Envy-[Neid]
dass jedes weitere Wort unklug wäre, aber schließlich siegte doch seine Überzeugung über die Vorsicht. »Es wirkt wie ein Taschenspielertrick. Ich habe den Eindruck, dies alles geschieht hinter Daniels Rücken.«
»Er hat es genehmigt. Das haben Sie doch selbst vor nicht einmal dreißig Sekunden gesagt.«
Bancroft war offensichtlich frustriert. Er strich sich mit der Hand über den knotigen Schädel. »Außerdem bereitet es mir Unbehagen, ein derart wichtiges Dokument aus der Hand zu geben, ehe es in meinem Beisein vor Zeugen unterschrieben wurde.«
»Ich habe Maris erklärt, ich würde erst nach ihr unterschreiben«, sagte Noah. »Darauf habe ich bestanden. Sie wird ihre Unterschrift in Georgia vor einem Notar abgeben. Wenn das Dokument wieder hier eingetroffen ist, werde ich unterschreiben. Und sobald sie wieder da ist, werden wir uns mit Daniel treffen. Meiner Ansicht nach wird er über dieses Fait accompli erleichtert sein. Keiner denkt gerne daran, dass ihn Krankheit oder Tod verwundbar machen. Er wird froh sein, diese Verantwortung nicht mehr tragen zu müssen.«
»Ich habe noch nie erlebt, dass Daniel Matherly vor den unumstößlichen Tatsachen des Lebens zurückgeschreckt ist, egal, wie grausig sie waren«, widersprach Bancroft.
»Aber, davon mal abgesehen, warum warten wir nicht, bis Maris wieder hier ist, und erledigen alles auf einmal? Erklären Sie mir diese Eile.«
Noah seufzte, als hätte er Mühe, nicht die Geduld zu verlieren. »Ihre Abwesenheit ist ein Grund, warum Maris das prompt erledigt haben wollte. Sie arbeitet derzeit mit einem Jungautor, der als Einsiedler lebt. Bis zur Fertigstellung seines Manuskripts wird sie häufig wegfahren und damit längere, nicht genau umrissene Zeitperioden abwesend sein. Howard, alles Mögliche kann passieren. Ein Flugzeugabsturz. Autounfälle. Plötzliche Erkrankung. Für den schlimmsten Fall der Fälle möchte sie Matherly Press geschützt sehen.«
»Und das ist der Grund, weshalb dieses Dokument allein mit Ihrer Unterschrift gültig wird?«
Noah sagte scharf: »Ich wiederhole Ihnen, was ich schon Maris erklärt habe: Ich werde erst unterschreiben, wenn ihre Unterschrift vorliegt.«
Lange starrte ihn Bancroft unverhohlen an, ehe er den Kopf schüttelte. »Tut mir Leid, Noah. Aber Maris muss mir bestätigen, dass es sich hierbei um ein von ihr gewünschtes Dokument handelt. Und selbst dann werde ich ihr noch raten, die darin enthaltenen Bedingungen erneut zu überdenken. Sie sind unkonventionell und nicht mit kluger Vorsicht zu vereinbaren. Ich habe lange Zeit für die Matherlys gearbeitet. Sie verlassen sich darauf, dass ich stets zu ihrem Besten handle. Deshalb werden Sie sicherlich meine Vorsichtsmaßnahme verstehen.«
»Die völlig unnötig ist und außerdem eine himmelschreiende Beleidigung meiner Person.«
»Auch dann.«
»Na schön, rufen Sie Maris an.« Er deutete aufs Telefon. Er bluffte und setzte darauf, Bancroft würde nicht anrufen.
»Oder noch besser: ›Daniel ist heute zu Hause. Bitten Sie ihn herzukommen, und die Sache zu überprüfen.‹«
»Vor einem Treffen mit einem von beiden würde ich mich gerne nochmals mit den ursprünglichen Dokumenten vertraut machen. Bis ich dazu Gelegenheit hatte, möchte ich nicht ihre Zeit vergeuden.« Mit einer viel sagenden Geste faltete Bancroft die Hände über dem Dokument zusammen. »Heute kann ich es Ihnen nicht freigeben, es sei denn, Daniel oder Maris gäben mir telefonisch dazu ihre Vollmacht.«
Noah warf ihm einen harten Blick zu, dann grinste er. Immer breiter. Insgeheim hatte er darauf gehofft, eine Pattsituation zwischen sich und Bancroft herbeizuführen; der Zwerg sollte nicht zu früh kapitulieren und ihm damit den Spaß verderben. Bis jetzt war alles nur ein Aufwärmen für die große Endrunde gewesen. Und die würde er in vollen Zügen genießen.
»Nun, Howard«, sagte er leise drohend, »anscheinend bezichtigen Sie mich des Betrugs an der Firma.«
»Nicht im Geringsten«, erwiderte der Anwalt regungslos.
»Das ist gut. Das höre ich mit Erleichterung, denn es würde mir gar nicht gefallen, wenn Sie mich eines doppelten Spiels verdächtigen würden. So etwas finde ich ganz schandbar. Sie nicht auch? Doppelspiel. Verrat. Illoyalität gegenüber der eigenen Familie. Der eigenen Rasse.«
Während Noah dem Anwalt unverwandt in die Augen schaute, nahm er den mitgebrachten Ordner zur Hand, legte ihn sacht auf den Schreibtisch und schob ihn zu Bancroft hinüber, der ihn so
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