Enwor 11 - Das elfte Buch
nutzte so eine Luftturbulenz, die er wohl als Einziger schon von weitem zu spüren im Stande gewesen war. Die ganze, ungeheuerliche Flugechse erbebte, als das Monstrum mit einem harten Ruck auf dem Boden aufkam, die Schwingen halb angezogen, damit sie eine möglichst große Fläche bildeten, um Geschwindigkeit abzubauen, und den Hals grotesk nach vorne gestreckt, als wollte es ganz bewusst seine Reiter nach vorne und über seinen Kopf schießen lassen, damit sie sich möglichst allesamt das Genick brachen.
Skar hatte nicht vor, ihm diesen Gefallen zu tun. Seine blanken Beine krampften sich um den Rückenwulst zusammen und seine Arme schlangen sich so fest um Esanna, als wollte er ihr jetzt endgültig das Rückgrat brechen. Trotzdem prellte ihm der Aufprall fast das Mädchen aus den Händen und er selbst wurde ein Stück nach oben geschleudert und krachte mit solcher Gewalt wieder auf den Rückenwulst, dass er das Gefühl hatte, seine ungeschützte Männlichkeit würde zu Brei zerstampft.
Er stieß ein kraftloses Röcheln aus und hätte Esanna um ein Haar losgelassen — und damit zu früh, denn die gewaltige Echse schob ihre Klauen so tief und fest in den relativ weichen Boden, dass sie sich — bedingt durch die plötzliche Bremswirkung — beinahe überschlug; sie tippte mit ihrem mächtigen Schädel kurz auf dem Boden auf und riss den Schwanz und damit ihr ganzes Hinterteil in die Höhe, als wollte sie ihre Reiter nun endgültig abschütteln.
Skar hätte später nicht mehr zu sagen vermocht, wie er es in diesem Moment geschafft hatte, dem explosionsartigen Ruck zu widerstehen. Der Schmerz in seinem Unterleib brachte ihn fast um den Verstand und ließ bunte Flecken vor seinen Augen tanzen. Er klammerte sich gleichzeitig an den Körper der gigantischen Echse und an Esanna und spürte eine schreckliche Übelkeit in sich hämmern, die ihn zwang sich erneut vornüberzukrümmen und sich verzweifelt mit beiden Händen an ihr festzuklammern, da alles in ihm und um ihn herum sich wirbelnd drehte und der Schmerz in seinem Kopf und in seinem Körper eins waren.
Aber er schaffte es; als die Echse endlich zum Stillstand kam, saß er noch immer hinter Esanna auf dem unbequemen Rücken des Drachen, fast besinnungslos zwar, aber dennoch erleichtert, dass die Landung für ihn und das Mädchen noch einmal glimpflich abgelaufen war. Eine andere Frage war, was aus dem Nahrak geworden war… »Kama!«, stieß Esanna hervor.
Skar riss die Augen so weit er konnte auf und versuchte den Schmerz zurückzudrängen, was ihm allerdings nur sehr unvollkommen gelang. Dann begriff er, was das Mädchen gemeint hatte: Der Nahrak hatte nicht so viel Glück wie sie beide gehabt und war durch den Aufprall der Landung von der Echse geschleudert worden. Ein paar verzweifelte Sekunden vermochte Skar keine Spur von ihm auszumachen, doch dann entdeckte er ihn.
»Da ist er«, stöhnte er.
»Wo?«
»Na, da!« Skar streckte eine zitternde Hand nach vorne und deutete auf einen Baum, an dem eine kleine, grünbraun gekleidete Gestalt in sehr unglücklicher Haltung klebte. »Hoffentlich ist ihm nichts passiert.«
Eine Bewegung des Nahrak ließ ihn Hoffnung schöpfen. Kamas merkwürdig verdrehter Arm wischte ein paar Blätter beiseite und winkte ihnen dann. »Weg«, rief er mit heiserer Stimme. »Macht dass ihr runterkommt! Ich hab die Steuerung verloren!«
Skar und der Drache schienen gleichzeitig zu begreifen, was das hieß. Während der Satai das Mädchen am Kragen packte, aufsprang und sie mit zur Strickleiter schleifte, durchlief das grün geschuppte Untier ein Zittern und dann schwang sein mächtiger Kopf nach hinten. Mit tückischen Augen beobachtete er, wie Esanna mit zitternden Händen die oberste Sprosse der Leiter ergriff, dann schüttelte er sich, einmal kurz und heftig, aber so gewaltsam, dass sich unter normalen Umständen kein Mensch mehr auf seinem Rücken hätte halten können.
Esanna flog samt Strickleiter ein, zwei Manneslängen von dem gigantischen Leib weg und krachte dann wieder mit voller Wucht gegen den geschuppten Körper. Skar war weitaus weniger glücklich dran: Er verlor das Gleichgewicht, ruderte noch einmal hilflos mit den Armen und stürzte dann zu Boden. Wäre er nicht so angeschlagen gewesen, hätte er sich gekonnt abgerollt, um dann sofort wieder auf den Beinen zu sein. Doch so misslang die Rolle und er prallte hart auf dem Rücken auf. Mühsam rappelte er sich wieder auf — und hüpfe gleich mit ein paar raschen
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