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Enwor 1 - Der wandernde Wald

Enwor 1 - Der wandernde Wald

Titel: Enwor 1 - Der wandernde Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dich an«, sagte sie. »Rasch.«
    Skar drehte verwundert den Kopf. Vor den schmalen Fenstern lastete noch graue Dämmerung, aber den Geräuschen nach zu schließen mußte Went bereits erwacht sein. »Was ist los?« fragte er noch einmal. »Werden wir angegriffen?«
    Coar zog den Gürtel um die Taille zusammen, band ihr Haar im Nacken zu einem Knoten und schöpfte sich hastig ein paar Hände voll Wasser ins Gesicht. »Das Signal«, sagte sie prustend. »Hast du es nicht gehört?«
    »Doch«, erwiderte Skar. »Vor dir, wenn ich dich erinnern darf. Aber ich hätte auch ganz gerne gewußt, was es bedeutet.«
    »Reiter«, erklärte Coar, während sie sich ungeduldig nach seinen Kleidern bückte und ihm Lendenschurz, Wams und Sandalen vor die Füße warf. »Reiter aus Ipcearn. Die Boten der Könige. Du solltest dich besser beeilen.«
    Skar runzelte verwundert die Stirn und bequemte sich endlich dazu, aufzustehen und zur Waschschüssel hinüberzuschlurfen. Das eisige Wasser vertrieb den dumpfen Druck hinter seiner Stirn ein wenig. Er wusch sich gründlich, fuhr sich anschließend in Ermangelung eines Kammes mit den gespreizten Fingern durch das Haar und zog sich dann unter Coars ungeduldigen Blicken an.
    Sie verließen das Haus und schlossen sich der Menge an, die ungeduldig dem westlichen Tor entgegenströmte. Halb Went schien sich bereits vor der Dornenbarriere versammelt zu haben, und die Handvoll Soldaten, die das Tor abschirmten, hatten alle Mühe, die aufgeregte Menge zurückzudrängen und eine Gasse freizuhalten. Coar rief etwas, aber ihre Worte gingen im Lärm der Menge unter. Schließlich versetzte sie dem Mann vor sich einen derben Rippenstoß und drängte sich mit purer Gewalt durch die dichtgedrängt stehenden Menschen.
    Logar und ein knappes Dutzend Berittener erwarteten sie ungeduldig, als sie sich endlich zum Tor durchgeschubst und —gedrängelt hatten. »Endlich«, sagte er mit einer ungeduldigen Geste auf zwei zusätzliche reiterlose Pferde deutend, die — aufgescheucht und nervös gemacht durch die lärmende Menschenmenge ringsum —an ihrem Zaumzeug zerrten und von einem schwitzenden Soldaten nur mehr mit Mühe gehalten werden konnten. »Sitzt auf. Sie müssen gleich hier sein.«
    Skar wollte eine Frage stellen, aber Logar hatte sich bereits umgewandt und brüllte Befehle. Er zuckte die Achseln, griff nach dem Zaumzeug und schwang sich in den Sattel. Das Tier schnaubte erregt, aber er brachte es mit sanftem Schenkeldruck und ein paar leisen, gemurmelten Worten zur Ruhe.
    Wieder erscholl das Trompetensignal, und als Skar im Sattel herumfuhr, erkannte er jenseits des Tores eine Gruppe von vielleicht drei Dutzend Berittenen, die in scharfem Tempo näher kam. Selbst auf die große Entfernung glaubte er zu erkennen, daß Menschen und Tiere erschöpft und am Ende ihrer Kräfte waren.
    »Sie scheinen es verdammt eilig zu haben«, murmelte Coar neben ihm.
    »Was soll dieser Auftritt eigentlich?« fragte Skar halblaut.
    Logar warf ihm einen warnenden Blick zu, und Coar legte den Finger über die Lippen. »Nicht«, flüsterte sie. »Sag jetzt nichts. Ich hätte dich vorbereitet, aber sie sind eher gekommen, als ich geglaubt habe. Ich dachte, es wäre noch genügend Zeit.«
    Skar zuckte resignierend mit den Schultern und konzentrierte sich wieder auf die näherkommenden Reiter. Die Kolonne zog sich auseinander, als sie sich dem Tor näherte. Die Reiter preschten mit unvermindertem Tempo durch die schmale Öffnung in der Dornenhecke, jagten durch den Verteidigungsgürtel und galoppierten weiter. Ein letzter Trompetenstoß erklang, und für einen kurzen Moment schien die Erde zu beben, als die Männer ihre Tiere unnötig hart und brutal zum Stehen brachten. Staub wallte hoch, und nicht nur ein Tier stieg, vor Schmerz und Unmut kreischend, auf die Hinterläufe, als die Trense in sein Maul biß.
    Skar runzelte mißbilligend die Stirn. Die Szene mochte auf die Cearner beeindruckend wirken, aber für ihn war sie nicht mehr als eine überflüssige und zudem dumme Machtdemonstration, die ihn höchstens wütend machte. Er schluckte die spitze Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter und beließ es statt dessen bei einem abfälligen Lächeln.
    Logar straffte sich. Seine schmalen Hände umklammerten die Zügel so stark, daß die Knöchel weiß hervortraten, und sein Gesicht schien von einem Augenblick auf den anderen zu Stein zu Vierstarren. Er ritt langsam vor und hob die Hand zum Gruß.
    »Was soll das Ganze

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