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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verloren!«
    Skar hätte dazu keine Aufforderung mehr gebraucht. Er war am Ende seiner Kraft, ausgelaugt von den wenigen Bewegungen, die seinem Körper die letzten Reserven abverlangt hatten und er hätte sich jetzt auch gar nicht mehr vom Fleck rühren können, selbst wenn er gewollt hätte. In seinem Inneren tobte ein Sturm widersprüchlichster Gefühle, während er gleichzeitig keuchend nach Luft rang und versuchte den Schleier vor seinen Augen wegzublinzeln.
    Zitternd kam das Ungeheuer näher. Die blutigen Schleier vor Skars Augen lichteten sich, aber er vermochte dennoch das abstoßende Etwas nicht viel klarer zu erkennen als bisher. Das, was er sah, genügte allerdings, um ihn aufstöhnen zu lassen; ein Geräusch, das in einem spitzen Schrei Esannas unterging.
    Der Leib des Monsters war riesig, viel größer als der eines Menschen und massig wie eine Flugechse und doch fast durchscheinend, ständig in fließend-glibberiger Bewegung. Dutzende von peitschenden, ineinander verwundenen Tentakeln zuckten aus seinen Schultern, und da, wo sein Kopf sein sollte, war nichts als eine formlose, glitschige Masse, die Flüssigkeit sabberte aus einer Vielzahl kleiner Körperöffnungen, die zu verschwimmen schienen, wenn er versuchte mit Blicken zu erkunden, was dieses Wesen vorhatte. Skars Herzschlag ging hämmernd und laut. Er versuchte seine Gedanken in Bahnen zu zwingen, die der Situation angemessen waren, sich auf seine Umgebung zu konzentrieren, um ein Schlupfloch zu finden aus der bedrohlichen Lage, aber es funktionierte nicht. Er stand da wie gelähmt und es war, als hätte sich ein unsichtbarer, eisiger Schatten über sein Denken und Fühlen gelegt. Er ahnte, nein, er wusste, dass diese Kreatur verwandt war mit dem tentakelbewehrten Kraken, der ihn am Fuße des Falles von Ninga angegriffen hatte und dessen unglaublicher Kraft er nichts anderes entgegenzusetzen gehabt hatte als die tiefste Entschlossenheit des Satai, der Kraftreserven zu mobilisieren verstand, von deren Existenz die meisten Menschen noch nicht mal etwas ahnten. Doch im Angesichts des vor ihm kreisenden Monsters war er nicht in der Lage, dieses antrainierte Wunder übermenschlicher Kraft noch einmal zu vollbringen.
    Er war zu überhaupt nichts mehr in der Lage.
    Er stand regungslos da, während das Monstrum auf ekelhafte Art glibberte, sabberte und gleichzeitig zu zerfließen schien und mit der Standfestigkeit einer mächtigen
Daktyle
verharrte — bevor es zum endgültigen Angriff ansetzte.
    Seine Tentakel bewegten sich zitternd vor seinem Gesicht auf und ab, aber irgendetwas schien es noch davon abzuhalten, ihn zu berühren. Dann schob es langsam, fast zögernd einen hin und her zuckenden Tentakel auf seine Schulter zu. Als es ihn berührte, jagte ein mörderischer Schmerz durch seinen Arm und setzte jeden einzelnen Nerv in Brand. Er hatte das Gefühl, als würde sein Verstand mitgerissen, als bräche der Damm zwischen seinem bewussten Begreifen und etwas ganz anderem, tiefer Gehendem, das wie ein eigenständiges Lebewesen auf den Angriff reagierte…
    Formlose Scheußlichkeiten, die sich in schwarzrot glühenden Seen aus brodelnder Lava suhlten, aus denen sich gleißende, rote Ströme in die schwarze, erstickende Unendlichkeit ergossen. Schlangengruben voller gestaltloser Schrecken, aus denen der Odem der dunklen, erstickenden Hölle emporwehte, die Hölle, auf der der Druck von tausend Tonnen Wasser lastete, der Hölle, in der nichts als Finsternis war und Schrecken und Tod, eine Hölle, die durch nichts anderes erhellt wurde als durch die breiten Lavaströme und durch makaber leuchtende, grauenvolle Gestalten, Höllenboten mit unglaublich fremdartigen Gesichtern, aufgeblasenen Körpern und grauenvollen Raubtiergebissen.
    Es waren keine Bilder, die er sah. Keine Gedanken, die er empfing. Es war keine Erinnerung aus den Tiefen seiner Vergangenheit, keine Form der Kommunikation, sondern etwas vollkommen Fremdes, Bizarres. Für einen Moment, einen winzigen, zeitlosen und doch ewig währenden Moment, schien sein Geist mit dem der Kreatur zu verschmelzen, waren sie wie ein Wesen, das nur zufällig in zwei Körpern wohnte. Er fühlte den Kampf, der tief in seinem Inneren stattfand, kein Ringen unterschiedlicher Kräfte, sondern ein blitzartiges, ungeheures Zusammenprallen zweier entgegengesetzter Pole ungeheurer Macht, ein Gefühl, als explodierte tief in seinem Inneren eine gewaltige, lodernde Sonne, in einem Bereich seiner Seele, der seinem bewussten

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