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Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Enwor 10 - Die verbotenen Inseln

Titel: Enwor 10 - Die verbotenen Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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erging wie ihm: das Gefühl von Gefahr war nicht kleiner geworden; im Gegenteil. Es war nicht mehr nur ein
Gefühl-
es war Gefahr, eine mörderische Drohung, die greifbar in der Luft lag.
    Der Anblick des Zimmers jedenfalls erbrachte nichts. Skar durchsuchte es so gründlich, wie dies in aller Hast möglich war, aber alles, was er fand, waren weitere Beweise dafür, daß der Raum von seinem Bewohner in aller Hast verlassen worden war. Und daß —
    Draußen auf dem Gang erscholl ein gellender Schrei.
    Titch wirbelte herum und stürzte mit einem einzigen Satz aus der Tür, und Skar flankte kurzerhand über den Tisch und raste hinter ihm her. Das
Tschekal
glitt wie von selbst aus dem Gürtel und sprang in seine Hand. Mit zwei, drei gewaltigen Schritten stürmte er aus der Kammer, sprang an Titchs Seite und drehte sich erst dann herum, bereit, sich zu verteidigen oder auch anzugreifen, je nachdem.
    Der Korridor hinter ihnen war leer. Nur rotes Licht und Schatten wogten zwischen den rostzerfressenen Wänden.
    Aber das stimmte nicht. Da war noch etwas. Etwas, das unsichtbar und drohend in der Welt zwischen den Dingen lauerte, und das er kannte…
    Verwirrt sah er sich um, schob schließlich sein Schwert wieder in den Gürtel und wandte sich an den Quorrl, der geschrien hatte. »Was war los?« »Ich… ich weiß es nicht«, stammelte der Quorrl. Sein Gesicht war bleich, soweit Skar dies in der unsicheren Beleuchtung erkennen konnte, und seine Hände hielten das Schwert viel fester, als nötig gewesen wäre. Sie zitterten. Der Blick seiner dunklen, schreckgeweiteten Augen tastete unstet in der roten Dunkelheit hinter Skar.
    »Du weißt es nicht? Soll das heißen, du hast einfach
nur
so geschrien?«
    »Ich… ich dachte, ich hätte etwas gesehen, Herr«, antwortete der Quorrl. Es kostete ihn Mühe, seinen Blick vom anderen Ende des Ganges zu lösen; und es gelang ihm nicht vollständig.
    Der Quorrl war halb wahnsinnig vor Angst. »Einen… Schatten«, fügte er unsicher hinzu.
    Ein Quorrl, der schrie, weil er sich vor einem
Schatten
erschreckt hatte? dachte Skar. Lächerlich. Aber er sah die Warnung in Titchs Blick und drang nicht weiter in den Bastard, sondern wandte sich an den zweiten Quorrl.
    »Und du?«
    »Ich habe nichts gesehen, Herr«, antwortete der Quorrl. »Ich habe in die andere Richtung geschaut.«
    Skar setzte zu einer zornigen Entgegnung an, aber Titch kam ihm zuvor. »Und du hast auch nichts gespürt?«
    »Gespürt?
Ich verstehe nicht, was Ihr meint…«
    »Verdammt noch mal, du —« Titch schluckte den Rest seiner wütenden Entgegnung hinunter und ballte hilflos die Faust.
    »Irgend etwas ist hier«, sagte er, wieder an Skar gewandt. »Ich weiß es.«
    Er spürte es also auch, dachte Skar. Und er spürte wahrscheinlich auch, daß es etwas war, was ihnen nicht fremd war, sondern…
    Er wußte es nicht. Die Antwort war da, so sicher und zweifelsfrei wie der Schatz an niemals gelerntem Wissen, der tief in ihm schlummerte, aber seinem Zugriff ebenso entzogen. Er wußte nur, daß es etwas war, dem sie schon einmal begegnet waren.
    Lautlos bewegten sie sich weiter, bis sie die erste Gangkreuzung erreichten und Titch stehenblieb und sich mit einer fragenden Geste an einen ihrer Begleiter wandte. »In welcher Richtung liegt Rowls Kammer?« fragte er.
    Der Quorrl deutete nach rechts.
    »Und dort?« Titch wies mit einer Kopfbewegung nach vorne, dann nach links.
    »Nichts. Nur ein paar Räume. Die meisten sind leer.«
    »Und in denen, die
nicht
leer sind?« beharrte Titch. »Unterkünfte«:, sagte der Quorrl. »Kammern für die Jungen. Waffen. Alles mögliche eben.«
    Titch überlegte sekundenlang. Die Worte des Kriegers klangen nicht ehrlich. Auch Skar spürte, daß der Quorrl ihnen etwas verschwieg. Aber Titch ging nicht weiter darauf ein, sondern richtete sich wieder auf und deutete mit einem lautlosen Seufzen nach rechts.
    Sie gingen weiter, dicht hintereinander und ganz instinktiv so, daß sie sich gegenseitig Deckung geben konnten, ganz gleich, aus welcher Richtung ein Angriff erfolgen mochte. Kurz bevor sie in den Seitengang einbogen, warf Skar noch einen Blick über die Schulter zurück.
    Und sah das Gespenst.
    Natürlich war es nicht
wirklich
ein Gespenst. Er sah es nur für den Bruchteil einer Sekunde, und er begriff in der gleichen, unendlich kurzen Zeitspanne, daß er das gleiche sah, was den Quorrl hatte aufschreien lassen: Es war eine Gestalt; groß und mit den buckelig-breiten Proportionen eines

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