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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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steinernem Gesicht drehte er sich wieder im Sattel um und trieb sein Pferd zu schnellerer Gangart an.
    Aber weniger als eine halbe Stunde danach blickte Skar noch einmal in die Richtung zurück, in der Crons Hof lag, und sah den Widerschein von Flammen am Himmel.

S ie ritten ohne Pause bis spät in den Abend hinein, und wie auf der ersten Etappe ihres Weges durch das Land der Quorrl mieden sie bewohnte Gegenden und die Nähe von Dörfern. Ihr Weg führte sie jetzt nicht mehr direkt nach Norden, sondern mehr in östliche Richtung, und das Donnergrollen Ningas, von dem Skar noch immer nicht wußte, was es nun eigentlich bedeutete, wurde allmählich wieder leiser. Als sie am Abend, eine gute Stunde nach Sonnenuntergang, ihr Lager aufschlugen, war es nur noch zu erahnen, und vielleicht nicht einmal das. Vielleicht hörte Skar es nur noch, weil er wußte, daß es da war.
    Während Titch das Lager aufzuschlagen begann, nahm Kiina einen Teil der Vorräte aus den Satteltaschen, die Cron ihnen mitgegeben hatte, und bereitete eine einfache Mahlzeit vor: leichten Wein und gesalzenes Fleisch, das sie roh hinunterschlingen mußten, denn sie wagten es nicht, ein Feuer zu entzünden.
    Sie aßen schweigend, und auch hinterher sagte niemand ein Wort, bis Skar die Stille nicht mehr aushielt und er aufstand, um ein paar Schritte zu gehen. Titch sah ihm nach, reagierte aber nicht einmal auf seinen Blick, während Kiina fast krampfhaft versuchte,
nicht
in seine Richtung zu blicken und so zu tun, als wäre sie in Gedanken versunken; wobei Skar allerdings ganz genau bemerkte, daß sie ihn aus den Augenwinkeln heraus scharf beobachtete.
    Er schluckte die Bemerkung hinunter, die ihm auf der Zunge lag, und ging scheinbar ungerührt weiter. In seinem Innern jedoch brodelte es. Kiina war den ganzen Tag über wortkarg gewesen und ihm ausgewichen, so gut dies möglich war. Und es war wirklich erstaunlich, welch einen großen Bogen man um einen anderen schlagen konnte, ohne sich weiter als zwei oder drei Schritte von ihm zu entfernen.
    Sie hatten ihr Lager am Rande eines kleinen Waldfleckens aufgeschlagen, dessen drahtiges Unterholz ihnen wenigstens in der Nacht Schutz vor einer zufälligen Entdeckung gab und das nicht mehr als vierzig, allerhöchstens fünfzig Schritte durchmaß, so daß kaum die Gefahr bestand, daß er sich etwa verirrte. Trotzdem entfernte sich Skar nur so weit von Kiina und Titch, daß er ihre Gestalten noch als unscharfe Schatten erkennen konnte, ehe er stehenblieb und sich müde an einen Baum lehnte. Für einen Moment spürte er nichts als den Wunsch, zu schlafen. Der Ritt war anstrengend gewesen, und Scrats Trank hatte längst seine Wirkung verloren. Er spürte jede Meile, die sie zurückgelegt hatten, wie eine unsichtbare Zentnerlast auf den Schultern. Und gleichzeitig hatte er Angst davor, sich hinzulegen und die Augen zu schließen. Zeit war so kostbar geworden; viel zu kostbar, um sie mit Schlaf zu verschwenden.
    Du stirbst, Satai. In einer Woche, längstens einem Monat.
Seltsam — er hatte sich immer eingeredet, keine Angst vor dem Tod zu haben. Jetzt, da der Tod zu etwas Realem, Näherkommenden geworden war, hatte er Angst vor ihm, ganz entsetzliche Angst sogar. Vielleicht, weil es sich um eine andere Art des Sterbens handelte als die, die über lange Jahre seines Lebens sein Weggefährte gewesen war. Der Tod auf dem Schlachtfeld war ihm bekannt und vertraut, fast so etwas wie ein alter Freund, auf dessen Ankunft er stets gefaßt gewesen war. Aber das hier war… anders. Auf eine Art anders und schlimmer, die Skar nicht in Worte fassen konnte.
    Er verscheuchte den Gedanken, öffnete mit einem Ruck wieder die Augen und atmete tief ein. Er war drauf und dran gewesen, im Stehen einzuschlafen. Er fühlte sich schlecht. In seinem Mund war schon wieder dieser bittere Kupfergeschmack — sein Zahnfleisch blutete jetzt fast immer — und seine tastende Zunge verriet ihm, daß einige seiner Zähne locker waren. Das Gift, das Kiina und er in Elay eingeatmet hatten, wirkte vielleicht langsam, aber unerbittlich.
    Als wäre dieser Gedanke ein Stichwort gewesen, tauchte das Gesicht der
Margoi
vor seinem inneren Auge auf; die pergamentene Totenfratze, in die der graue Staub ihr Antlitz verwandelt hatte. Vielleicht war es das, was ihm solche Angst machte, dachte Skar. Er hatte seinen eigenen Tod gesehen, und was er in der Höhle unter Elay erblickt hatte, das war entsetzlich gewesen. Entsetzlich und eines Menschen unwürdig. Er

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