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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf seine Worte, dann drang Bernecs Stimme leise und verzerrt zu ihnen hinauf: »Wir sind fertig. Thenan kann mit dem Aufstieg beginnen, wenn ihr wollt.«
    Skar tauschte einen raschen Blick mit Del und nickte. »In Ordnung«, rief er. »Fangt an.«
    Der armdicke schwarze Strang vor dem Stollenausgang begann zu beben. Ein dumpfer, vibrierender Laut dicht an der untersten Grenze des überhaupt Hörbaren lief durch die Höhle und verklang. Skar schauderte. Obwohl er sich dagegen wehrte, begann ein eisiges, lähmendes Gefühl der Angst in ihm emporzukriechen. Er war es gewohnt zu kämpfen, auch in Situationen, die jedem anderen aussichtlos erschienen wären, und gegen Feinde, die ihm weit überlegen waren. Aber dies hier war etwas anderes. Sie kämpften weniger gegen einen körperlichen Feind als vielmehr gegen die Dunkelheit und das Schweigen, und die Angst, die er verspürte, war anders als sonst, schleichend und leise, ein Gefühl, das die Schutzmauern seines Willens nicht durchbrach, sondern unterlief und gegen das er hilflos war.
    Er stand auf, machte einen Schritt in den Stollen hinein und blieb abrupt stehen. »Was ist los?« fragte Del.
    Skar winkte hastig ab. »Still!« zischte er. »Ich glaube, ich höre etwas!« Er schloß die Augen, legte den Kopf auf die Seite und lauschte mit angehaltenem Atem. Diesmal war er sicher, sich das Geräusch nicht nur eingebildet zu haben, und nach einer Weile hörte er es wieder: ein hoher, unangenehmer, schwingender Laut, vermischt mit einem Rascheln und Zerren, als würde Horn oder versteinertes Holz über Fels geschleift.
    Und dann wußte er, wo er den Laut schon einmal gehört hatte…
    Er fuhr herum, riß den völlig verblüfften Del in die Höhe und gab ihm einen Stoß, der ihn zurücktaumeln ließ. »Weg hier!«
    brüllte er. »Das sind
Khtaäm! Spring!«
Er erreichte das Stollenende, stieß sich mit aller Kraft ab und sprang mit weit ausgebreiteten Atmen ins Nichts hinaus.
    Etwas Dunkles, Formloses schien auf ihn zuzurasen. Er griff blind zu, bekam einen der ölig glänzenden schwarzen Stränge zu fassen und klammerte sich mit aller Kraft fest. Ein schmerzhafter Schlag traf ihn an Gesicht und Brust, und für einen Moment drohten seine Finger an der glitschigen Oberfläche des Gewebes den Halt zu verlieren. Er rutschte ab, griff noch einmal mit aller Gewalt zu und kam mit einem grausamen Ruck, der ihm schier die Arme aus den Gelenken zu reißen schien, zum Halten. Wie durch einen Nebel von Schmerzen registrierte er, wie Del sich ebenfalls aus dem Gang herauskatapultierte und verzweifelt einen der Stränge zu fassen versuchte. Er glitt ab, rutschte drei, vier Meter in die Tiefe und prallte auf eine der knollenartigen Verdickungen. Ein keuchender, halberstickter Schrei wehte zu Skar herauf. Del griff in blinder Panik um sich, bekam einen der Stränge zu fassen und hing für eine endlose, schreckliche Sekunde an nur einer Hand in der Luft, ehe es ihm gelang, seine wilden Pendelbewegungen zu bremsen und mit der anderen Hand und den Beinen ebenfalls festen Halt zu finden.
    Skar hob mühsam den Kopf und blickte zum Tunnelausgang empor. Die dunkle Öffnung schien zu brodelndem, schwarzem Leben erwacht zu sein. Eine riesige, formlose Woge wälzte sich aus dem Gang, quoll über die Kante und begann wie eine träge, zähe Flüssigkeit die Wand hinunterzufließen. Ein hoher, sirrender Laut, als würde irgendwo eine gigantische Bogensehne gespannt, quälte Skars Trommelfelle.
    »Khtaäm!«
würgte er verzweifelt. »Bei allen Göttern —
Coar! Bernec! Flicht!
    Lauft um euer Leben!!!«
    Das Licht unter ihm flackerte. Skar hörte das Geräusch hastig trappelnder Füße, dann einen dumpfen Laut, als schlüge ein schwerer Körper auf den Boden auf. Dann erscholl ein hoher, unmenschlich spitzer Aufschrei, ein Geräusch, das Skar auf grausige Weise bekannt vorkam und ihm schier das Blut in den Adern gerinnen ließ. Das Licht erlosch übergangslos, und dann hörte er nichts mehr außer dem hellen Sirren und Summen der Ungeheuer.
    Der Strang, an den er sich klammerte, begann zu vibrieren, und obwohl es absolut finster war, glaubte er deutlich zu erkennen, wie die Höhlenwand dicht neben ihm zu pulsierendem, ekelhaften Leben erwachte.
    Der Spuk verging so rasch, wie er gekommen war. Das Geräusch des vorüberziehenden Kbtaäm-Schwarmes verklang, aber die darauf folgende Stille erschien Skar fast bedrückender. Irgendwo an der unsichtbaren Decke hoch über seinem Kopf löste sich ein Stein

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