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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Lärm machen, können wir es schaffen.«
    »Das gefällt mir nicht«, murrte der Quorrl.
    »Mir auch nicht«, sagte Skar. »Aber niemand hat dich gezwungen mitzukommen. Vielleicht tust du dich mit Herger zusammen und wartest hier unten, bis wir zurück sind.«
    Mork schenkte ihm einen bösen Blick, schwieg aber.
    »Wir müssen es riskieren«, sagte Legis. »Und wir müssen uns beeilen — ich fürchte, wir sind selbst hier unten nicht sicher. Gehen wir zurück und holen die anderen.«
    Sie wollte aufstehen, aber Skar hielt sie mit einer raschen Bewegung fest. »Es reicht, wenn einer von uns geht«, sagte er. »Bleib mit Mork hier und halt die Augen auf — ich beeile mich.« Er stand unverzüglich auf, warf einen Blick zu den Drachen hinüber und rannte los.

D er Rückweg kam ihm weiter vor als der Weg hinunter.
    Skar fror mit jeder Minute stärker. Der nasse Mantel begann auf seiner Haut zu trocknen, und die Kälte kroch allmählich in seinen Körper hinein und nagte an seinen letzten verbliebenen Krafreserven. Er lief schneller und rannte schließlich den steil ansteigenden Weg hinauf, aber selbst die Bewegung vermochte die beißende Kälte nicht vollends aus seinen Gliedern zu vertreiben. Sein Herz hämmerte, als das Stollenende schließlich vor ihm auftauchte. Er blieb stehen, atmete ein paarmal tief durch und ging langsamer weiter. Die Höhle, in der Herger und die anderen zurückgeblieben waren, lag jetzt direkt vor ihm. Eigentlich hätte er ihre Stimmen hören müssen (oder wenigstens irgendwelche Laute). Aber vor ihm war nichts.
    Skar blieb stehen. Er spürte, daß dort vor ihm irgend etwas nicht stimmte. Es war zu still, zu ruhig, selbst wenn er annahm, daß die Zurückgebliebenen sich bemühten, keinen Lärm zu machen. Elf Personen konnten einfach nicht so vollkommen lautlos sein, auch wenn sie es wollten.
    Langsam ging er weiter. Seine Hand glitt unter den nassen Umhang und tastete nach dem Griff des
Tschekal.
Das Leder war klamm, vollgesogen mit Wasser und Kälte, und das beruhigende Gefühl von Sicherheit und Stärke, das ihn normalerweise immer überkam, wenn er die Waffe berührte, blieb diesmal aus.
    Ein schwacher, süßlicher Geruch wehte ihm entgegen, als er weiterging. Im ersten Moment erkannte er nicht, was es war, aber er wurde stärker, je näher er der Höhle kam, und schließlich gewahrte er einen dunklen, formlosen Schatten unmittelbar vor ih-
    rem Eingang.
    Skar blieb abermals stehen, warf einen sichernden Blick über die Schulter zurück und zog die Waffe aus dem Gürtel. Das Geräusch, mit dem die Klinge aus der schmalen Lederscheide glitt, erschien ihm in der lastenden Stille überlaut; wer immer hier lauern mochte, mußte es hören.
    Unsinn, dachte er zornig. Es gibt niemanden, der hier lauerte. Dieser Weg in die Verbotene Stadt braucht keinen Wächter; er bewacht sich selbst; besser, als es jeder Posten könnte.
    Skar verscheuchte den Gedanken mit einem unwilligen Kopfschütteln, wechselte das Schwert von der Rechten in die Linke und ging weiter. Der Geruch wurde stärker.
    Blut.
    Es war Blutgeruch; jenes schwere, süßliche, auf morbide Art beinahe angenehme Aroma, das er von so vielen Schlachtfeldern und aus so vielen Arenen kannte, und zwar zu gut, um sich einzureden, daß es etwas anderes sein konnte. Es war Blutgeruch, und der dunkle Umriß vor ihm war ein Körper. Der Körper eines Quorrl.
    Skar ließ sich neben dem Schuppenkrieger auf ein Knie nieder, legte das Schwert, lautlos und so nahe, daß er es mit einem raschen Griff sofort wieder erreichen konnte, auf den Boden und drehte den Quorrl um.
    Er war tot. In seinen pupillenlosen Fischaugen war ein Ausdruck ungläubigen Schreckens festgefroren, ein Schrecken, der schlimmer gewesen sein mußte als der körperliche Schmerz. Sein rechter Arm war fort — an seiner Schulter gab es nur noch einen zerrissenen Stumpf, aus dem überraschend wenig Blut floß. Der Quorrl war weder verblutet noch an einer anderen Verletzung gestorben. Was ihn getötet hatte, war der Schock gewesen, eine Furcht, die sich selbst im Tode noch tief in seine Züge gegraben hatte.
    Aber was konnte ein Wesen wie einen Quorrl im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode erschrecken?
    Skar nahm sein Schwert auf, sah sich — nun wirklich mehr in Angst als beunruhigt — noch einmal um und ging weiter. Seine Schritte wurden langsamer.
    Die Höhle war voll von Toten. Er hatte es erwartet — nicht erwartet: gewußt —, aber der Anblick traf ihn trotzdem wie ein

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