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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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mannshohen Tunnel mit gemauerter Decke, die sich wenige Schritte vor und hinter ihm in Ungewisser Dunkelheit verlor. Vor ihm war ein schmaler, aus dem natürlichen Fels des Bodens herausgemeißelter Sims, auf dem Schimmel und grünliche Schmieralgen wuchsen, und der faulige Geruch, den Skar schon oben gespürt hatte, raubte ihm hier fast den Atem.
    Skar trat hastig zur Seite, als die Leiter über ihm zu beben begann und Mork heruntergeklettert kam.
    »Was ist das hier?« frage er leise. Die gekrümmte Decke fing seine Stimme auf und warf sie als verzerrtes, zischelndes Echo zurück. Der Gang mußte sehr lang sein.
    »Die Flutkanäle«, antwortete Legis. Sie war ein paar Schritte in den Stollen zurückgewichen, um Platz für die nachdrängenden Quorrl zu machen. »Ein Teil der alten Anlage. Das Meer muß früher weitaus höher gestiegen sein als heute. Es gab ein ganzes System solcher unterirdischer Wasseradern. Sie wurden vor Jahrhunderten versiegelt. Diesen hier hat man vergessen. Nicht einmal die Margoi weiß von ihm.«
    Skar hätte sich gerne nach weiteren Einzelheiten erkundigt, aber Legis drängte sich an ihm vorbei und verschwand mit gebeugtem Haupt in der Dunkelheit, ohne auf die letzten Nachzügler zu warten. Skar sah sich flüchtig nach Herger um, ehe er ihr folgte. Der Hehler war noch nicht herabgestiegen, aber Skar wußte, daß er folgen würde. Morks Gefährten würden dafür sorgen, daß niemand zurückblieb.
    Diesmal war der Weg nicht mehr weit. Der Gang verlief kaum fünfzig Schritte geradeaus und machte dann einen scharfen Knick nach rechts, um sich zu einer flachen, aber weitläufigen Katakombe auszuweiten, die offensichtlich natürlichen Ursprungs war und nur hier und da künstlich erweitert oder zugemauert worden war. Bis auf den schmalen Sims, auf dem sie hierhergekommen waren und der sich wie ein Laufsteg rings um ihre Wände dahinzog, wurde sie zur Gänze von einem grauen, ölig schimmernden See eingenommen. Skar hielt vergeblich nach einem weiteren Ausgang Ausschau.
    Legis deutete auf das schlammige Wasser. »Wir müssen dort hindurch. Du kannst schwimmen, hoffe ich.« Sie ließ sich auf die Knie sinken, suchte einen Moment mit den Händen im Wasser herum und richtete sich mit einem nur halb unterdrückten Seufzer wieder auf. In ihren Fingern glitzerte eine dünne, schlammverkrustete Kette.
    »Nimm«, sagte sie.
    Skar zögerte einen Moment, griff widerwillig nach der Kette und blickte stirnrunzelnd auf die graue Wasserfläche hinunter.
    Der Gestank ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Das Wasser war nicht überall so ruhig wie hier — weiter zur Mitte hin gab es Strudel und winzige, rasende Wirbel, und von Zeit zu Zeit trug die Strömung formlose dunkle Dinge mit sich.
    »Es gibt... keinen anderen Weg?« fragte er.
    Legis schüttelte den Kopf. »Wir sind direkt unter der Mauer«, sagte sie. »Der Abfluß führt direkt in die Drachenhöhle hinein —es ist nicht weit. Zehn, vielleicht fünfzehn Stöße. Die Kette weist dir den Weg.«
    Skar starrte die
Errish
zweifelnd an.
    »Wir sind auf diesem Weg aus der Stadt geflohen«, fuhr sie fort. »Zwei von uns sind ertrunken. Ihre Leichen sind noch dort unten. Für einen Mann wie dich ist es nicht sehr schwierig. Geh!« Ihre Stimme klang plötzlich ungeduldig und gehetzt, und Skars Mißtrauen erwachte erneut. Vielleicht war dies die Falle, auf die er die ganze Zeit unbewußt gewartet hatte, und der Stollen hatte nicht nach wenigen Metern einen Ausgang, sondern führte geradewegs in den Tod, so daß nur ihre Leichen auf der anderen Seite ins Meer gespült wurden.
    Aber vielleicht war er auch einfach nur zu mißtrauisch.
    »Nun mach schon«, sagte Mork hinter ihm. Skar dreht sich halb um und verlor auf dem glitschigen Untergrund um ein Haar das Gleichgewicht. Der schmale Streifen von Sternenlicht, der durch den offenstehenden Eingang in den Schacht gefallen war, war erloschen. Offensichtlich war nun auch der letzte Quorrl zu ihnen heruntergestiegen und hatte den gußeisernen Deckel hinter sich zugezogen. Hinter den Quorrl, halbwegs verdeckt von den breitschultrigen Gestalten der Schuppenkrieger, drängten sich Legis' Männer zusammen. Der Gang war fast zu schmal, um sie alle aufzunehmen. Skars Blick tastete über das Gesicht des Quorrl.
    Die stumpfgrauen Schuppen des Riesen schienen mit der Farbe der Felswände hinter ihm zu verschmelzen.
    Mork nickte auffordernd. Skar schluckte die bissige Bemerkung, die ihm auf der Zunge lag, hinunter, packte die

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