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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ganz offen auf dem Tisch des Anwalts lagen.
    »Es ist fertig«, erwiderte Bancroft.
    »Danke für Ihre treffliche Vorbereitung.«
    Noah beugte sich vor und griff nach dem Dokument, aber Bancroft legte eine von Altersflecken gezeichnete Hand darauf, auf der die Adern deutlich hervortraten.
    »Nicht so schnell, Noah. Ich lasse Sie das heute nur ungern nehmen.«
    »Und warum?«
    »Ich habe dieses Dokument wunschgemäß nach Ihren Anweisungen aufgesetzt, aber… Darf ich offen sein?«
    »Das würde uns Zeit sparen.«
    »Ich habe gezögert, es gemäß Ihren Vorgaben zu verfassen. Sein Inhalt ist beunruhigend.«
    Der Anwalt nahm seine Brille ab und begann, sie mit einem großen weißen Taschentuch zu putzen, das er aus seiner Hosentasche gezogen hatte. Als er es ausschüttelte, schien es Noah, als schwenkte er eine weiße Fahne zum Zeichen der Kapitulation, was ihm ja auch gut anstünde. Diesen Kampf konnte Howard Bancroft nicht gewinnen.
    »Ach? Und wieso ist es beunruhigend?« Noah verlieh seiner Stimme gerade so viel Schärfe, um den Anwalt zu warnen, dass Noahs Gründe für das Aufsetzen dieses Dokuments nicht zur Debatte standen, geschweige denn, dass sie in Frage gestellt werden durften. Doch Bancroft überging diesen Hinweis.
    »Sind Sie sicher, dass Maris damit einverstanden ist?«
    »Howard, ich habe in ihrem Auftrag darum ersucht.«
    »Warum hält sie es für notwendig?«
    »Sie wissen genau wie ich und auch Maris, dass das Verlagswesen nicht mehr die private Spielwiese ehrbarer Herren ist, wie noch vor einem Jahrhundert. Hier geht es inzwischen genauso mörderisch zu wie überall. Auf diesem Markt bedeutet jeder Stillstand Rückschritt. Wer lediglich den Status quo aufrecht erhält, wird von seinen Konkurrenten überholt und befindet sich, ehe er sich’s versieht, auf dem letzten Platz. Und wir wollen doch nicht, dass Matherly Press an der Staubfahne erstickt, die andere hinterlassen?«
    »Eine aufrüttelnde Rede, Noah. Ich schlage vor, Sie halten sie auf der nächsten Vertreterkonferenz, um unsere Mannschaft anzufeuern. Trotzdem ist mir schleierhaft, wo der Bezugspunkt Ihrer einleuchtenden Argumente zu meiner Frage beziehungsweise zu diesem Dokument ist.«
    »Dieses Dokument«, sagte Noah, indem er darauf zeigte , »ist unser Sicherheitsnetz. Die Verlagswelt unterliegt fortwährend raschen Veränderungen. Matherly Press muss auf alle Eventualitäten vorbereitet sein. Wir müssen in der Lage sein, geschmeidig zu operieren, damit wir jede sich bietende Gelegenheit unmittelbar wahrnehmen können.«
    »Ohne Daniels Zustimmung.«
    Noah machte ein trauriges Gesicht. »Ach, Howard, das ist ja der Haken. Daniel wird langsam alt, und das bricht Maris das Herz – genau wie mir. Diese traurige Tatsache müssen wir gezwungenermaßen akzeptieren. Sollte sich sein Zustand plötzlich verschlechtern, zum Beispiel durch einen Schlaganfall, auf Grund dessen er dann keine geschäftlichen Entscheidungen mehr treffen könnte, garantiert diese Generalvollmacht einen reibungslosen Übergang und schützt die Firma vor einem Sturz ins Chaos.«
    »Noah, ich habe die Vorbehaltsklauseln geschrieben. Ihr Zweck ist mir bekannt. Außerdem weiß ich, dass bereits ähnliche Dokumente vorhanden sind, und zwar seit Jahren. Als Maris einundzwanzig wurde, hat sie Daniels persönlicher Anwalt, Mr. Stern, aufgesetzt. Diesen Dokumenten liegt auch eine testamentarische Verfügung für den Krankheitsfall bei. Ich weiß das, weil sich in meinen Unterlagen Kopien davon befinden. Damit ist, wie Sie sagen, jede Eventualität abgedeckt. Maris wurde Generalvollmacht erteilt, um an Daniels Stelle sämtliche Entscheidungen zu treffen, sei es für ihn persönlich oder für die Firma.«
    »Ich bin mir über diese früheren Dokumente wohl im Klaren. Das hier ist anders.«
    »In der Tat. Es löst alle anderen ab. Außerdem erteilt es Ihnen Generalvollmacht, in Daniels Namen Entscheidungen zu treffen.«
    Noah mimte den Beleidigten. »Wollen Sie damit etwa andeuten, ich würde mir heimlich etwas aneignen…«
    »Nein.« Bancroft hob beide Hände, die Handflächen nach außen. »Daniel und Maris haben mir gegenüber bereits von der Notwendigkeit gesprochen, beider Generalvollmachten dahin gehend zu ändern, dass Sie darin eingeschlossen werden. Aber das sollte Mr. Sterns Aufgabe sein, nicht meine.«
    »Sie sind passender.«
    »Für wen?«
    Wütend funkelte ihn Noah an. »Und was finden Sie sonst noch so beunruhigend, Howard?«
    Der Anwalt zögerte, als ahnte er,

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