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Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter

Titel: Enwor 6 - Die Rückkehr der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hineingesunken war.
    Lange vor Sonnenaufgang stand er wieder auf, zog sich an und verließ seine Kammer. Er war kein Gefangener- Drask hatte ihm nicht nur erlaubt, sondern ihn sogar ausdrücklich dazu aufgefordert, sich nach Belieben in der Festung umzusehen und auch Vorschläge zu machen, sollte ihm eine Schwäche in ihrer Anlage oder eine Möglichkeit zur Verbesserung auffallen.
    Skar nutzte diese Erlaubnis nach Kräften aus. Länger als zwei Stunden lief er durch die weitverzweigten Gänge und Hallen der Burg, begutachtete die Wehrmauern und Türme, prüfte den Abschußwinkel der Katapulte, die Ausrichtung der Schießscharten und die Höhe der Brustwehr — tausend Dinge, die vor ihm schon andere getan hatten, viel gründlicher und erfahrener, als er es gekonnt hätte. Skar glaubte auch nicht wirklich, die Verteidigungsfähigkeit dieser Burg irgendwie verbessern zu können. Und er war sich auch darüber im klaren, daß dies nicht der Sinn von Drasks Worten gewesen war. Er brauchte einfach etwas, um sich abzulenken, und Drask seinerseits wollte wohl erreichen, daß die Männer in der Burg sich an Skars Anblick gewöhnten.
    Vielleicht war dies das größte Problem, und Skar hatte noch nicht einmal wirklich damit begonnen, es zu lösen:
    Er war Satai.
    Jedermann hier wußte das, spätestens seit seinem Zusammenstoß mit Gorrn am vergangenen Tage. Und Skar gab sich jetzt keine Mühe mehr, seine Identität zu verheimlichen. Er trug
Tschekal
und Stirnband der Satai ganz offen, und fast bedauerte er jetzt, die Kleider des Satai, den er erschlagen hatte, nicht doch mitgenommen zu haben, denn er hätte sich im schwarzen Mantel und Brustpanzer seines Clans einfach wohler gefühlt als in den schweren Pelzen, die Drask ihm bereitgelegt hatte. Aber er spürte auch die Angst — und den Haß! — die ihm entgegenschlugen. Furcht und Angst in den Augen der Männer, denen er be-gegnete, und Haß, sobald sich ihre Blicke voneinander lösten und sie glaubten, er merke es nicht.
    Das Gefühl schmerzte, auch wenn er es verstand. Vielleicht gerade deshalb um so mehr.
    Was war aus Enwor geworden? dachte er bitter. Was war aus der Welt geworden, die zu beschützen er einst bei seinem Leben geschworen hatte? Was hatten sie getan, daß aus Gut Böse und aus Böse etwas noch Schlimmeres geworden war?
    Zwei Stunden nach Sonnenaufgang traf er auf einen Leibdiener Drasks, der ihn offensichtlich schon eine geraume Weile gesucht hatte, denn er begann zu rufen und hektisch mit den Armen zu wedeln, lange ehe er Skar erreichte, und sein Atem ging sehr schnell. »Drask... wünscht Euch zu... sprechen, Herr«, keuchte er, als Skar stehenblieb und ihm so Gelegenheit gab, zu ihm aufzuholen. »Bitte kommt. Er... wartet schon eine ganze Weile auf Euch.«
    »So?« Skar lächelte humorlos. »Warum hat er nicht meine Gedanken gelesen, um herauszufinden, wo ich bin?«
    Der Diener blinzelte irritiert; offensichtlich verstand er nicht, was Skar meinte. Skar machte eine kurze Handbewegung, als er antworten wollte. »Schon gut. Bring mich zu ihm.«
    Der Mann führte ihn zurück in die Turmkammer, in der er schon am Tage zuvor mit Drask zusammen gewesen war. Drask selbst war nicht da. Die Fenster standen jetzt weit offen, und im hellen Licht der Vormittagssonne wirkte die halbrunde Kammer um einiges freundlicher- und auch größer- als am Vortag. In der Luft hing ein schwacher, süßlicher Geruch, wie nach Weihrauch, und Skar sah, daß der Tisch reich gedeckt war — für
vier
Personen. Natürlich, dachte er. Drask hatte ihn sicher nicht hierhergebracht, weil er Gesellschaft brauchte. Das kurze Gespräch gestern war nur der Auftakt gewesen, und Skar ahnte nur zu gut, was nun kommen würde: lange Tage voller endloser Diskussionen, Beratungen und wieder Diskussionen. Drask — wer immer er war — (Skar kam mit einem Gefühl leiser Verwunderung zu Bewußtsein, daß er bisher nicht einmal einen Gedanken an diese Frage verschwendet hatte) würde sich kaum damit zufrieden geben, sich zu fragen, warum Skar wohl hier war und dann achselzuckend weitermachen, als wäre nichts geschehen. Wahrscheinlich, dachte Skar finster, erwartete er eine Art von Wunder von ihm. Der Gedanke erfüllte ihn mit Zorn. Skar, der Satai, dachte er bitter. Der Retter der Welt. Was sollte er tun? Mit den Fingern schnippen und die Sternengeborenen dorthin zurückhexen, wo sie hergekommen waren?
    »Wo ist dein Herr?« fragte er.
    Der Diener fuhr zusammen, blickte Skar einen Moment sichtlich

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