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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Kette fester und trat widerwillig ins Wasser.
    Es war kalt, viel kälter, als er geglaubt hatte; eine dünne, schneidende Linie mörderischer Kälte, die an seinen Beinen und seinem Körper emporkroch und gefühllose Taubheit hervorrief. Skar ließ sich behutsam ganz ins Wasser gleiten, biß die Zähne zusammen und schwamm, die Rechte fest um die straff gespannte Kette geklammert, los. Hinter ihm glitten Legis, dann Mork und die anderen Quorrl ins Wasser.
    Sie schwammen schräg über den See bis weit über seine Mitte hinaus. Skar spürte, wie seine Kräfte schon nach den ersten Zügen nachzulassen begannen. Die Kälte saugte das Leben aus ihm heraus, lähmte ihn und verwandelte seine Muskeln in starre, schmerzende Knoten, die sich mehr und mehr weigerten, seinen Befehlen zu gehorchen. Die Kette verschwand plötzlich unter ihm in der Tiefe. Er hielt an, trat einen Moment Wasser und nahm einen letzten, tiefen Atemzug, ehe er tauchte.
    Die Strömung riß ihn mit sich. Er konnte nichts sehen, obwohl er — trotz des brennenden Schmerzes und des Widerwillens, mit dem ihn das übelriechende, schleimige Wasser erfüllte — die Augen weit geöffnet hielt. Sein Rücken schrammte an hartem, rissigem Stein entlang. Ein schmerzhafter Schlag prellte ihm die Kette aus der Hand, aber der Sog des abfließenden Wassers leitete ihn sicherer, als es die Kette gekonnt hätte. Irgend etwas schrammte an seiner Schulter entlang, und etwas Weiches, Schleimiges floß über sein Gesicht und blieb einen Moment daran haften.
    Skars Herz begann zu hämmern. Kälte und Strömung rissen weiter an ihm, verbrannten seine Haut und saugten das letzte bißchen Kraft aus ihm heraus. In seiner Kehle saß plötzlich ein dik-ker, schmerzhafter Kloß, der mit jeder Sekunde dicker zu werden schien. Er wollte atmen, doch es ging nicht. Seine Lungen brannten, schmerzten unerträglich, aber selbst wenn es ihm gelungen wäre, den Mund zu öffnen, wäre seine Kehle zu verkrampft gewesen, um zu atmen.
    Und dann, von einer Sekunde auf die andere, erreichte er die Oberfläche. Er sah Licht über sich, stemmte sich mit einer letzten verzweifelten Anstrengung gegen die Strömung, die ihn weiter in die Tiefe reißen wollte, und brach durch den Wasserspiegel. Mit raschen, gierigen Zügen saugte er die Luft in seine Lungen, hustete, würgte und schwamm gleichzeitig auf das Ufer zu.
    Dicht neben ihm brach Morks geschuppter Schädel durch die Wasseroberfläche. Der Quorrl rief etwas, das Skar nicht verstand, und deutete hektisch nach rechts. Skar ruderte mit den Armen und versuchte, sich auf der Stelle zu drehen. Der Sog der Strömung wurde stärker. Skar blinzelte, um wieder klar sehen zu können, spuckte einen Mundvoll Wasser aus und sah sich aufmerksam um. Sie befanden sich in einer weiteren Höhle, die aber ungleich höher und größer war als die, in die der Abfluß gemündet hatte. Das Wasser floß mit einem mächtigen Rauschen durch ein schmales, künstlich geschaffenes Bett, das auf der rechten Seite von der Stirnwand der Höhle und auf der linken von einem gewaltigen unterirdischen Plateau begrenzt wurde. Aber das war es nicht, worauf ihn Mork hatte aufmerksam machen wollen.
    Vor ihnen, wie ein Gebirge aus Fleisch und Panzerplatten, stand eine Feuerechse.
    » N icht bewegen!« keuchte Mork. Sein Kopf tanzte dicht neben Skar auf den Wellen, und seine Worte gingen im Gurgeln und Rauschen des schnell fließenden Wassers beinahe unter. Aber Skar mußte sie nicht verstehen, um zu gehorchen. Sein Blick hing gebannt am Schädel der gewaltigen Bestie, die kaum einen Steinwurf entfernt am Ufer des Flusses stand und mißtrauisch zu ihnen herüberäugte. Sie war ein Gigant, selbst für eine Feuerechse. Skar schätzte ihre Größe auf gute zehn Meter; nicht sehr viel weniger, als Velas Staubdrachen gemessen hatte, obwohl er weitaus massiger und kraftvoller gewesen war als diese Echse hier. Ihr Kopf pendelte ständig hin und her, als wäre sie auf der Suche nach irgend etwas, und das dumpfe, rasselnde Geräusch ihrer Atemzüge übertönte sogar das Tosen des Flusses.
    Nach und nach tauchten auch die anderen auf — Herger zuerst, gefolgt von zwei Quorrl-Kriegern und Legis' Männern, die in rascher Folge durch den Wasserspiegel brachen. Die Strömung versuchte sie auseinanderzutreiben und mit sich zu reißen, aber die Quorrl, gegen deren gewaltige Körperkräfte selbst der Sog des Wasser nicht ankam, hielten sie zusammen.
    Skar sah sich verzweifelt nach Legis um.

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