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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Mißtrauen hatte sich nicht gelegt; ganz im Gegenteil. Skar sah, daß seine Hand wieder begonnen hatte, am Griff des Schwertes zu spielen.
    »Vielleicht, weil
er
dir vertraut«, antwortete Cron mit einer Kopfbewegung auf Skar. Mit hörbarem Spott fügte er hinzu:
    »Wie könnte ich einem Mann mißtrauen, der die Freundschaft des Todes genießt?«
    »Also — was verlangst du?« fragte Skar rasch, ehe Titch reagieren konnte. Er hatte das Gefühl, daß zwischen diesen beiden ungleichen Quorrl mehr war, als er auch nur ahnte.
    »Was ich gesagt habe«, antwortete Cron. »Ihr bringt die Eier nach Caran. Als Gegenleistung wird man euch den geheimen Weg nach Ninga verraten. Dein Leben und das des Weibchens gegen das meiner Jungen, das ist ein faires Geschäft, finde ich.« »Warum tust du es nicht selbst?« fragte Titch mißtrauisch.
    »Weil ich keine Chance hätte«, antwortete Cron. »Sie würden mich jagen. Sie würden mich stellen und töten, noch ehe ich den halben Weg geschafft hätte, und sie würden meine ungeborenen Kinder dazu verdammen, zu etwas wie du zu werden.«
    Aber das war nicht die Wahrheit. Skar spürte es, und auch Titch schien zumindest zu ahnen, was in dem Quorrl wirklich vorging. Cron mochte durchaus die Wahrheit sagen, aber es war nicht die Angst vor Gefangenschaft oder Tod, aus der er beschlossen hatte, hierzubleiben, denn beides erwartete ihn hier hundertmal sicherer als auf dem Weg nach Caran. Cron hatte aufgegeben, und Skar hatte das bereits gespürt, als er dieses Zimmer betrat. Der Quorrl war innerlich bereits tot, und vielleicht nicht einmal erst seit heute. Wenn er hierblieb und auf seine Henker wartete, dann war das nur die konsequente Fortsetzung dieses lautlosen Sterbens. Für einen Moment verspürte Skar ein tiefes Mitgefühl mit dem Quorrl.
    »Nehmt ihr an?« fragte Cron, als weder Titch noch Skar antworteten.
    »Haben wir eine Wahl?« fragte Skar.
    Cron lachte. »Nein. Es sei denn, ihr wollt hierbleiben und mir helfen, noch ein paar von diesen Hunden zu erschlagen.« »Begleite uns«, sagte Skar plötzlich; und wider besseres Wissen. Er wußte, daß Cron es weder wollte noch konnte. »Du kannst —«
    »Nehmt ihr an?« unterbrach ihn Cron.
    Für die Dauer von fünf, zehn endlosen Atemzügen sagte niemand ein Wort, dann nickte Titch. »Ja. Das Leben deiner Kinder gegen unseres.«
    Es war kein Zufall, dachte Skar, daß er das Wort
Kinder
benutzte, statt
Brut oder Junge
zu sagen, wie unter den Quorrl üblich, und auch Cron entging dieser Unterschied nicht. In seine Augen trat ein nachdenklicher, fast verwirrter Ausdruck. Aber er ging nicht darauf ein, sondern nickte nur. »Mein Wort gegen deines.« Er seufzte, schloß wieder die Augen und legte den Kopf gegen die Sessellehne. Für einen Moment sah er aus, als wäre er bereits tot.
    Skar wollte noch etwas sagen, aber Titch bedeutete ihm mit einem wortlosen Kopfnicken, daß es jetzt besser war, zu schweigen. Ohne ein weiteres Wort drehten sie sich um und gingen zu Kiina und Scrat zurück.

S ie verließen den Hof noch in der gleichen Stunde. Kiina wirkte sonderbar bedrückt, als Skar und Titch zu ihr zurückkehrten, und sie sah ihn auf eine Art an, die ihm klar machte, daß Scrats Verschwiegenheit nicht so weit reichte, wie er gehofft hatte. Aber sie sagte kein Wort, erkundigte sich nicht einmal, was sie mit Cron gesprochen hatten, sondern folgte ihnen stumm, als sie das Haus verließen und zu den Ställen hinübergingen.
    Die drei Pferde — Tiere, die weitaus kräftiger und zäher waren als die, die Cron ihnen am vergangenen Abend gegeben hatte —waren bereits gesattelt und bepackt, als wäre Cron schon vorher sicher gewesen, daß sie sein Angebot annehmen würden. Dazu kamen drei weitere Tiere, von denen eines mit den geschnitzten Truhen beladen war, die Skar schon in der Nacht aufgefallen waren. Er verbiß sich auch jetzt jede Frage nach ihrem Inhalt, aber nach dem Gespräch mit dem Quorrl war er nicht mehr besonders schwer zu erraten.
    Erst, als sie den Hof bereits verlassen hatten, brach Kiina das lastende Schweigen und wandte sich mit der Frage an Titch, was jetzt weiter geschähe. Titch beantwortete sie, wenn auch sehr unwillig und mit nur knappen Worten. Kiina schwieg eine ganze Weile, dann fragte sie: »Und woher willst du wissen, daß sie die Wahrheit nicht aus Cron herauspressen?«
    »Herauspressen? Aus einem Mann wie Cron?«
    »Sie könnten ihn foltern«, gab Kiina zu bedenken.
    Darauf antwortete Titch überhaupt nicht. Mit

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