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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anstrengende Reise für eine Schwangere.
    Er erhielt einen schmerzhafen Stoß in den Rücken und bestieg hastig die erste Sprosse. Die Drachen bewegten sich unruhig und starrten ihn aus ihren winzigen intelligenten Augen an. Vielleicht spürten sie den Aufruhr in seiner Seele. Vielleicht war es aber auch nur der fremde Geruch, den er ausströmte und der sie beunruhigte.
    Er zog sich die letzten Sprossen empor, senkte den Kopf, um nicht an dem niedrigen geschnitzten Sturz des Einganges anzustoßen, und erhob sich auf die Knie. Das Innere der Sänfte war über-raschend groß. Durch die Wände sickerten dünne Streifen goldenen Sonnenlichts herein und gaukelten ihm ein Gefühl des Friedens vor. Er stand auf und breitete rasch die Arme aus, um sein Gleichgewicht zu halten, als der Boden unter ihm zu schwanken begann. Der Drachengestank war hier drinnen übermächtig.
    Er durchquerte die Sänfte, hockte sich in eine Ecke und legte den Kopf auf die Knie. Er wollte nicht mehr denken. Er wartete darauf, daß sie endlich kam und ihn tötete. Oder daß der Wolf dies tat. Wo war er? Hatte er ihn all die Zeit verfolgt oder gehetzt, um ihn jetzt allein zu lassen, kehrte er zurück nach Combat, um wieder für eine Ewigkeit zu Stein und Schweigen zu erstarren? Oder lauerte er immer noch irgendwo in seiner Nähe? Wahrscheinlich, dachte er. Wahrscheinlich war er noch irgendwo hier, und wahrscheinlich war er der Grund, warum er überhaupt noch lebte. Er war mächtig, ein Dämon, dem nichts unmöglich war, und er würde es nicht zulassen, daß seine Strafe so leicht ausfiel. Irgendwie, das wußte Skar plötzlich, würde er ihn schützen, um seine Qual zu verlängern.
    »Das Selbstmitleid steht dir nicht«, drang eine Stimme in seine Gedanken. Er sah auf und erkannte einen Schatten vor dem Eingang. Das weiße Sonnenlicht zeichnete die Konturen mit einem bösen blauen Heiligenschein nach.
    »Wie kommst du darauf?« sagte er widerwillig. Er wollte nicht reden.
    Vela lachte, bewegte sich gebückt auf ihn zu und setzte sich.
    Die Sänfte begann zu beben, und von draußen drang ein dumpfes, unglaublich machtvolles Raunen und Dröhnen herein; wie der Laut eines gewaltigen Tieres. Die Armee hatte sich in Bewegung gesetzt. Velas Eintreffen war das letzte Zeichen gewesen, auf das noch gewartet worden war. »Man sieht es«, erklärte sie leichthin. »Aber du bist kein Mann, der sich einem solchen Gefühl hingeben sollte. Nütze die Zeit, die ich dir noch gewähre. Drei Tage sind nicht viel.«
    »Hier?« fragte er.
    Vela machte eine undeutbare Geste. »Das überlasse ich dir.
    Wenn du lieber in Ketten hinter einem Pferd hermarschieren möchtest, als meine Gesellschaft zu ertragen, so ist das deine Wahl. Aber ich glaube, wir haben zu reden.«
    Skar setzte dazu an, etwas zu sagen, schüttelte aber dann den Kopf und starrte blicklos an Vela vorbei. Die Schatten vor dem Eingang begannen zu wandern. Es roch nach heißem Staub und Schweiß.
    »Gut«, sagte Vela nach einer Weile. Skar schrak auf. Er merkte erst jetzt, daß sie ihn sekundenlang angestarrt und auf eine Antwort gewartet hatte. »Vielleicht wäre es wirklich zuviel, jetzt eine Antwort von dir zu verlangen. Ich habe dir Bedenkzeit bis nach der Schlacht versprochen, und ich halte mein Wort.«
    Skars Blick tastete über ihr Gesicht. Jetzt, im Halbschatten der Sänfte, sah es noch verwundbarer und schöner aus als zuvor. Ein neues, seltsames Gefühl kroch aus seinem Inneren empor, ein Empfinden, vor dem er erschrak und das er eilig wieder dorthin zu verbannen versuchte, woher es gekommen war. Das Gift begann zu wirken.
    »Es ist seltsam«, murmelte er. Die Worte entstanden ohne sein Zutun, und er hörte sich selbst neugierig und mit vagem Schrek-ken zu. »Ich müßte dich hassen, aber ich kann es nicht.«
    In Velas Augen glomm ein neugieriger Funke auf. »Was dann?« Skar lachte, sehr leise und sehr traurig. Plötzlich war kein Zorn mehr in ihm. »Mitleid«, sagte er. »Du tust mir nur noch leid, mehr nicht.«
    Velas Lächeln erstarrte, aber Skar sah sie jetzt nicht mehr an, sondern blickte weiter zu den tanzenden Schatten vor dem Ausgang hinaus.

Ü ber dem Tal lag noch Nebel, der letzte flüchtige Hauch der Nacht, der nur widerwillig der hereinbrechenden Dämmerung wich. Es war kalt; die Sonne war als lodernder roter Ball über den Horizont gekrochen, aber es würde noch lange dauern, bis ihre Wärme den Klammergriff des Frostes ge-sprengt haben würde. An den Wänden der Schlucht glitzerte

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