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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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du weißt doch, ein Quorrl sieht aus wie der andere. Ich glaube nicht, daß sie mich erkennen.«
    Skar blieb ernst. Aber er ging nicht weiter auf das Thema ein
    - wenn Titch ihm sagen wollte, wer die Bastarde waren und was sie in Caran erwartete, dann würde er es tun, und wenn nicht, dann nutzte alles Fragen und Drängen nichts —, sondern kniete nach ein paar Augenblicken neben einer der Truhen nieder und versuchte den Deckel zu öffnen. Obwohl er nicht in seine Richtung sah, spürte Skar, daß Titch ihn aufmerksam beobachtete. Aber der Quorrl schien nichts dagegen zu haben, und so drückte und schob er so lange an dem primitiven Mechanismus des Schlosses herum, bis er mit einem Klicken aufsprang. Behutsam hob er den Deckel der Kiste an und sah hinein.
    Obwohl er gewußt hatte, was er finden würde, war er überrascht.
    Im Innern der Truhe befand sich ein hölzernes, mit weichem Stoff ausgeschlagenes Gestell, in dem zahllose, gelblichgrün schillernde Eier lagen. Jedes war so groß wie eine Kinderfaust, und obgleich ihre Oberflächen nicht glatt waren, sondern aus winzigen überlappenden Schuppen bestanden, machten sie auf Skar einen höchst zerbrechlichen Eindruck. Zögernd streckte er die Hand aus und hielt inne, als Titch eine Bewegung machte.
    »Faß sie nicht an, bitte.« Titch trat neben ihn, blickte einen Moment mit undeutbarem Ausdruck in die Truhe und bat Skar dann mit einer Geste, den Deckel wieder zu schließen. Skar gehorchte.
    »Was werden sie damit tun?« fragte Skar. »Sie ausbrüten?« Titch lachte leise. »Das ist nicht nötig. Wir sind keine Vögel, Skar. Und auch keine Kröten, auch wenn wir so aussehen. In genau hundert Tagen werden die Jungen schlüpfen, und sie werden nichts mit ihnen tun. Und das ist genau das, was Cron wollte. Nichts.«
    »Du meinst, sie werden nicht zu Kriegern heranwachsen«, vermutete Skar.
    »Das werden sie sogar ganz bestimmt«, erwiderte Titch. »Zumindest einige von ihnen, denn die Bastarde sind Krieger.«
    »War Crons Opfer dann nicht sinnlos?«
    Titch schüttelte heftig den Kopf. »Es gibt einen Unterschied, Skar. Aber ich weiß nicht, ob du ihn verstehst.«
    Ehe er antwortete, sah Skar sich noch einmal um. Von Kiina war nichts zu sehen. Die Nacht war zwar dunkel genug, daß sie in ein paar Schritten Entfernung stehen konnte, ohne daß er sie sah, aber er spürte, daß es nicht so war. Irgendwie hatte er stets gefühlt, wenn sie in seiner Nähe war. »Erkläre ihn mir.«
    »Es sind die Bestimmer, die das Schicksal festlegen«, sagte Titch. »Sie und die Priester des heiligen Tempels in Ninga.« Er deutete auf die Truhen. »Sie bestimmen, was aus diesen Eiern schlüpfen wird.«
    »Wie?« fragte Skar. Er war weder überrascht noch schockiert. Crons Worte waren zwar verwirrend gewesen, aber doch eindeutig, zusammen mit dem, was er schon vorher von Titch erfahren hatte. Es gab mehr Unterschiede zwischen seinem Volk und dem der Quorrl als das Aussehen.
    »Das weiß niemand«, antwortete Titch. »Einmal im Jahr, wenn der Winter vorüber ist, ziehen die Bestimmer durch das Land und sammeln die Brut ein, um sie nach Ninga zu holen. Bringen sie sie zurück, so steht fest, ob es Krieger oder Handwerker, Bauern oder Kaufleute sein werden.«
    »Und das glaubt ihr?« Skar schüttelte zweifelnd den Kopf.
    »Es ist so«, sagte Titch überzeugt. »Oh, ich weiß, was du jetzt denkst, aber du täuschst dich. Es ist kein Trick. Kein Hokuspokus, um ein abergläubisches Volk im Zaum zu halten. Sie wissen vorher, was aus der Brut wird. Der Bestimmer erfragt die Wünsche der Ahnen und wägt ab, was gut für sie und was gut für unser Volk ist.«
    »Das ist doch Unsinn!« protestierte Skar. »Du hast es selbst gesagt, Titch: sie schlüpfen so oder so, und —«
    »Du verstehst immer noch nicht«, unterbrach ihn Titch. »Hast du schon vergessen, was Ennart dir erzählt hat? Wir sind nicht wie ihr. Wir wurden gemacht, Skar. Wir sind Werkzeuge. Das dort in den Kisten, das ist nur das Rohmaterial, der Stahl, der in Ninga geschmiedet wird. Und nur seine Herren bestimmen, zu welcher Form. Sieh mich an. Ich bin ein Krieger. Ich bin es immer gewesen, vom Tage meiner Geburt an, und ich werde es sein, solange ich lebe. Es spielt keine Rolle, ob ich es will oder nicht. Ich kann nicht anders. Etwas in mir… etwas in diesen ungeborenen Quorrl dort, wird… verändert.«
    »Außer, sie werden nicht nach Ninga gebracht«, sagte Skar düster.
    Titch antwortete nicht sofort. Seine Stimme war leiser

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