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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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klang nur kalt. »Du scherzt, Satai. Was bringt dich auf die Idee, daß ich auch nur so viel für sie tun würde?« Er schnippte mit den Fingern. »Hältst du mich wirklich für so dumm, dem gleichen Heer Unterschlupf zu gewähren, das noch vor zwei Jahren dort draußen lag, um Caran zu überrennen?«
    »Es ist nicht mehr das gleiche Heer«, antwortete Skar.
    »Und wenn.« Rowl machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie waren meine Feinde. Und jetzt sind sie die Feinde derer, die noch meine Feinde sind. Sie interessieren mich nicht.« Er schnitt Skar mit einer herrischen Geste das Wort ab, als er widersprechen wollte, und fuhr fort: »Aber
ihr
interessiert mich. Fahs sagt, ihr hättet eine Nachricht von Cron für mich?«
    »Keine Nachricht«, antwortete Titch.
    »Was dann?«
    »Sein Wort, Rowl. Das du einlösen wirst. Cron und ich schlossen einen Handel, bevor er starb.«
    »Er…
starb?«
Rowl schüttelte verwirrt den Kopf. »Cron ist tot, sagst du?«
    »Ja. Und ich fürchte, auch alle, die auf seinem Hof gelebt haben.«
    »Habt ihr es gesehen?« fragte Rowl mißtrauisch. Die Nachricht von Crons Tod hatte ihn sichtlich erschüttert. »Wart ihr dabei?«
    »Nicht direkt«, antwortete Skar. »Aber wir sahen den Hof brennen. Und es sah nicht so aus, als wäre irgend jemand entkommen.«
    Rowl starrte ihn an. Seine mächtigen Kiefer mahlten, und zum ersten Mal bemerkte Skar so etwas wie ein Gefühl in dem Gesicht des Quorrl. Die Nachricht von Crons Tod ging ihm sichtbar nahe. Aber er fand seine Fassung auch ebenso schnell wieder, wie er sie verloren hatte.
    »Was ist passiert?« fragte er. »Wer war es? Die Garde?«
    »Das wissen wir nicht«, antwortete Titch. »Er schickte uns fort, ehe sie kamen. Aber es muß die Garde gewesen sein — oder andere von Ningas Schergen. Cron hat einen
Bestimmer
getötet.« Rowl blickte Titch zweifelnd an, sagte aber nichts, sondern gab ihm nach einem Augenblick mit einer Geste zu verstehen, weiterzureden. Und Titch tat es.
    Natürlich erzählte er nicht die Wahrheit. Damit hatte Skar nicht gerechnet. Titch konnte unmöglich erzählen, was
wirklich
passiert war — selbst, wenn Rowl ihm geglaubt hätte, wäre das einzige Ergebnis wohl gewesen, daß er ihn und Skar auf der Stelle hätte töten lassen.
    Und trotzdem war er überrascht,
wie
überzeugend und vor allem phantasievoll Titch lügen konnte. Die Geschichte, die er Rowl erzählte, hatte mit der Wahrheit nur insofern zu tun, daß er von Crons Auseinandersetzung mit dem
Bestimmer
und ihrer abschließenden Flucht vom Hof sprach, aber sie hätte selbst Skar überzeugt, hätte er die Wahrheit nicht gekannt.
    »Er ist tot«, schloß Titch. »Wir haben seinen Tod nicht miterlebt, aber du kennst Cron so gut wie ich — er war kein Mann, der davongelaufen wäre.«
    »Das bist du auch nicht«, antwortete Rowl. Skar suchte vergeblich nach irgendeiner Reaktion in seinem Gesicht. Rowls Züge waren wie aus Stein, Es war nicht zu erkennen, ob er Titchs Geschichte glaubte oder nicht. »Trotzdem bist du geflohen. Warum?«
    »Weil wir nicht nach Cant gekommen sind, um in einem sinnlosen Kampf zu sterben«, antwortete Titch.
    »Dann war es doppelt dumm, zu mir zu kommen«, sagte Rowl hart. »Wenn du glaubst, ich lasse dich am Leben, nur weil du mir die Nachricht vom Tod meines Bruders —«
    »Wir bringen dir seinen letzten Wunsch«, unterbrach ihn Titch. »Und sein Erbe.«
    Rowls Augen wurden schmal. »Sein Erbe?«
    »Der Grund, aus dem er den
Bestimmer
tötete.« Er legte eine lange, genau bemessene Pause ein und fuhr mit veränderter Stimme fort: »Cron und ich schlossen einen Handel, ehe er starb, Rowl.«
    »Und was habe ich damit zu tun?«
    »Skar, ich und ein Menschenjunges, das draußen bei meinen Kriegern zurückgeblieben ist, sind auf dem Weg nach Ninga«, antwortete Titch. »Wir müssen in den Goldenen Tempel. Und du bist der einzige, der uns den Weg dorthin zeigen kann.«
    Für eine einzelne Sekunde verlor Rowl seine scheinbar so unerschütterliche Haltung. Fassungslos starrte er Titch an.
    »Du… du denkst…«
    »Ich habe das, was der
Bestimmer
wollte, Rowl«, unterbrach ihn Titch. »Crons Brut. Fünfhundert befruchtete Eier, die niemals in Ninga waren. Ich versprach Cron, sie zu dir zu bringen. Das war unser Handel, Rowl — fünfhundert neue Leben gegen den Weg in den Goldenen Tempel.«
    »Du lügst!« behauptete Rowl impulsiv. »Cron hätte sie niemals
dir
anvertraut.«
    »Das stimmt«, antwortete Titch unbeeindruckt. »Er

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