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Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Enwor 4 - Der steinerne Wolf

Titel: Enwor 4 - Der steinerne Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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idealer Ort, den Fluß zu durchqueren. Aber auch ein idealer Ort für einen Überfall. Die Furt war nicht sehr breit — fünfzehn, vielleicht zwanzig Meter. Wer hier versuchte, das andere Ufer zu erreichen, der saß so sicher in einer Falle, als befände er sich auf einer schmalen Brücke.
    Skar wandte sich um, sah zum anderen Ufer hinüber und schüttelte den Kopf. Er konnte sich gut vorstellen, wie es gewesen sein mußte. Die Ebene war auf der anderen Seite des Flusses nicht ganz so flach und deckungslos wie hier — hinter dem sandigen Uferstreifen erhob sich eine Anzahl niedriger, unregelmäßig geformter Hügel, dazwischen lagen Felsen und dürres, aber dicht wachsendes Gestrüpp. Deckung genug für Männer, die wußten, wie man sich zu verstecken hatte.
    Aber nicht genug für eine Armee ...
    Skar schüttelte abermals den Kopf und zog sich mit einer entschlossenen Bewegung in den Sattel empor. Die meisten Quorrl schienen durch Pfeilschüsse ums Leben gekommen zu sein. Vielleicht waren sie einfach überrascht worden. Und vielleicht war ihnen ja auch ein zweiter Trupp auf den Fersen gewesen und hatte sie in den Pfeilregen derer, die drüben versteckt gewesen waren, hineingejagt.
    »Zwei Tage, sagst du?« knüpfte Herger an Skars Bemerkung an.
    Skar nickte. »Höchstens. Vielleicht auch weniger. Es kann genausogut während der letzten Nacht passiert sein. Aber ich glaube nicht, daß uns hier Gefahr droht, wenn du das meinst. Wer immer diese Quorrl umgebracht hat, ist längst weitergezogen.«
    Herger schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben — obwohl er so gut wie Skar wissen mußte, daß es nicht mehr als eine Vermutung war. Die Toten hier bewiesen nicht, daß die Schlacht vorüber war. Sie konnten ebenso hinter dem nächsten Hügel auf einen Trupp Quorrl oder Soldaten treffen, wie es diesen Wesen hier ergangen war. Vielleicht ritten sie ahnungslos mitten in eine Schlacht hinein. Vielleicht —
    Vielleicht fällt uns gleich der Himmel auf den Kopf, dachte Skar ärgerlich. Hör endlich auf, dich selbst nervös zu machen. Mit einer heftigen Bewegung zwang er sein Pferd herum und ritt zum Ufer hinunter. Das Tier scheute zurück, als es den eisigen Hauch spürte, der ihm von der Wasseroberfläche entgegenwehte, und Skar mußte es schließlich mit brutaler Kraft zwingen, ins Wasser zu gehen.
    Der Fluß war so seicht, wie Skar gehofft hatte — das Wasser war kaum tiefer als zwei oder drei Handspannen und reichte ihm nicht einmal bis zu den Füßen, aber die Strömung war mörderisch, und die Spritzer, die Skars ungeschützte Beine trafen, stachen wie winzige Messer in seine Haut. Das Pferd schnaubte vor Schmerz und warf unruhig den Kopf hin und her, und als sie die Mitte des Flußbettes erreicht hatten, strauchelte es, und Skar wäre um ein Haar aus dem Sattel gefallen. Er zitterte vor Kälte und Anstrengung, als er endlich das gegenüberliegende Ufer erreicht hatte und absaß.
    Herger folgte ihm in geringem Abstand. Er hockte in unnatürlich steifer Haltung im Sattel, und als er endlich neben Skar an-
    langte, war er so verkrampft, daß er kaum aus eigener Kraft absteigen konnte. Er taumelte, fiel mit einem schmerzhaften Laut auf die Knie und krümmte sich, als hätte er Schmerzen.
    Skar trat rasch hinzu, aber Herger schüttelte verbissen den Kopf und schlug Skars Hand zur Seite. »Laß mich«, zischte er. »Ich komme schon noch hoch.«
    Skar trat einen halben Schritt zurück und runzelte die Stirn, sagte aber nichts. Er verstand Herger. Es war nicht das erste Mal, daß er so etwas beobachtete — der Hehler hatte, eigentlich die ganze Zeit über, ganz genau gewußt, worauf er sich einließ. Sie waren vom ersten Tag an in Lebensgefahr gewesen, jede einzelne Minute, seit sie Anchor verlassen hatten, und Herger war sich dieses Umstandes immer bewußt gewesen. Er war innerlich nicht halb so ruhig, wie er vorgab. Herger war kein Held, und die ständige Angst, die Furcht, die ihn ständig begleitet haben mußte, hatte an seinen Kräfen gezehrt. Der Anblick des Schlachtfeldes mußte ihm den Rest gegeben haben. Man konnte gut über den Tod und das Sterben reden, aber ein Schlachtfeld mit Toten, Verstümmelten und Sterbenden zu sehen, war eine andere Sache.
    Skar war schon so lange Krieger, daß er manchmal vergaß, wie dieser Anblick auf einen Menschen wirkte, dessen Alltag aus Handel und friedlichen Geschäften bestand.
    »Was ist... hier passiert?« fragte Herger. Seine Stimme klang brüchig, obwohl er sich

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