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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nennen. Ihre Freunde in Israel – und das sind meines Wissens viele – würden Sie schmähen. Ihr Blut ist unrein, entstanden aus dem einer kollaborierenden Hure und eines arischen Mörders.
    Nun könnten Sie ja zu mir sagen: Dafür haben Sie keinen Beweis. Allerdings ist Ihre Reaktion Beweis genug , nicht wahr? Außerdem muss ich nichts beweisen. Allein das Gerücht würde Ihren guten Ruf als mustergültiger Jude wirksam zerstören. Schon die leiseste Andeutung einer derartigen Schande würde irreparablen Schaden anrichten.
    Ihre Familie würde daran zerbrechen. Denn sogar Ihre Frau und Ihre Kinder glauben an das von Ihnen und Ihrer Mutter ersonnene Lügengespinst. Schon beim Gedanken daran, mit welcher Wucht sie das träfe, schüttelt es mich. Stellen Sie sich mal vor, Sie müssten Ihren Enkeln erklären, dass der liebe Opapa als Nazi-Ejakulat begann. Niemand würde je wieder etwas von Ihnen halten oder Ihnen vertrauen. In Schmach und Schande müssten Sie leben, ein Lügner und Verräter an Ihrer Religion und Ihrer Rasse – genau wie Ihre Mutter.«
    Howard Bancroft weinte in seine Hände. Sein ganzer Körper bebte unkontrolliert, als hätte ihn der Schlag getroffen.
    »Selbstverständlich muss das nie jemand erfahren«, sagte Noah und wechselte in eine fröhliche Tonlage. Er stand auf und nahm beide Dokumente an sich, seinen Ordner und die Generalvollmacht. »Ich kann ein Geheimnis bewahren. Ehrenwort.« Er legte die Hand aufs Herz.
    »Trotzdem bin ich überzeugt, dass Sie Verständnis für meine Vorsichtsmaßnahme haben«, sagte er mit süffisanter Anspielung auf die Aussage des Anwalts von zuvor. »In meinem Banksafe liegt eine Kopie der Beichte Ihrer Mutter. Eine weitere befindet sich bei einem Anwalt, den ich einzig und allein für diesen Zweck verpflichtet habe. Er ist ein schmieriger skrupelloser prozesssüchtiger Typ mit einem starken Hang zum Antisemitismus. Sollte mir irgendetwas Unvorhergesehenes zustoßen, hat er strikte Anweisung, an sämtliche Synagogen innerhalb der fünf Stadtbezirke die unterschriebene Aussage Ihrer Mutter zu verteilen. Damit wäre für höchst interessanten Lesestoff gesorgt, meinen Sie nicht auch? Besonders die Beschreibungen, wie sie die SS-Offiziere gelutscht hat. Für Geschlechtsverkehr mit einer Jüdin waren einige zu pingelig, aber Fellatio zählte offensichtlich nicht.«
    Noah ging zur Tür hinüber. Obwohl der Anwalt keinerlei Anstalten gemacht hatte, sich zu bewegen, sondern weiter in seine Hände schluchzte, sagte er: »Nein, nein Howard, bemühen Sie sich nicht, mich hinauszubegleiten. Noch einen schönen Tag.«

Kapitel 15
    »Fährst du morgen?«
    »Ganz früh«, erwiderte Maris. Nervös wanderte ihr Blick durch den Wintergarten, ohne je bei Parker hängen zu bleiben. »Mike hat ein Boot organisiert, das mich abholt. Mein Flug geht um neun Uhr dreißig ab Savannah und anschließend von Atlanta nach La Guardia.«
    »Gute Reise.« Seine missmutige Miene sprach Bände, denn er wünschte ihr genau das Gegenteil.
    Für heute sah sie Parker zum ersten Mal. Am Morgen hatte sie sich zu einem schnellen Frühstück mit kalten Cornflakes in die Küche gestohlen. Das Mittagessen hatte sie ganz ausfallen lassen und dann Mike gebeten, ihr zum Abendessen ein Sandwich ins Cottage zu bringen. Als Entschuldigung für ihr Alleinsein schob sie Arbeit vor. Sie wolle unbedingt das Manuskript noch einmal konzentriert und ohne Ablenkung lesen. Diese Erklärung hatte Mike akzeptiert, zumindest hatte er so getan.
    Sollte Parkers finstere Miene ihr gelten, war sie gut beraten gewesen, den ganzen Tag Abstand zu halten. Er wirkte schlecht gelaunt und streitsüchtig. Je schneller sie sagte, was sie sagen musste, und dann ging, umso besser.
    »Vor meiner Abreise«, hob sie an, »sollten wir meiner Ansicht nach noch mal über das Manuskript sprechen. Ich habe den Großteil des Tages damit zugebracht, es erneut zu begutachten.«
    »Erneute Begutachtung. So nennt man das also?«
    »Was nennt man wie?«
    »Die Tatsache, dass du mir ausweichst.«
    Okay, er wollte Streit. Warum sollte sie ihn enttäuschen?
    »Jawohl, Parker, ich bin dir ausgewichen. Kannst du mir das vorwerfen? Nach allem…«
    Sie brach ab. Mike erschien mit einem Serviertablett.
    »Überbackene Pfirsiche«, verkündete er.
    Parkers Miene wurde noch finsterer. »Und warum gibt’s kein Eis dazu?«
    »Soll es etwa schmelzen, bevor ich’s servieren kann? Himmel.« Mike setzte das Tablett auf den Tisch und stapfte zurück in die Küche,

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