Enwor 4 - Der steinerne Wolf
ertrunken, als er das Ufer erreichte. Der Quorrl, der ihn die ganze Zeit mit sich geschleift hatte, lud ihn wie eine leblose Last vor Skars Füßen ab, schüttelte abfällig den Kopf und ging. Skar kniete neben dem Hehler nieder, drehte ihn behutsam auf den Rücken und schlug ihm mehrmals, sanft und mit der flachen Hand, ins Gesicht. Herger stöhnte. Er hustete, erbrach würgend Wasser und Schleim und krampfte die Hände über dem Magen zusammen.
»Alles in Ordnung?« fragte Skar.
Herger versuchte zu lächeln, aber es mißlang ihm kläglich.
»Wo ist... der Drache?« keuchte er.
»Fort. Legis hat ihn weggeschickt. Frag mich nicht, wie, aber sie hat es getan.«
»Es wird nicht lange halten, Skar«, sagte Legis.
Skar sah auf. Die
Errish
stand über ihm. Sie schwankte, und ihr Gesicht war grau. Das Wasser hatte die schwarze Farbe, die sie sich zur Tarnung ins Gesicht geschmiert hatte, aufgeweicht und verlaufen lassen, so daß sie ein bizarres Muster auf ihrer Haut bildete. Ihr Atem ging schnell und in hektischen Stößen. »Wir müssen von hier verschwinden«, fuhr sie fort. »Die Tiere kommen oft zum Trinken hierher, und ich glaube nicht, daß ich die Kraft habe, es noch ein zweites Mal zu tun.«
Skar fragte nicht danach, was sie ein zweites Mal tun wollte. Er nickte, stand auf und half Herger, auf die Füße zu kommen. »Kannst du laufen?« fragte er.
Herger nickte. »Ich denke.« Er sah Legis an. »Wie geht es weiter?«
»Wir müssen aus dieser Höhle heraus. Weiter hinten gibt es Gänge, die zu klein für die Drachen sind. Dort können wir ausruhen. Kommt jetzt.«
Sie deutete mit einer vagen Geste in die Dunkelheit hinter sich, drehte sich herum und fuhr mit einer raschen, nervösen Bewegung über ihr Gewand. Als sie losging, sah Skar, daß sie hinkte; sie mußte sich verletzt haben, entweder während des Tauchens oder beim Hinaufklettem auf das felsige Ufer.
Er versuchte vergeblich, die wattige Schwärze vor sich mit Blik-ken zu durchdringen. Die Höhle war groß, gewaltig — ein unterirdischer Dom, noch höher als Laynanyas unterirdische Festung.
Ein eisiger Hauch streife Skars Gesicht, als er sich herumdrehte, um Legis zu folgen. Ein schwer zu definierender Geruch lag in der Luft: Drachengestank.
Sie gingen mehr als hundert Meter hinter der rasch ausschreitenden
Errish
her, ehe sie die gegenüberliegende Wand endlich erkennen konnten. Sie war glatt, als wäre sie poliert worden, und mit verschlungenen, bizarren Linien und Strichen übersät; ein Muster, das im Ungewissen grauen Licht zu leben schien. Ein gewaltiger gezackter Tunnel mündete im rechten Drittel der Wand in die Höhle, daneben erkannte Skar andere, viel kleinere Gänge; Stollen, die vielleicht für menschliche Benutzer gedacht, vielleicht auch nur zufällig entstanden waren.
Legis deutete auf einen der kleineren Tunnels. »Dort hinein. Es ist der kürzeste Weg.« Ohne auf eine Antwort zu warten, beschleunigte sie ihre Schritte und verschwand gebückt in der dunklen Öffnung.
Das flackernde graue Licht blieb hinter ihnen zurück, als sie weitergingen. Skar streckte tastend die Hände nach beiden Seiten aus und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Es machte ihn nervös, nicht sehen zu können, wohin er ging. Er versuchte seine Schritte zu zählen, um wenigstens zu wissen, wie weit sie gingen, verzählte sich aber fast sofort und hörte damit auf. Legis war irgendwo vor ihm; eine körperlose Quelle schleifender und raschelnder Geräusche und hektischer Atemzüge.
Schließlich wurde es vor ihnen wieder hell; der gleiche, flak-kernde graue Schein, der schon die große Höhle draußen erfüllt hatte. Legis ging schneller und rannte die letzten Meter fast, ehe sie mit einem erleichterten Aufatmen stehenblieb und zu Skar zurückblickte. Ihr Gesicht war bleich.
Skar blieb neben ihr stehen und trat zur Seite, um Platz für die anderen zu schaffen.
Sie alle boten einen jämmerlichen Anblick. Sie waren durchnäßt, froren und waren am Ende ihrer Kräfte. Selbst die Quorrl hatten viel von der unbändigen Stärke, die sie bisher wie eine knisternde Aura umgeben hatte, verloren und wirkten nur noch müde. Skar zitterte. Der nasse Mantel klebte auf seiner Haut und kühlte ihn nur noch mehr aus, statt ihn zu wärmen, und er fühlte sich plötzlich so schwach, daß er sich gegen die Wand lehnen mußte.
Er hielt nach Herger Ausschau und entdeckte ihn zwischen Legis' Männern. Herger wankte vor Erschöpfung und war grau im Gesicht, aber
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