihnen geschmeckt hat.« Nach einem Dankeschön entließ Morris Blume die Kellner.
    Während Nadia träge Sahne in ihren Kaffee rührte, wechselte Noah einen viel sagenden Blick mit ihr. Das gesellige Beisammensein war vorbei. Nun ging es um Geschäftliches.
    Zusätzlich zu Morris Blume saßen noch fünf weitere Repräsentanten von WorldView um den Tisch. Vor sechs Monaten hatte Nadia ein erstes Treffen zwischen Blume und Noah arrangiert, bei dem Blume keinerlei Zurückhaltung gezeigt hatte. Stattdessen hatte er unumwunden klargestellt, dass er Matherly Press für WorldView kaufen wollte.
    Unmittelbar im Anschluss an dieses Treffen hatten seine Firmenanwälte fieberhaft mit der Ausarbeitung eines Übernahmekonzepts begonnen. Monatelang wurde recherchiert und analysiert, wurden Chart-Vorträge entworfen, Grafiken der Marktanteile gezeichnet und Planungen erstellt. Dann hatte man Noah die endgültige Zusammenfassung in einem riesigen Aktenordner zugestellt. Dieses Treffen diente dem Zweck, seine Reaktion darauf zu hören.
    »Sie hatten einen Monat Zeit, unsere Akte zu studieren, Mr. Reed«, sagte Blume. »Was ist ihr Eindruck?«
    Morris Blume war gertenschlank und auffallend blass, was sein vorzeitiger Kahlkopf noch betonte. Obwohl ihm noch immer ein spärlicher Haarkranz wuchs, rasierte er ihn täglich, was unter seinem etwas knubbeligen, glänzenden Schädel einen grauen Schatten hinterließ. Er trug eine leichte silberne Bügelbrille und ausschließlich konservative graue Kleidung. Der Mann schien eine angeborene Abneigung gegen Farbe zu haben.
    Seit seiner feindlichen Übernahme vor vier Jahren lenkte er das internationale Medienkonglomerat. Damals war er gerade sechsunddreißig gewesen und hatte seinen Vorgänger genauso rücksichtslos ausgeschaltet wie alle Vorstandsmitglieder, die – nach Blumes Terminologie – »archaischen und rückständigen Denkweisen« anhingen. Unter seiner Führung war WV, wie es die Börsianer liebevoll nannten, von einem ursprünglich im Unterhaltungs und Fernsehsektor operierenden Unternehmen dramatisch expandiert: in Internethandel, Satellitenfunk und Glasfasertechnologie. Blume hatte WorldView ins 21. Jahrhundert katapultiert, und binnen 48 Monaten seinen Wert von knapp einer Milliarde Dollar auf annähernd sechzig Milliarden gesteigert. Gern verziehen ihm die Aktionäre seine dreisten Geschäftsmethoden.
    Was also wollte ein Mammut wie WorldView mit einer Mücke wie Matherly

Weitere Kostenlose Bücher