Enwor 11 - Das elfte Buch
gröber, als er selbst gewollt hatte, denn der Bursche stolperte zwei Schritte rückwärts und stürzte dann ungeschickt zu Boden. Zwei weitere Männer fuhren wütend herum und einer hob sogar seine Waffe. Dann aber teilte sich der Kreis vor ihm und an die Stelle von Ärger und Zorn auf den Gesichtern der Männer traten Überraschung und Schrecken, als sie erkannten, wen sie vor sich hatten. Offensichtlich verbreitete die Kleidung eines Satai noch immer einen gewissen Respekt.
Skar verschwendete nicht einmal einen Gedanken daran, sondern näherte sich mit schnellen Schritten den beiden Quorrl. Auch der zweite Schuppenkrieger war mittlerweile zu Boden gestürzt und blutete aus neuen, tiefen Wunden, von denen allerdings keine tödlich war. Die Angreifer hatten ohnehin Wert darauf gelegt, das Wesen nur zu verwunden, um seine Qual möglichst lange hinauszuzögern.
Er wandte sich dem zweiten Quorrl zu und stellte mit einem Blick fest, dass dieser nicht mehr zu retten war. Aus dem Schnitt in seiner Kehle lief noch immer hellrotes Blut, an dem er qualvoll erstickte. Aber Skar wusste auch, wie unglaublich zäh diese Geschöpfe waren. Sein Todeskampf konnte noch Stunden dauern. Skar zog sein Schwert, beugte sich vor und stieß dem sterbenden Quorrl die Klinge tief ins Herz. Es war ein Akt der Barmherzigkeit, das Einzige und Letzte, was er noch für dieses Geschöpf tun konnte. Trotzdem kam er sich vor wie ein Mörder.
Er trat zurück, schob das Tschekal mit einer ruhigen Bewegung wieder in die Hülle an seinem Gürtel und drehte sich ohne Hast herum. Der Ausdruck auf den Gesichtern der Männer war überall der gleiche: Verwirrung, Schrecken, hier und da vielleicht sogar eine Spur von Furcht. Vielleicht war etwas auf seinem Gesicht, was ihnen Angst machte.
Skar war sich darüber im Klaren, welches gewaltige Risiko er einging. Aus der Nähe betrachtet, erwies sich seine erste Einschätzung als richtig: Sie waren nicht mehr als Bauern, schlecht bewaffnet und vermutlich noch schlechter ausgebildet, wenn überhaupt, aber sie waren immerhin mehr als zwanzig. Selbst für ihn eindeutig zu viele. Wenn diese Männer ihn angriffen, hatte er kaum eine Chance. Er konnte nur darauf bauen, dass ihnen klar sein musste, dass er im Falle eines Kampfes noch etliche von ihnen töten würde, bevor es ihnen gelang, ihn zu überwältigen, und dass keiner von ihnen Lust hatte zu diesen Etlichen zu gehören.
»Was… warum habt Ihr das getan, Herr?«, fragte einer der Männer. Skar identifizierte ihn ohne Mühe als Anführer der Reiter: Er war groß, ausgesprochen muskulös und hatte ein brutales Gesicht, das allerdings von einem Paar erstaunlich intelligenter Augen beherrscht wurde. Die Art, auf die er das Wort
Herr
betont hatte, machte die Wahl des Begriffs zu purem Hohn.
Skar ignorierte sowohl die Frage als auch den Mann und wandte sich stattdessen direkt an den Satai mit der Wolfsmaske. Er war als Einziger nicht aus dem Sattel gestiegen, sondern beobachtete die Szene aus einiger Entfernung. Skar versuchte die Augen hinter den schmalen Schlitzen der goldenen Maske zu erkennen, aber sonderbarerweise gelang es ihm nicht. Hinter dem schimmernden Visier schien nichts als Dunkelheit zu herrschen.
»Was geht hier vor?«, fragte er. »Was haben euch diese Quorrl getan?«
Der Satai legte den Kopf auf die Seite und sah ihn weiter aus seinen unheimlichen, scheinbar pupillenlosen Augen an, und an seiner Stelle antwortete auch wieder der Reiter, der zuerst gesprochen hatte.
»Es sind nur Quorrl, Herr.«
»Und ihr wollt sie töten«, vermutete Skar. »Dann tötet sie. Aber quält sie nicht.«
Er konnte sehen, dass die Männer nicht einmal verstanden, wovon er überhaupt sprach. Und irgendetwas an der Haltung des Satai… änderte sich. Skar konnte nicht sagen, was, aber er spürte, wie sehr seine Worte den Reiter mit dem goldenen Visier überrascht hatten. Vielleicht hatte er einen Fehler gemacht. Skar mahnte sich in Gedanken selbst zur Vorsicht.
»Ich… verstehe nicht.« Der Mann zwang sich zu einem unsicheren, nervösen Lächeln, senkte hastig sein Schwert und deutete dann mit der freien Hand auf den zweiten Quorrl. »Wenn… wenn Ihr ihn töten wollt, Herr…«
»Nein, das will ich nicht«, antwortete Skar. Ein weiterer Fehler. Er spürte es, noch bevor er die Worte ganz ausgesprochen hatte. Aber es war zu spät, um noch einen Rückzieher zu machen, und so fuhr er fort: »Ich komme von weit her. In meiner Heimat tötet man keine Quorrl, nur
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