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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weiß — wir könnten uns Titchs Heer anschließen und Ninga im Sturm nehmen. Wir könnten es sogar
ohne
Titchs Hilfe tun. Wir hätten Ninga auch schon vor einem Jahr erobern können, oder vor hundert. Aber was hätte das geändert?«
    »Ich… verstehe nicht…«, sagte Skar hilflos.
    »O doch, Satai, das tust du«, sagte Rowl. »Was würde es nutzen? Wir könnten die Herrscher in Ninga besiegen. Wir könnten Cant mit Gewalt erobern. Das hätten wir schon immer gekonnt. Caran ist nicht leer, Satai. Es gibt Waffen hier. Waffen wie die der
Ehrwürdigen Frauen,
und schlimmere. Niemand könnte uns widerstehen. Aber was haben wir zu gewinnen?«
    »Die Freiheit«, sagte Skar.
    »Freiheit?« Rowl lachte über das Wort wie über einen schlechten Scherz. »Welche Freiheit, Satai? Die Tyrannenherrschaft der Tempelpriester durch eine andere Tyrannenherrschaft zu ersetzen? Zu tyrannisieren, statt tyrannisiert zu werden? Zu verfolgen, statt verfolgt zu werden? Denk nach, Satai! Bist du mit allen Herrschern einverstanden, draußen, in eurem Teil der Welt?« »Natürlich nicht«, antwortete Skar.
    »Und gibt es ein Land in eurer Welt, das den Satai hätte widerstehen können, hätten sie sich zusammengeschlossen und es angegriffen?« Er beantwortete seine eigene Frage mit einem Kopfschütteln, bevor Skar auch nur reagieren konnte. »Natürlich nicht. Warum also sollten wir es tun? Es gibt dort draußen nichts für uns zu gewinnen, Satai. Wir leben, es gibt niemanden, der über uns bestimmt. Hier sind wir frei. Dort draußen blieben wir ewig Gejagte, auch als Herren.«
    »Wenn es Ninga nicht mehr gibt —«
    »Es sind nicht die Priester im Goldenen Tempel«, unterbrach ihn Rowl. »Es ist das Volk der Quorrl selbst, das uns nicht will, begreif das doch. Wir wären ewig ausgestoßen; Verfemte, selbst auf dem Thron Cants. Sollen wir
das
gegen unsere Freiheit eintauschen?«
    Freiheit?
dachte Skar. Die Freiheit, lebendig in einem berggroßen Sarg aus Stahl eingeschlossen zu sein, der langsam, aber unerbittlich, ihre Seelen vergiftete? Wenn das Freiheit war, war er nicht sicher, daß es sich lohnte, dafür zu kämpfen.
    Aber er sprach nichts von alledem aus. Rowl hatte ihn nicht zurückgehalten, um Antworten zu bekommen, das begriff er plötzlich. Er hatte nur jemanden gebraucht, der zuhörte.
    »Bitte laß dir nicht zu viel Zeit«, sagte er.
    »Natürlich nicht«, antwortete Rowl. »Aber deine Sorgen sind unbegründet. Du wirst nicht sterben, solange du in Caran bist. Niemand hier wird krank oder altern.«
    Das hatte Skar gar nicht gemeint. Die Sorge um sein eigenes Leben war sein geringstes Problem. Die Dinge hatten sich längst zu schnell und zu gewaltig entwickelt, als daß die Mächte, die sie lenkten, es zulassen würden, daß er einfach starb und damit vielleicht den Lauf der Geschichte änderte. Trotzdem sah er Rowl verwirrt und zweifelnd an. »Was meinst du damit?«
    »Das, was ich sage«, antwortete Rowl, plötzlich wieder lächelnd. »Es ist so. Niemand weiß, warum, aber es ist die Wahrheit. Und nun geh — bitte. Geh zu Titch und sag ihm, daß ihr meine Entscheidung binnen zweier Tage bekommt.«

R owl hatte Titch, Kiina und ihm drei nebeneinanderliegende Kammern zugewiesen, aber Skar fand die beiden anderen zu seiner Überraschung zusammen, und als wäre das allein noch nicht genug, fand er sie in einem vertrauten Gespräch; Kiina lächelte sogar, als er eintrat, wurde aber sofort ernst, kaum daß sie ihn erkannte. Ihre Hand hatte in der des Quorrl gelegen.
    Jetzt zog sie die Finger auf eine fast schuldbewußte Art wieder zurück.
    Der Anblick erfüllte Skar mit einem absurden Gefühl von Eifersucht, das wiederum Zorn nach sich zog — Zorn auf sich selbst und seine völlig widersinnige Art, zu reagieren. Er hätte froh sein müssen, die beiden so zu sehen. Nach dem, was Titch vor zwei Tagen mit Kiina und ihm getan hatte, hatte er mit allem gerechnet; einschließlich eines Messers, das Kiina dem Quorrl zwischen die Schulterblätter stieß. Nur nicht damit, die beiden wie alte Freunde nebeneinander sitzen zu sehen.
    Er verscheuchte den Gedanken, schloß die Tür hinter sich und ließ sich auf eines der sonderbaren Sitzmöbel sinken, ehe er auf Titchs fragenden Blick reagierte.
    »Was hat er gewollt?« fragte der Quorrl.
    »Rowl?« Skar machte eine nichtssagende Handbewegung, um Zeit zu gewinnen. »Nichts Besonderes«, sagte er. »Wissen, ob du die Wahrheit sagst. Er war wohl der Meinung, einen menschlichen Lügner

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