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Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Enwor 5 - Das schwarze Schiff

Titel: Enwor 5 - Das schwarze Schiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gleichen Material gemeißelt waren, aus dem diese ganze Stadt bestand. Und doch waren sie gleichzeitig anders, ganz anders. Bisher hatte er nur plumpe weiße Kolosse in ihnen gesehen, und sie waren wohl auch nicht viel mehr gewesen; mörderische, aber nur halb gelungene Kopien menschlicher Wesen. Jetzt war es anders. Skar spürte noch immer die Aura unglaublicher Kraft, die die Wesen ausstrahlten, aber es war auch etwas anderes darunter. Obwohl sie zu weit entfernt waren, um ihre Gesichter zu erkennen, war Skar sicher, daß die blitzenden weißen Flächen unter ihren Helmen nicht länger leer waren, sondern menschliche Züge aufwiesen.
    Yar-gan wurde ungeduldig. »Greifen wir sie nacheinander an, oder teilen wir uns?« fragte er. Die beiden Giganten standen ein Stück voneinander entfernt; der eine etwas weiter hinten und auf der anderen Seite der Straße, so daß sie sie nicht gleichzeitig angreifen konnten. »Weder noch«, antwortete Skar, ohne den Blick von der bizarren Erscheinung vor sich zu nehmen. »Wir nehmen den anderen Weg.« Yar-gan starrte ihn ungläubig an. »Das kann nicht dein Ernst sein, Skar!« Er zog nun doch sein Schwert und deutete erregt mit der Spitze auf den rechten, freigebliebenen Weg, dann auf die beiden Eiskrieger. »Das ist eine Falle!« behauptete er. »Jedes Kind würde sie erkennen!« Skar lächelte. »Oder eine Warnung«, murmelte er.
    »Unsinn«, entgegnete der Sumpfmann ungehalten. »Er wird plötzlich sein Herz für uns erkannt haben, wie?«
    Skar löste sich mühsam vom Anblick der beiden titanischen Eiskrieger, drehte sich und sah Yar-gan an. Zorn verzerrte die Züge des Sumpfmannes, die gleiche jähzornige Wut, die so typisch für Del gewesen war und die ihn so oft in haarsträubende Situationen gebracht hatte. Er lächelte, aber er bezweifelte, daß Yar-gan den wahren Grund für dieses Lächeln begriff.
    »Vielleicht ist es eine Falle«, gab er zu. »Aber selbst wenn, haben wir wohl keine große Auswahl, Del. Wir können nicht gegen sie kämpfen.«
    »Es sind nur zwei!«
    »Es waren auch nur zwei, die Gowenna und mich angegriffen haben«, widersprach Skar ruhig. »Und es waren nur zwei, auf die wir gestern gestoßen sind. Mein Gott, Del — wenn der Dronte diese Kreaturen ausgesandt hätte, um uns zu töten, hätten sie es längst getan! Er hätte Tausende von diesen Monstern auf uns hetzen können, statt nur zwei. Woher willst du wissen, daß nicht immer wieder
nur zwei
auftauchen? So lange, bis keiner von uns mehr übrig ist, um sie zu vernichten?«
    Yar-gan schnappte hörbar nach Luf, aber Skar ließ ihn nicht zu Wort kommen, sondern sprach schnell weiter. »Möglicherweise ist es eine Falle«, sagte er noch einmal, »aber wenn, so sind wir darauf vorbereitet. Und vielleicht ist es auch etwas anderes.«
    »Und was?« fragte Yar-gan übellaunig. »Etwa gar eine freundliche Einladung zu —«
    »Herr!« keuchte einer der Freisegler. Yar-gan brach mitten im Satz ab, fuhr herum und erstarrte für eine halbe Sekunde.
    Die beiden Giganten waren aus ihrer Erstarrung erwacht und kamen langsam auf sie zu. Skar sah, daß auch ihre Art, sich zu bewegen, menschlicher geworden war. Ihre Schritte waren leicht, beinahe elegant, aber man spürte die Kraf, die in ihren künstlichen Muskeln war. Eine Kraf, der weder er noch der Sumpfmann etwas entgegenzusetzen hätte. Nein, dachte er überzeugt. Wenn diese beiden Riesen gekommen wären, um sie zu vernichten, hätten sie es längst getan. Yar-gan wich Schritt für Schritt zurück, und auch die Freisegler begannen unruhig zu werden. Zwei, drei Krieger wandten sich um und begannen zu laufen, während die anderen den beiden näher kommenden Titanen voller Furcht entgegensahen.
    »Skar!« sagte Yar-gan. Seine Stimme bebte. »Tu etwas!«
    Ein gellender Schrei wehte vom entgegengesetzten Ende der Straße zu ihnen herüber. Skar und der Sumpfmann fuhren in einer einzigen, synchronen Bewegung herum. Yar-gan keuchte.
    Auch der Rückweg war ihnen verwehrt. Hinter den letzten Männern war Nebel aufgekommen, lautlos und schnell, unwirkliche, schwere graue Schwaden, die aus Boden und Wänden zu quellen schienen und den Weg wie eine wirbelnde Barriere versperrten, und hinter ihnen zeichneten sich die Gestalten zweier weiterer Eiskrieger ab, stumm und drohend und so tödlich wie die beiden vor ihnen.
    Skars Hand fuhr zum Gürtel. Seine Finger faßten um den lederbezogenen Griff des Schwertes. Aber das vertraute, sichere Gefühl, das die Berührung der Waffe

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