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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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geworden, während er sprach, und bitterer, und es war wieder derselbe, hilflose Zorn darin, den Skar schon einmal gehört hatte, als Titch über sein Volk sprach.
    »Ja«, flüsterte er nach einer Weile. »Außer, sie werden zu Bastarden. Vielleicht werden auch sie eines Tages zu Kriegern werden, und vielleicht sogar zu wilderen und zornigeren Kriegern, als ich je einer war, oder irgendeiner meiner Männer. Aber es wird ihre Entscheidung sein, und das ist der Unterschied.
    Dafür hat Cron sein Leben gegeben. Nicht für dich oder mich.« »Und dafür bist du bereit, deines zu opfern«, sagte Skar ernst. »Vielleicht.«
    »Aber begreifst du denn nicht?« sagte Skar. »Es ist nicht wahr, Titch. Ihr könnt aus eurem Schicksal ausbrechen! Das, was du tust, beweist es doch!«
    »Was tue ich?«
    »Du lehnst dich gegen sie auf. Du selbst bekämpfst sie, obwohl du behauptest, es nicht zu können.«
    »Aber ich bleibe ein Krieger«, sagte Titch beinahe sanft.
    »Meine Feinde haben sich geändert, nicht ich. Ich wurde zum Kämpfen gemacht, und ich werde kämpfen. Ich kann nichts anderes. Sowenig wie du.« Er senkte müde das Haupt, und Skar spürte, daß der Quorrl jetzt nicht weiter reden würde, ganz gleich, was er sagte.
    Und es war auch nicht nötig. Mit wenigen Sätzen hatte Titch ihm mehr über das Volk der Quorrl verraten, als wahrscheinlich jemals ein lebender Mensch gewußt hatte, mehr als irgendein Mensch wissen durfte. Und er ahnte, daß dieses Geheimnis größer und schrecklicher war, als er jetzt schon begreifen mochte, der wahre Grund, aus dem das Schuppenvolk aus dem Norden so hart war, und so unbarmherzig jeden vernichtete, der den Grenzen seines Landes auch nur nahe kam, denn es würde untergehen, an gebrochener Selbstachtung sterben wie ein Mensch an gebrochenem Herzen, würde jemals bekannt, was sie wirklich waren.
    Seltsam, dachte Skar. Die Dinge hatten sich verkehrt. Nichts war mehr so, wie es war. Aus den Menschen, dem Volk, das sich als die rechtmäßigen Herren Enwors dünkte, waren die Eroberer geworden, Diebe, die nicht weniger als eine ganze Welt gestohlen hatten, und das Volk, das als Inbegriff der Härte und des Schrek-kens galt, der Quorrl, erschien ihm plötzlich empfindsamer und verwundbarer, als es die Menschen jemals gewesen waren.
    Er sah auf, las die unausgesprochene Frage in Titchs Blick und nickte fast unmerklich. Ich werde schweigen. Und Titch seinerseits las die Antwort in seinen Augen.
    »Was wirst du tun, wenn wir Ninga erreichen?« fragte er.
    Und er las auch die Antwort auf diese Frage in Titchs Blick, ehe der Quorrl sie aussprach.
    »Es zerstören«, antwortete Titch.

E r schlief ein, bevor Kiina zurückkehrte, und er träumte.
In seinem Traum stand er wenige Schritte neben ihrem improvisierten Nachtlager und blickte auf sich selbst und Kiina herab, die nebeneinander und in dünne Decken eingerollt schliefen, und auch auf
    Titch, der nicht schlief, sondern zusammengekauert dahockte und über sie beide wachte, seinen zweiten, unsichtbaren Traumkörper aber nicht bemerkte. So wenig wie den Daij-Djan, der hinter ihm stand und Skar spöttisch zuwinkte, ehe er sich — so langsam, als lege er besonderen Wert darauf, daß er jede seiner Bewegungen auch ja mitbekäme —, herumdrehte und zu den Pferden hinüber —Skar folgte ihm, als er sich den Tieren näherte. Eines der Pferde hob den Kopf und begann unruhig mit den Hufen zu scharren, ein zweites schnaubte, als spüre es die Annäherung der Bestie, und wie in einer besonders sorgfähigen Choreografie seines Traumes sah auch
    Titch für einen Moment stirnrunzelnd auf und blickte zu den aneinandergebundenen Tieren hinüber.
    Dann beruhigten sich die Pferde, als der Daij-Djan an ihnen vorüberging und sich Crons Truhe näherte. Seine Klaue berührte das Schloß und zerbrach es.
    Was tust du da? fragte Skar.
    Der Daij-Djan winkte ihm spöttisch zu, griff mit der anderen Hand in die Truhe und nahm eines der Eier hervor. In seiner Hand wirkte es größer, als es war, sonderbarerweise aber noch verletzlicher,
    und Skars Herz schien einen schmerzhaften Sprung zu machen, als er begriff, was die Sternenbestie vorhatte.
    Halt! rief er. Tu es nicht!
    Tatsächlich zögerte der Daij-Djan; aber nur für eine Sekunde.
    Dann schloß sich seine Kralle fester um das Ei und zermalmte es. Die grüne Schale zerbrach ohne einen Laut. Eine farblose Flüssigkeit
    quoll zwischen den Fingern des Daij-Djan hervor, und etwas, das in Skars Augen wie ein

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