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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Sprüngen zur Seite. Dabei hatte der Drache offenbar keineswegs vor, ihn oder Esanna mit einer beiläufigen Bewegung zu töten. Er schien vielmehr seine wiedererlangte Freiheit zur Flucht nutzen zu wollen; möglicherweise hatte er so viel Respekt vor dem Teil, mit dem ihn der Nahrak beherrschen konnte, dass sein ganzer Trieb einzig und allein darauf ausgerichtet war, so schnell wie möglich seinem Einfluss zu entkommen.
    Mit einem ganz und gar nicht schwerfälligen Tapsen schwang sich der Drache herum und jagte damit auch Skar zwangsläufig vor sich her, der sich mit einem schnellen Ausweichmanöver in Sicherheit zu bringen suchte. Das Mädchen hing währenddessen noch immer an der Strickleiter und schrie voller Entsetzen.
    »Spring«, rief ihr Skar zu. »Nun mach schon!«
    Esanna dachte offensichtlich gar nicht daran. Ihre gellenden Schreie zeugten davon, dass sie vollkommen in Panik geraten war. Statt einfach loszulassen, klammerte sie sich nur noch fester an das Untier.
    Das war ein fataler Fehler, denn der
Frarr
donnerte bereits los, mit wuchtigen und schnellen Schritten, die den Boden erzittern ließen. Skar blieb nichts anderes übrig, als hinter ihm herzuhetzen. Der gnadenlose Schmerz zwischen seinen Beinen ließ jede Bewegung zur Qual werden und kostete ihm damit nicht nur Mühe, sondern auch Zeit; dabei kam es gerade jetzt aufjeden Sekundenbruchteil an, denn er wollte weder mit den gefährlichen Klauen der Echse Bekanntschaft machen noch Esanna ihrem Schicksal überlassen, die eine unfreiwillige Flugreise sicherlich nicht unbeschadet überstehen würde.
    Mit Riesensätzen und schmerzverzerrtem Gesicht hetzte er dem Frarr hinterher. Es war erstaunlich, wie schnell der Gigant an Geschwindigkeit gewann; seine Sprungbeine verfügten über eine schier unglaubliche Elastizität und Kraft, die ihn vorwärts katapultierten, mit nichts vergleichbar, was Skar bislang auf Enwor kennen gelernt hatte. Skar holte das letzte aus seinem Körper heraus, um den Anschluss nicht zu verlieren. Dennoch glaubte er zuerst, dass er es nicht mehr schaffen würde — der Frarr hätte mittlerweile mühelos eine flüchtende Pferdeherde niederrennen können —, doch dann wich der Drache von der Ideallinie ab, wahrscheinlich um eine für ihn geeignete Luftströmung auszunutzen, und büßte dabei einen Teil seines Vorsprung ein.
    Skar ließ sich diese Chance nicht entgehen. Er sprang mit einem zugleich verzweifelten und gewaltigen Satz hoch und erwischte Esannas Füße. Durch den Körper des Mädchens ging ein Ruck und ihr Schrei wurde noch um eine Spur schriller. Dennoch war sie immer noch nicht bereit loszulassen. Dem Drachen schien das egal zu sein: Er war offenbar willens mitsamt seiner menschlichen Last aufzusteigen. Wahrscheinlich glaubte er sie dann in der Luft mit Leichtigkeit abschütteln zu können.
    Dazu wollte es Skar nicht kommen lassen. Während er sich noch immer an Esanna klammerte, versuchte er sein
Tschekal
zu ziehen. Es schien ihm die einzige noch verbleibende Chance zu sein, das Mädchen zu retten: Ein schneller Schnitt vermochte die Halterung der Strickleiter zu durchtrennen und sie damit herabpurzeln zu lassen, bevor der Frarr in die Lüfte entschwand.
    Die heftigen Bewegungen der Strickleiter machten es ihm allerdings unmöglich, den Schwertgriff rechtzeitig zu erreichen; stattdessen musste er sich mit beiden Händen an Esanna festhalten, um nicht abgeschüttelt zu werden. Der Drache erzitterte und stieß sich mit einem monströsen Beben ab, hinein in den Himmel und damit weg von der Möglichkeit, ihn noch irgendwie unter Kontrolle zu bringen. In diesem Moment gaben die Stricke der Leiter unter der doppelten Belastung nach. Während der Drache mit phantastischer Geschwindigkeit in den grauen Himmel hineinjagte, stürzten Esanna und Skar zu Boden wie zwei Puppen, die von einem unartigen Kind in die Ecke geschleudert wurden. Der Aufprall schlug Skar die Luft aus den Lungen, als dann auch noch Esanna an ihm vorbeischrammte und dabei mit ihrem Fuß genau zwischen seine Beine traf, brach die Welt um ihn herum in einem bunten Farbwirbel zusammen.
    Mit dem Morgen war auf dieser Seite des Berges der Nebel aus dem Boden gekrochen und mit dem Nebel Kälte und ein Hauch alles durchdringender, unangenehmer Feuchtigkeit, die durch seine Kleidung kroch und geradewegs in seine Knochen einzudringen schien. Skars Gaumen war so trocken und ausgedörrt, dass er kaum sprechen konnte, und seinen Beinen schien die Kraft zu fehlen das

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