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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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weitere Spuren eines Kampfes, aber keine Überlebenden; und schon gar keinen Hinterhalt. Dafür umso mehr Spuren, die nun allmählich eine Geschichte zu erzählen begannen. Er war jetzt sicher, dass es die Quorrl gewesen waren, die auf der Insel Zuflucht gesucht hatten, wo sie von ihren Gegnern überrascht worden waren. Satai, die gegen Quorrl kämpften. Immer noch. Nichts hatte sich geändert.
    Er entfernte sich weit genug vom Ufer, um aus dem eisigen Sprühregen heraus zu sein, zu dem das reißende Wasser an den Felsen zerspellte, und zog fröstelnd den Mantel enger um die Schultern zusammen. Seine Kleider waren durchnässt. Er fror, wenn auch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Trotzdem musste er in Bewegung bleiben. Die Situation war schon fast grotesk: Noch vor wenigen Stunden hatte er Angst gehabt zu verbrennen. Jetzt musste er eine Feuerstelle finden, um seine nassen Kleider zu trocknen, wollte er nicht in Gefahr laufen zu erfrieren.
    Es gab nur zwei Richtungen, in die er sich wenden konnte: weiter nach Norden und dem Fluss folgend oder in östlicher Richtung an der Klippe entlang. Im Norden lagen die endlosen Wälder, die Heimat der Quorrl, im Osten das Meer, die Toten Länder und schließlich Combat. Keine der beiden Richtungen erschien ihm wirklich verlockend; nicht nach dem, was er gerade gefunden hatte.
    Skar gestand sich ein, dass er im Moment vollkommen hilflos war. Ein Gefühl, das er hasste. Er war in seinem Leben stets bestrebt gewesen die Initiative zu behalten, gleich, was geschah. Er tat Dinge, statt sie mit sich tun zu lassen.
    Er ging wieder ein kleines Stück den Weg zurück, den er gekommen war, und folgte dann — in respektvollem Abstand — dem Ufer, bis er unmittelbar am Ende der Klippe stand. Der Wind schlug ihm eisig ins Gesicht, zerrte an seinen Kleidern und ließ ihn noch mehr frieren, aber er wurde auch mit einer Aussicht belohnt, die der Mühe wert gewesen war: Neben ihm, scheinbar zum Greifen nahe, ergoss sich eine tosende Wasserflut in die Tiefe, um am Fuße der Klippe einen gewaltigen, unregelmäßig oval geformten See zu bilden. Der Fluss, der daraus entsprang, verlief so schnurgerade nach Süden, als wäre er mit einem gewaltigen Lineal gezogen. Die Berge, die er von unten aus gesehen hatte, waren auch jetzt nur verschwommene Schatten, aber irgendwo auf der Ebene dazwischen… bewegte sich etwas. Etwas Großes.
    Skar versuchte sich auf die Bewegung zu konzentrieren, um mehr Einzelheiten zu erkennen, erreichte damit aber nur, dass seine Augen zu schmerzen begannen. Er konnte nicht mehr als reine, nebelhafte Bewegung erkennen, als wäre ein Teil der Ebene selbst zum Leben erwacht. Das Land hatte sich erhoben, um auf die Klippe zuzukriechen. Skar lächelte dünn über seine eigenen Gedanken. Natürlich war es Unsinn. Was immer dort unten war, es war gigantisch, aber es würde auch eine ganz natürliche Erklärung dafür geben. Vielleicht war es wirklich Nebel. Vielleicht ein Spiel von Licht und Schatten, das seine Sinne narrte. Es spielte keine Rolle. Es war weit weg und es war ganz gewiss nicht der Grund, aus dem er hier war.
    Er trat wieder einen Schritt von der Klippe zurück, drehte sich herum — und alle seine Sinne signalisierten Gefahr. Er duckte sich, war mit einer einzigen, fließenden Bewegung im Schutz eines niedrigen Felsens und spähte mit klopfendem Herzen über den Rand seiner natürlichen Deckung hinweg.
    Im ersten Moment sah er nichts Außergewöhnliches und das Dröhnen des Wasserfalls machte es auch unmöglich, irgend etwas zu hören. Aber er hatte etwas registriert; ein Detail, das er noch nicht zu erkennen vermochte, das aber den Gesamteindruck veränderte, sodass —Das Unterholz hundert Schritte entfernt brach auseinander und zuerst zwei, dann zwei weitere und schließlich ein einzelner und fünfter Quorrl stürmten heraus. Zwei von ihnen waren bewaffnet, ein dritter so schwer verletzt, dass er sich auf die Schultern eines seiner Kameraden stützen musste, um überhaupt zu gehen. Trotzdem bewegten sie sich sehr schnell und warfen immer wieder rasche, gehetzte Blicke über die Schultern zurück. Sie waren auf der Flucht. Skar duckte sich noch tiefer in seine Deckung und senkte die Hand auf den Schwertgriff, ohne die Waffe allerdings zu ziehen. In einem Kampf gegen gleich fünf Quorrl hätte er keine Chance. Niemand hatte das. Aber diese Quorrl waren auch nicht gekommen, um ihn anzugreifen. Vermutlich wussten sie nicht einmal, dass er hier

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