Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
graugesichtigen Freunden geht. Sie waren nicht untätig, während du hierhergereist bist.« Skar starrte sie an. Die Erwähnung Gowennas weckte Erinnerungen in ihm, schmerzhafte Erinnerungen, die er vergessen wollte.
    »O ja, sie lebt noch«, sagte Vela, als sie den Ausdruck auf seinen Zügen bemerkte. »Und sie ist — auf ihre Weise — so erfolgreich gewesen wie du. Sie und dein Freund Del haben ein Heer aufgestellt und vor wenigen Tagen den Götterpaß überschritten.« Sie lachte, und dieses Mal klang es wirklich amüsiert, und fuhr fort: »Als ob Elay durch ein Heer genommen werden könnte! Eigentlich sollte sie es besser wissen. Selbst wenn ich nicht hier wäre, und selbst wenn der Stein noch in Combat läge, wäre ein Angriff auf diese Festung sinnlos.«
    »Immerhin ist es mir auch gelungen herzukommen.«
    »Weil ich es wollte«, sagte Vela gleichmütig. »Und weil du einen mächtigen Verbündeten hattest. Nur eine
Errish
konnte euch den Weg durch die Höhlen zeigen, und nicht einmal mit ihrer Hilfe wäret ihr auch nur in die Nähe des Palastes gekommen, wenn ich euch nicht den Weg geebnet hätte. Es gibt Gefahren dort unten, von denen sich nicht einmal Legis etwas hätte träumen lassen. Du hast es gemerkt — von vierzehn seid nur ihr zwei noch am Leben. Was geschah mit den anderen, mit Mork und seinen Quorrl? Haben ihn die Drachen gefressen?«
    Skar mußte all seine Kraft aufbieten, um sich seine Überraschung nicht anmerken zu lassen. Sie weiß es nicht, dachte er. Sie weiß nichts von Combats Wächter, und daß er hier ist.
    »Mork habe ich getötet«, sagte er. »Die anderen ...« Er zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht, was mit ihnen geschah. Legis und der Quorrl und ich gingen voraus, um den Weg zu erkunden.
    Als wir zurückkamen, waren sie tot. Alle.«
    Vela wirkte für einen Moment überrascht.
    »Eine der Gefahren, von denen du sprachst«, fügte er hastig hinzu. Seine Worte klangen nicht überzeugend, aber zu seiner Überraschung schien sich Vela mit dieser Erklärung zufriedenzugeben. Warum fragt sie nicht nach dem Wolf? dachte er. Sie weiß, daß er mich verfolgt. Sie hat meine Gedanken gelesen und hat ihn gesehen, als er ihr Heer angriff.
    »Du hast ihn getötet. War es ein guter Kampf?«
    »Nein«, antwortete Skar. »Es war Mord. Er hatte keine Chance.«
    »Schade. Er war ein guter Mann. Ein würdiger Gegner für dich. Und auch für mich. Ich wußte, daß ihr früher oder später aneinandergeraten würdet, schon als ich euch das erste Mal beisammen sah. Aber das spielt jetzt keine Rolle mehr.« Sie lächelte wieder, doch ihr Blick wurde plötzlich hart, und ein unsichtbarer grauer Schatten schien sich über ihre Züge zu legen. »Du bist mir ähnlicher geworden, als du ahnst, weißt du das?« fragte sie. »Du hast dein Versprechen wahrgemacht und mich gefunden, aber du hast deinen Weg mit Toten gepflastert. Du hast Andred getötet und Legis und Herger und Mork — habe ich jemanden vergessen?« Sie tat so, als überlege sie, und nickte. »Tantor. Ich vergaß Tantor in meiner Aufzählung. Aber dafür müßte ich dir dankbar sein. Ich hätte ihn sowieso beseitigen müssen. Er wurde zu mächtig.«
    Skars Hände begannen zu zittern. »Du ... du hast die Wahrheit gesagt«, krächzte er. »Erinnerst du dich, was du als Laynanya zu mir gesagt hast? Daß die Vela, die —«
    Sie brachte ihn mit einer hastigen Geste zum Schweigen. »Ich weiß es, Skar. Du hältst mich für schlecht, nicht wahr?«
    »Nicht schlecht«, korrigierte Skar sie. »Für böse. Für durch und durch böse.«
    »Böse ...« Vela seufzte. »Ein großes Wort, und es spricht sich schnell aus. Aber was heißt das schon — böse? Böse ist immer nur der andere, Skar. Säßest du an meiner Stelle und ich an deiner, würde ich dich böse nennen. Das Recht ist immer auf der Seite des Siegers. Aber was heißt schon Recht? Ist Recht nicht das, wofür man kämpft, ganz gleich, was es ist? Glaubst du nicht, daß auch ein blutiger Tyrann meint, er wäre im Recht? Ist das, was wir Recht nennen, nicht letztlich nur ein anderes Wort für Stärke?«
    Sie schüttelte den Kopf, lehnte sich zurück und verzog rasch und schmerzlich die Lippen. Ihre Hand preßte sich auf den Leib.
    »Mein Angebot gilt noch immer«, fuhr sie nach einer Weile, abrupt das Thema wechselnd, fort. »Der Thron von Elay ist groß genug für zwei. Überlege es dir.«
    »Du kennst die Antwort.«
    »Ich fürchte, ja«, murmelte Vela. »Und es tut mir leid, Skar. Ich

Weitere Kostenlose Bücher