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Envy-[Neid]

Envy-[Neid]

Titel: Envy-[Neid] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sich bringen wollte, wie es die Etikette erlaubte.
    Ein Kellner mit langer weißer Schürze näherte sich ihrem Tisch. »Maris, was möchten Sie gerne trinken?«, fragte Nadia.
    »Einen Eistee, bitte.«
    »Ich nehme einen Weißwein. Möchten Sie nicht auch?« Es klang, als erlaube sie Maris gnädigerweise ein alkoholisches Getränk, wenn sie das wünsche.
    Diesmal wandte sich Maris direkt an den Kellner und wiederholte: »Bitte, einen Eistee. Mit viel Eis und frischer Zitrone.« Dann wandte sie sich wieder Nadia zu und sagte:
    »Das habe ich mir in den Südstaaten angewöhnt.«
    »Das trinkt man dort unten das ganze Jahr, nicht wahr? Das und schwarz gebrannten Schnaps.« Nadia bestellte ihren Wein. Der Kellner zog sich zurück. »Ich habe schon alles über Ihren Ausflug nach Dixieland gehört.«
    »Ach?«
    »Von Ihrer Sekretärin. Als ich anrief, um Sie zum Lunch einzuladen.«
    »Und ich dachte, Noah hätte es Ihnen vielleicht erzählt.«
    »Nein, Noah habe ich nicht mehr gesehen, seit… hmm … Eigentlich nicht mehr seit jenem Abend, als ich Sie beide bei diesem Bankett anlässlich der Preisverleihung getroffen habe.«
    Bis der Kellner mit ihren Getränken wiederkam, verlief das Gespräch belanglos. Dann lauschten sie seiner Litanei der Tagesspezialitäten des Hauses. Nadia erbat einige Minuten Bedenkzeit. Diese Verzögerung im Ablauf schien Maris zu beunruhigen, aber Nadia würde sich nicht wie ein Staubfussel wegwischen lassen.
    Sie konnte Maris nicht im mindesten ausstehen und war absolut sicher, dass diese Abneigung auf Gegenseitigkeit beruhte. Beide waren erfolgreiche Geschäftsfrauen, deren Haltung zu Karriere, Männern und dem Leben ganz allgemein nicht unähnlicher sein konnte.
    Maris Matherly-Reed hatte sämtliche Vorteile genossen, die man Nadia vorenthalten hatte. Maris war in eine reiche und angesehene Familie hineingeboren worden und buchstäblich mit silbernen Löffeln im wohlgeformten Mündchen aufgewachsen.
    Sie hatte exklusive Privatschulen besucht und war regelmäßig bei schicken Partys auf den schicken Landsitzen der Hamptons zu Gast gewesen. Ihr Foto war oft in den Gesellschaftskolumnen erschienen. Sie war weit gereist.
    Maris hatte Kultur sogar noch im Hintern – einem Hintern, der auch ohne schmerzhafte teure Fettabsaugung schlank und straff war. Doch dieser wohlgeformte Po hätte keinen einzigen Eiswürfel zum Schmelzen gebracht.
    Nadia, geborene Nadine, war arm aufgewachsen. Die Armut ihrer Familie war verzeihlich. Was sie nicht ertragen hatte, waren ihre Ignoranz und ihr ordinäres Benehmen. Schon in frühester Jugend beschloss sie, nicht in Brooklyn zu bleiben und irgendeinen Rüpel und Verlierer zu heiraten, mit dem es später nur Streit gäbe, wie sie ihre ständig wachsende Brut beherbergen und ernähren sollten.
    Sie war für weit Besseres bestimmt.
    Mit dreizehn ließ sie sich von ihrem ersten Chef entjungfern, dem Leiter eines Ramschladens, in dem sie nach der Schule als Verkäuferin jobbte. Er hatte sie erwischt, wie sie aus dem Lager Nagellack und Lippenstift klaute, und sie vor die Wahl gestellt, entweder mit ihm zu bumsen oder vor ein Jugendgericht gestellt zu werden.
    Abgesehen von der unbequemen Lage, wenn man von einem plumpen Kerl mit feuchten Händen und Knoblauchgeruch auf Versandkisten gevögelt wird, war es gar kein so schlechter Handel gewesen.
    Seit diesem ersten Mal hatte Nadia häufig Sex geboten, um an Gewünschtes zu kommen oder Unerwünschtes zu vermeiden. Die High School empfand sie als Zwangsstrafe, bei der sie sich lediglich amüsierte, wenn sie ihren Klassenkameradinnen die Freunde ausspannen konnte.
    Die gebrochenen Herzen, die sie hinterließ, scherten sie keinen Deut. Es machte ihr nichts aus, dass sie keine einzige Freundin hatte. Warum sollte sie auch, so lange die Jungs hinter ihr her waren, um ihre Aufmerksamkeit buhlten, ihr Geschenke machten und zum Ausgleich für das, was sie sowieso mit Freuden getan hätte, mit ihr ausgingen?
    Als vor der Abschlussprüfung ihre Noten auf der Kippe standen, erklärte sich ihr Mathematiklehrer im Grundkurs damit einverstanden, die Note zu ihren Gunsten zu ändern, wenn sie ihm einen blies. Ihre Geschichtslehrerin, eine pathetische Matrone, war zu Tränen gerührt, als Nadia ihre geheime Zuneigung beichtete. Im Laufe eines verregneten Abends in der Wohnung der Lehrerin, in der es nach Katzenklos stank, verbesserte sich Nadias Note um anderthalb Stufen.
    Kaum hielt sie ihr Zeugnis in Händen, ging sie jeder weiteren

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