Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
sich seiner Brust. Sein Oberkörper begann leise hin und her zu schaukeln, im Anfang fast unmerklich und dann immer stärker. Schon kurz darauf begann Skar wie in Agonie zu zucken, seine Hände zitterten und sein Kopf bewegte sich immer schneller und mckhaft, bis er schließlich mit der linken Seite an den Stein schlug, nicht allzu hart, aber kräftig genug, um ihm einen weiteren Kratzer zuzufügen…
    Esanna stieß einen erschrockenen Laut aus. Mit einer hastigen Bewegung richtete sie sich auf, griff nach Skars Kopf und umschlang ihn mit beiden Händen. Er schien die Berührung nicht einmal zu spüren, schlug weiter mit dem Kopf hin und her, als wollte er ihn sich an dem Felsen, an dem er lehnte, einschlagen. Das Mädchen versuchte ihn festzuhalten, versuchte anzukämpfen gegen die mittlerweile fast zornigen Bewegungen, mit denen etwas in ihm aufbegehrte, aber sie war zu schwach, um ihn halten zu können. »Hilf mir«, brüllte sie Kama an.
    Aber der Nahrak schüttelte nur stumm den Kopf. Er sah ungerührt zu, wie weißer Schaum auf Skars Lippen trat, wie sein Oberkörper krampfhaft aufbebte und seine Lider mit einem Ruck aufglitten. In der fürchterlichen Grünfärbung der unnatürlichen Höhlenbeleuchtung sah der Blick seiner trüben Augen noch schrecklicher aus, als er es bei normaler Beleuchtung gewesen wäre. Er starrte an Esanna vorbei ins Nichts oder in etwas Erschreckendes, denn sein Gesicht war vor Entsetzen verzogen.
    Die Sternenkreatur erwartete ihn, und als Skar sie sah, war er im ersten Moment beinahe enttäuscht, denn auch sie ähnelte einem Menschen, wie das Geschöpf, das geschickt worden war, um ihn zu holen. Aber dann wurde ihm klar, wie unbedeutend ein Körper war. Sie konnte jedes beliebige Aussehen annehmen, sie war der Dronte gewesen, das gigantische schwarze Gespinst unter dem Wald von Cearn und die Brücke, die Titchs Heer auf die Insel gebracht hatte, und auch diese Gestalt hatte sie nur gewählt, um mit ihm zu reden, ihm in einem Aussehen gegenüberzutreten, das dem seinen entsprach.
    »Er erinnert sich nur«, sagte Kama. »Lass ihn los. Er wird sich schon wieder beruhigen.«
    Esanna schüttelte verzweifelt den Kopf. »Skar«, wimmerte sie. »Wach auf!«
    Doch Skar stieß nur ein einzelnes Wort aus, nein, kein Wort, sondern nur einen kehligen, unglaublich düster klingenden Laut. Sein Mund war weit aufgerissen; Schaum stand vor seinen Lippen. Seine dunklen Augen glänzten wie im Fieberwahn.
    Sie hatte kein Herz, kein irgendwie geartetes Zentrum oder etwas, das einem menschlichen Gehirn entsprach. Sie war einfach eine ungeheuerliche Masse lebender Materie, ein Netz aus finsterem Protoplasma, das vielleicht nicht nur Carn, sondern die ganze Welt durchdrang, und ihr kleinster Teil war so mächtig und unverwundbar wie ihre Gesamtheit. Sie alle hatten geglaubt, sie wäre vernichtet, zerstört bis auf einen winzigen Rest, aus dem sie zu neuer Größe heranwachsen musste, aber das stimmte nicht. Sie hatte immer existiert. Es hatte sie immer gegeben, wie die Quorrl, wie die Menschen, wie diese Welt. Vielleicht war sie das älteste lebende Ding auf diesem Planeten, älter als die Sonne, denn das, woraus sie entstanden war, war von den Sternen gekommen; zusammen mit ihren Schöpfern.
    Skars Kiefer mahlte und in seinen Augen erschien ein fast hilfloser Ausdruck. Seine Lippen waren so blutleer, dass sie wie aufgemalte Striche wirkten. Er war so weggetreten, dass er nichts und niemanden mehr in seiner Umgebung zu beachten schien und doch war keine Ruhe in ihm, sondern ein wildes Feuer, das ihn hin und her warf, eine Gefahr für sich selbst angesichts des Felsens, an dem er sich den Schädel einzuschlagen drohte.
    »Hilf mir«, schrie Esanna nochmals, aber der Nahrak rührte sich immer noch nicht. In ihrer Verzweiflung wusste sich das Mädchen nicht anders zu helfen, als Skar zu ohrfeigen. Mehrere Schläge prasselten auf ihn ein, heftiger vielleicht, als es nötig gewesen wäre und doch nicht kräftig genug, um ihn aus dem herauszureißen, was ihn weiter unbarmherzig gepackt hielt.
    Er wusste, dass etwas Unvorstellbares geschehen würde, wenn er sich weigerte seinen Teil der Abmachung zu erfüllen. Enwor würde untergehen, nicht im Feuer der Sterne, sondern im Würgegriff der Bestie, die so oder so erwachen würde, unter seinem Willen und seiner Lenkung oder als reißende Bestie, die zu nichts anderem fähig war, als zu töten…
    Ein Zittern lief durch seinen Körper und er stieß einen spitzen Schrei

Weitere Kostenlose Bücher