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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hatte — nicht zu diesem gewaltigen schuppigen Wesen, das nur aus Kraft und kaum gebändigter Wildheit zu bestehen schien und dem man keine anderen Gefühle als Haß und Mordlust zutraute. Für einen Moment bedauerte er fast, daß er Mork nicht unter anderen Umständen kennengelernt hatte. Sie hätten viel voneinander lernen können.
    Aber dieser Gedanke war falsch — wären er und Mork sich zu einer anderen Zeit und unter anderen Umständen begegnet, dann hätten sie nichts anderes als Todfeinde sein können.
    Erst als sie die Drachenhöhle beinahe erreicht hatten, erwachte Mork aus seiner Erstarrung. Er blieb stehen, schlug Skars Hand mit einem schmerzhaften Hieb beiseite und funkelte ihn wütend an.
    »Es ist gut«, sagte er böse. »Du brauchst mich nicht zu führen wie ein Kind.«
    Skar nickte, und Mork fuhr mit einer heftigen Bewegung herum und stürmte weiter. Er floh — nicht vor der Gefahr, die hinter ihnen lauerte, sondern vielmehr vor der Blöße, die er sich gegeben hatte. Für einen Moment hatte er Skar hinter sein starres Schuppengesicht blicken lassen und ihm gezeigt, daß der Unterschied zwischen Menschen und Quorrl vielleicht nicht einmal annähernd so groß war, wie es bisher den Anschein gehabt hatte. Aber Skar wußte nicht, ob es wirklich gut war. Es konnte sein, daß Mork ihn später dafür haßte. Wenn es ein »Später« gab ...
    Legis kniete noch immer hinter dem Felsen, hinter dem sie Dek-kung gesucht hatte, als Skar gegangen war. Auf ihrem Gesicht erschien ein überraschter Ausdruck, als sie sah, daß Skar und der Quorrl allein zurückkamen.
    »Wo sind die anderen?« fragte sie, als Skar geduckt neben ihr anlangte und in den Schatten des Felsens glitt.
    »Tot«, antwortete Skar, ohne sie anzusehen.
    »Tot?« stieß Legis hervor. »Was heißt das? Wie ...«
    »Das heißt, daß sie ermordet worden sind«, mischte sich Mork ein. »Jemand hat sie umgebracht,
Errish.«
    Skar sah ihn alarmiert an. Der Quorrl wirkte äußerlich gefaßt, aber seine Hände zuckten fast unmerklich, und in seinen Augen stand ein gefährliches Flackern.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Legis. Ihr Blick glitt fragend von Mork zu Skar und wieder zurück.
    »Er will nichts sagen«, warf Skar hastig ein. »Sie sind tot, und wir wissen nicht, wer sie getötet hat.«
    Mork fuhr auf. »Es ist genug, Satai«, zischte er. »Du brauchst mir nicht die Worte in den Mund zu legen, die ich zu sagen habe. Ich weiß sehr wohl, was ich meine. Und du auch!«
    Die letzten Worte hatte er geschrien. Skar blickte über den Felsen, aber die Drachen unten in der Höhle rührten sich nicht. »Sei leise, bei allen Göttern!« antwortete er scharf. »Und überlege erst einmal — Legis war nicht eine Sekunde allein. Was hätte sie schon tun können, das wir nicht bemerkt hätten?«
    Mork wischte seinen Einwand mit einer unwilligen Geste beiseite. »Hexenwerk!« fauchte er leiser, aber keineswegs ruhig. »Sie ist eine Hexe, Satai! Sie hat sie umgebracht!«
    Skar bewegte sich ein wenig. Seine Hand glitt unauffällig zum Gürtel und legte sich auf den Schwertgriff. Mork war am Ende seiner Selbstbeherrschung angelangt. Seine Hände zitterten.
    »Du hast uns verraten, Hexe«, keuchte er. »Und auch wir wären tot, wenn ich nicht darauf bestanden hätte, dich zu begleiten.« Legis schüttelte verwirrt den Kopf. »Das ... das ist nicht wahr, Mork«, sagte sie schleppend. »Ich weiß nicht, was den Männern ...« Sie brach plötzlich ab, und in ihren Augen glomm ein erschrockener Funke auf. Ihr Blick suchte den Skars.
    »Du lügst!« brüllte Mork. Mit einer Bewegung, die zu schnell war, als daß Skar sie noch hätte verhindern können, warf er sich auf die
Errish
und riß sie hoch. Legis schrie, schlug dem Quorrl die geballten Fäuste ins Gesicht und trat um sich. Mork spürte es nicht einmal.
    »Laß sie los!« schrie Skar. Er sprang ebenfalls auf, packte die Hände des Quorrl und versuchte seinen Griff zu sprengen. Es war unmöglich. Mork drückte mit der ganzen gewaltigen Kraft seiner Muskeln zu. Legis' Schreie wurden zu einem krächzenden Stöhnen. Ihre Rippen knackten hörbar. Noch wenige Sekunden, und der Quorrl würde ihr den Brustkorb eingedrückt haben.
    Skar sprang zurück, riß sein Schwert aus dem Gürtel und schlug mit der flachen Seite der Klinge zu. Der Stahl traf Morks Handgelenk mit erbarmungsloser Wucht. Der Quorrl brüllte, mehr vor Wut als Schmerz, ließ die
Errish
los und wich zwei, drei Schritte zurück. Sein Blick

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